

heute Hofladen: Der Travenhof setzt auf die regionale Vermarktung von Eiern, Fleisch, Milch, Obst und Gemüse. (Fotos: Wichmann)
Portrait. Hofladen im Sauenstall
Not macht erfinderisch: Viele Betriebe suchen nach neuen Standbeinen. Tierwohl und Direktvermarktung, Bio-Umstellung, Gesundheitssport – die Vielfalt der neuen Lösungen für Schweineställe zeigen unsere Beispiele.
Die Direktvermarktung ist auch für Lars Wichmann vom Travenhof im schleswig-holsteinischen Reinfeld das neue Standbein. Dort, wo im Frühjahr vergangenen Jahres noch 150 Sauen standen, ist heute ein Hofladen mit 80 m² Verkaufsfläche und einem breiten Produktsortiment entstanden.
Rückblick. 100 ha Ackerbau und 120 Sauen im geschlossenen System – das sind die Produktionsfaktoren 2015 beim Einstieg des Hofnachfolgers in den elterlichen Betrieb. Die Sauenhaltung wird auf 150 Sauen erweitert und modernisiert. Parallel erfolgt der Einstieg in die Legehennenhaltung mit einem Mobilstall. »Wir haben geeignete Flächen und liegen auch verkehrsgünstig an der Bundesstraße, sodass man die Hühner beim vorbeifahren auch sehen kann«, begründet Lars Wichmann seinen damaligen Entschluss.

Die Hühnerhaltung wurde Jahr für Jahr auf heute sieben Mobilställe ausgebaut, weil sich auch die Nachfrage positiv entwickelte. Die Vermarktung der Eier ist über eine eigene Packstelle im überregionalen Umkreis von über 15 km bei diversen kleineren Lebensmitteleinzelhändlern, Bäckereien und Tankstellen ausgebaut. Diese heute 15 Wiederverkäufer vermarkten etwa die Hälfte der Eier der 2 500 Legehennen. Die andere Hälfte wurde bisher in einer Gartenhütte am Hoftor mit Selbstbedienungskasse verkauft. 2018 kam ein Verkaufsautomat dazu. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die Direktvermarktung noch weiter ausgebaut werden sollte.
»Die Novelle der Tierschutznutztierverordnung, Investitionsstau im Abferkelbereich und die desaströse Marktlage haben uns am Nikolaustag 2020 zu der Entscheidung gebracht, dass wir mit der Sauenhaltung aufhören«, erzählt Wichmann. Im Frühjahr 2021 ging die letzte Sau vom Hof.
Der Bauantrag auf Umnutzung zum Hofladen lief anstandslos durch. Von Anfang an war klar: Das Altgebäude aus den 1880er Jahren ohne vorhandene Statik und ohne Fundamente – das zu erhalten würde ein aufwendiges Projekt. Außerdem hatte das Backsteingemäuer nur Bestandsschutz als Stall. Ein Abriss – auch wenn er vielleicht günstiger gewesen wäre – kam nicht infrage, da an dem Standort, dicht an der Bundesstraße und im Außenbereich, ein Neubau nicht möglich gewesen wäre.
»Man kann noch so gut planen, aber da sich die Baustoffkosten durch die Folgen der Corona-Pandemie verdoppelt haben, mussten wir Abstriche machen und konnten nicht alle Bauabschnitte fertigstellen«, resümiert Wichmann. Der Hofladen wurde am ersten Advent im November 2021 eröffnet, die Fertigstellung der Parkflächen und Außenanlagen aber auf dieses Jahr verschoben. »Mein Rat: Man kennt das als Landwirt ja eigentlich nur von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, aber man kann auch für Baustoffe wie Beton einen Kontrakt machen. Das musste ich auch erst lernen, er hat uns aber vor allzu bösen Überraschungen bewahrt«, sagt Wichmann.
Thomas Künzel
Aus DLG-Mitteilungen 3/22. Den vollständigen Beitrag als pdf finden Sie hier.