Mais. Reife auf den Punkt bestimmt

Je nach Jahr, Standort, Sorte und Bestandesführung kann die Entwicklung der Maisbestände sehr verschieden verlaufen und es fällt mitunter schwer, den richtigen Erntezeitpunkt zu ermitteln. Erfahrungsgemäß erfolgt die Ernte in der Regel zu spät. Das kann Ertrags- und Qualitätseinbußen nach sich ziehen. 

So ermitteln Sie den richtigen Erntezeitpunkt. Der Trockenmasse-Gehalt der Gesamtpflanze allein ist dafür nicht aussagekräftig genug. Stattdessen sollten Sie das Reifeverhältnis von Korn zu Restpflanze ermitteln. In der Praxis lässt sich der Silomais-Reifeindex mithilfe von drei Methoden bestimmen:

  • K/R-Methode. Der Landwirt kann die differenzierte Reifekontrolle von Korn und Restpflanze mittels Trockenmasse-Messung selbst durchführen. Diese Methode bedarf in der Regel keiner kostenpflich­tigen Fremdleistung. Dazu entnimmt man drei repräsentative Pflanzen des Schlages, rebbelt die Körner ab und misst mittels Schnelltestgerät die Kornfeuchte (ohne Spindel). Die Restpflanze muss gehäckselt werden (z. B. mit einem Gartenhäcksler) und anschließend einen Tag lang im Trockenschrank bleiben. Im Ergebnis können Sie neben der Ermittlung des exakten Reifezustandes (SRI) auch die Reihenfolge der Aberntung der Maisschläge festlegen. Eine ökonomische Verlustrechnung aufgrund der ausgewiesenen Ertrags- und Qualitätsparameter ist jeder Zeit möglich, wenn der Maisbestand nicht termingerecht gehäckselt werden kann.
    Hier finden Sie die Excel-Kalkulationsgundlage.
     
  • K/G-Methode. Als arbeitswirtschaftliche Entlastung und praktische Alternative kann die Reifeanalyse auch indirekt unter Zuhilfenahme einer Schätztabelle erfolgen, wenn z. B. über moderne GPS-Verfahren, Drohnentechnik bzw. Feldhäcksler der TM-Gehalt der Bestände teil- bzw. schlagbezogen ermittelt werden kann. Dafür geben Sie den TM-Gehalt des Korns sowie den TM-Gehalt der Gesamtpflanze in die Schätztabelle ein. Die Kornreife können Sie mittels Schnelltester bestimmen und das Reifeverhältnis (SRI) feststellen. In der Regel ist auch diese Verfahrensweise ohne kostenpflichtige Fremdleistung möglich.
    Hier finden Sie die Excel-Kalkulationsgundlage.
     
  • G/S-Methode. Auf der Basis von Laborwerten des TM-Gehaltes der Gesamtpflanze und ihres Stärkegehaltes sind mit kostenpflichtiger Fremdleistung und der Nutzung der G/S-Methode (Gesamtpflanzen/ Stärkegehalt) darüber hinaus indirekt Schätzungen und Bewertungen der Reifeparameter sowie Ableitungen zum Ernteablauf möglich. Diese Methode zur Ermittlung des SRI sollte auch ergänzend bei allen Sortenprüfungen angewendet werden, da hier neben den Ertrags- auch die erforderlichen Qualitätsdaten vorliegen. Die notwendige Einordnung der Standorteignung der Sorten nach dem SRI ist auf diese Weise zu empfehlen. Nur Sorten, die die optimale Maisreife (SRI ≥ 2,6) erreichen, sollten bei der standortbezogenen Sortenwahl weiter auf die einzelnen verfahrensspezifischen Verwendungen getestet werden.
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Für alle drei Methoden finden Sie die entsprechenden Tabellen zum Download, in die Sie Ihre individuellen Daten eintragen und somit den SRI ermitteln können. Aufgrund der Genauigkeit der Ergebnisse geht die direkte Messung (K/R-Methode) immer vor Schätzung. Zur Ernte sind die Schätzung der Reife (SRI) sowie der Ausweis der geschätzten Ertrags- und Qualitätsdaten für den Pflanzenbauer zunächst allerdings aussagekräftig genug. 
Um den exakten Entwicklungsverlauf zu ermitteln, sind grundsätzlich bei allen Verfahren je nach Witterung mindestens drei zeitlich aufeinander folgende Probenahmen und Messungen notwendig. Andernfalls handelt es sich nur um eine Momentaufnahme. Der damit verbundene Aufwand lohnt sich in jedem Fall, da mit dem SRI auch der Grad der Standorteignung einer Sorte, der reifespezifische Sortentyp sowie die Reproduzierbarkeit der Sortenleistung dargestellt und quantifiziert werden können. 

Dr. Reinhard Amler, Pflanzenbauberater, Angersdorf

Aus Saatgutmagazin Winter 2019. Den vollständigen Beitrag als pdf-Datei finden Sie hier.

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