
Weizen-Neuzulassungen. Die Schwerpunkte verschieben sich
Auch bei den diesjährigen Neuzulassungen steht ein hohes Ertragspotential im Fokus.
Auffallend ist gerade bei »Qualitätsweizen«, dass der Rohproteingehalt als entscheidenes Vermarktungskriterium teilweise etwas zu kurz kommt. Seit 2019 wird der Proteingehalt bei der Qualitätseinstufung nicht mehr berücksichtigt. Dennoch spielt er bei der Sortenwahl eine wichtige Rolle, da neben der N-Düngung auch die Genetik großen Einfluss auf die Proteinausbildung hat. Vor allem bei eingeschränkter Düngung (Rote Gebiete) sind Sorten gefordert, die dennoch hohe Erträge und vermarktungsfähige Partien liefern. Daher gewinnt die N-Effizienz der Sorten zunehmend an Bedeutung.
Zudem wird durch das Auslaufen vieler Pflanzenschutzwirkstoffe eine gesunde Genetik immer wichtiger. Anfällige Sorten, die einen intensiven Fungizideinsatz erfordern, werden künftig an Bedeutung verlieren. Diesbezüglich zeigen die Neuzulassungen deutliche Fortschritte.
Nicht zuletzt haben natürlich die Witterungsbedingungen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg des Weizenanbaus. Hier sind Sorten gefordert, die den zunehmend wärmeren und trockeneren Frühsommern standhalten können.
- hoher Rohproteingehalt
- winterhart
- Kompensationstyp
Nachdem es im vergangenen Jahr keinen neuen E-Weizen gab, wurde 2025 wieder eine Sorte zugelassen. Vor allem durch die DüV wird es immer schwieriger, mit geringeren N-Düngermengen gute Qualitäten zu erzeugen. E-Weizen bietet sich auch wegen seines höheren Düngerbedarfs an. Die Neuzulassung Emmerto liefert hohe Rohproteingehalte (APS 7), exzellente Sedimentationswerte (APS 9) und ein gutes Hektolitergewicht (APS 6). Beim Proteingehalt ist sie vergleichbar mit KWS Emerick. Der kurze strohstabile Wuchstyp erlaubt eine reduzierte Wachstumsreglerstrategie. Die Sorte verfügt außerdem über eine gute Winterhärte. Und auch die Blattgesundheit ist gut mit APS 2 bei Mehltau und Gelbrost sowie APS 4 bei Braunrost und Septoria. Die Halmbruchanfälligkeit liegt im mittleren Bereich, eine frühe Fungizidbehandlung kann hier erforderlich sein. Die Fusariumsbewertung (APS 5) erfordert bei Maisvorfrucht Aufmerksamkeit, vor allem bei witterungsbedingt hohem Infektionsdruck. Mit einem Kornertrag von APS 6 (unbehandelt) bzw. APS 5 (behandelt) liefert Emmerto gute Ergebnisse für einen E-Weizen. Als ausgewogener Kompensationstyp kombiniert die Sorte Kornzahl, Korngewicht und Bestandesdichte ausgewogen, was sie weniger anfällig für Ertragsschwankungen macht.
- mittelfrühe Sorte
- CTU-verträglich
- gute Blattgesundheit
Filius verspricht sichere und gute A-Qualitäten. Ein hoher Sedimentationswert in Verbindung mit hohem Hektolitergewicht zeigt, dass sowohl die Korndichte als auch die Proteinqualität nicht in den Hintergrund gelangen. Mit einer APS 4 im Rohproteingehalt ist Filius vergleichbar mit den A-Weizensorten SU Jonte, KWS Donovan und RGT Reform. Auch mit Blick auf die Gefahr von Auswuchs braucht man sich mit einer APS 7 bei der Fallzahl weniger Sorgen zu machen.
In den Wertprüfungen hat Filius hohe Erträge in Stufe 1 erreicht (APS 7). In Stufe 2 fielen sie aufgrund der starken Gesundheitsleistung nicht ganz so gut aus (APS 6). Die gute Gesundheit ermöglicht es, Fungizidmaßnahmen zu reduzieren. Gegenüber Blattkrankheiten zeigt sich die Sorte sehr vital (APS 2 bei Gelb- und Braunrost und APS 3 bei Mehltau und Septoria). Der Anbau nach Mais ist gut möglich, da das Ährenfusarium-Risiko eher unterdurchschnittlich ist. Die einzige Krankheit, bei der man aufpassen sollte, ist Halmbruch. Hier zeigt sich eine mittlere Anfälligkeit.
