
Schwein. Hilft die Zucht auf kurze Schwänze?
Nicht ohne Grund ist das Kupieren der Schwänze bei Schweinen noch gängige Praxis. Das Risiko für tierschutzrelevante Beißausbrüche sinkt dadurch erheblich. Ob es möglich wäre, Schweine mit kürzeren Schwänzen zu züchten, beleuchtet Steffen Hoy.
Der Gedanke liegt nahe: Von Natur aus kürzere Schwänze könnten theoretisch einen Kupierverzicht erleichtern. Denn gerade die Spitze eines langen Schwanzes ist gefährdet, wenn es um Nekrosen und blutige Verletzungen geht. Tut sich hier ein Feld für die Zucht auf?
Lange Schwänze erhöhen das Risiko
Die Auswirkungen des Schwanzbeißens auf Gesundheit und Leistung der Schweine sind gravierend. Bei unkupierten Ferkeln traten in der Aufzucht nach eigenen Untersuchungen doppelt so hohe Verluste auf, es gab viermal so viele mit Antibiotika behandelte Tiere und achtmal so häufig musste Spray eingesetzt werden (zur Abdeckung der Wunde) wie bei kupierten Ferkeln. Dramatisch ist der Befund, dass fast 71 % der unkupierten Mastschweine am Mastende einen Teilverlust des Schwanzes aufwiesen. Bereits am Ende der Aufzucht hatten knapp 47 % der Ferkel mit unkupierten Schwänzen einen Teilverlust erlitten. Rund 2 % waren sogar von einem Totalverlust des Schwanzes betroffen. Von den kupierten Ferkeln waren 1,4 % von einem Teil- und 0,6 % von einem Totalverlust betroffen. Andere Studien zeigen ähnliche Ergebnisse. Das unterstreicht, wie kompliziert und riskant die Umsetzung des vorgesehenen Kupierverzichtes ist.