Filius ist ein robuster Kompensationstyp, der auch bei späten Aussaatterminen die erforderliche Bestandesdichte erreicht. Ansonsten kann über die Kornzahl und das überdurchschnittliche Korngewicht kompensiert werden. Die Sorte ist sehr flexibel bei den Aussaatterminen und zudem als CTU-verträglich beschrieben. Als mittelfrühe Sorte – sowohl beim Ährenschieben als auch bei der Abreife – bringt sie eine gute Trockentoleranz mit und bietet sich damit auch auf Standorten mit enormer Frühsommertrockenheit an.
Die Eignung als Stoppelweizen muss in den nächsten Jahren geprüft werden. Aufgrund des mittellangen Wuchses und der mittleren Standfestigkeit reichen die ortsüblichen Wachstumsreglermengen.
B-Weizen
C-Weizen
Dinkel
- langes Aussaatfenster
- fallzahlstabil
- kurzer Wuchstyp
Rheingold ist eine ertragsstarke Dinkelsorte mit guter Eignung auch für den ökologischen Anbau. Sie kombiniert ein frühes Ährenschieben mit einer mittleren Abreife, was zu einer verlängerten Kornfüllungsphase führt. Ein klarer Vorteil auf trockenen Standorten. Die Sorte ist kurzstrohig und zeichnet sich durch eine sehr gute Standfestigkeit aus (APS 3), was das Lagerrisiko deutlich verringert. In Bezug auf Krankheiten zeigt Rheingold eine mittlere Anfälligkeit für Mehltau und Septoria, während die Anfälligkeit für Roste gering ist (Gelbrost APS 3 und Braunrost 4). In der Bestandsentwicklung weist Rheingold eine unterdurchschnittliche Bestandesdichte auf, kompensiert jedoch durch eine sehr hohe Kornzahl (APS 8) und ein hohes Tausendkorngewicht (APS 7). Daraus resultieren hohe Vesenerträge die in beiden Ertragsstufen mit einer APS 8 bewertet wurden. Qualitativ überzeugt Rheingold mit einer hohen Fallzahl und einem mittleren Rohproteingehalt (APS 4). Der Sedimentationswert ist etwas geringer ausgeprägt, dafür ist die Kernausbeute hoch, was für die Mühlen von Vorteil ist. Die Sorte ist in ihrer Aussaat flexibel und kann von September bis November gedrillt werden. Zur Ertrags- und Qualitätsabsicherung wird eine gezielte Ährenbehandlung empfohlen.
Durum
- gute Qualitätseigenschaften
- Kompensationstyp
- fusariumgesund
Berndur ist ein Durumweizen, bei dem sowohl das Ährenschieben als auch die Abreife im mittleren Bereich liegen. Die Sorte weist eine mittellange Pflanzenhöhe bei mittlerer Lagerneigung auf, weshalb der Wachstumsreglereinsatz ortsüblich erfolgen sollte. In der Pflanzengesundheit zeigt Berndur eine geringe Anfälligkeit für Mehltau und Gelbrost (APS 4) sowie für Ährenfusarium. Dennoch kann sich eine Absicherung des Ertrags und der Qualität mit Fungiziden bezahlt machen. Berndur ist ein Kompensationstyp, der durch die Bildung von hohen Kornzahlen pro Ähre besticht. Das Tausendkorngewicht ist gut ausgeprägt, was in Kombination mit der hohen Kornzahl zu soliden Erträgen führt. In Stufe 1 erreicht Berndur im Kornertrag eine APS 6, in Stufe 2 APS 8. In der Qualität überzeugt die Sorte durch eine sehr hohe Glasigkeit. Die Neigung zu Dunkelfleckigkeit ist gering, was die Verarbeitung verbessert. Das Kochpotential ist hoch. Der Rohproteingehalt liegt im unteren Bereich (APS 3), allerdings besteht eine Tendenz zur Eiweißausdünnung, was bei hohem Ertragsniveau berücksichtigt werden sollte. Bei einer hohen Fallzahlausbildung und einer überdurchschnittlichen Sortierung ist die Berndur gut für die Verarbeitung geeignet.