
Portrait. Pilze als Nische
Not macht erfinderisch: Viele Betriebe suchen nach neuen Standbeinen. Tierwohl und Direktvermarktung, Bio-Umstellung, Gesundheitssport – die Vielfalt der neuen Lösungen für Schweineställe zeigen unsere Beispiele.
Wirtschaftsgebäude mit Potential zur Umnutzung für neue Geschäftsideen gibts nicht nur im eigenen Unternehmen. Viktor Braun aus Wabern-Zennern in Hessen hat sich auf die Produktion von Edelpilzen spezialisiert, und die sind sehr temperaturempfindlich. Sie benötigen möglichst konstant eine Umgebungstemperatur von 20 °C, und deshalb ist eine gute Raumdämmung wichtig. Aber daran mangelte es an seinem bisherigen Standort, was hohe Heizkosten verursachte.
Bei einer zum Verkauf stehenden Hofstelle wurde er fündig: »Der bisherige Besitzer hatte Kohl angebaut, deshalb war eine Halle mit Kühlkammer vorhanden. Für uns ein Glücksfall«, sagt Viktor Braun. Dennoch benötigte er eine Umnutzungsgenehmigung, auf die er sechs Monate warten musste. Nun züchtet und vermarktet Braun in der ehemaligen Gemüselagerhalle die Pilzsorten Shiitake, Kräuterseitling, PomPom und Goldkäppchen.

Es ist nicht leicht, sich ein Netzwerk für die Vermarktung aufzubauen«, sagt Braun. Früher vermarktete er seine Pilze selbst ab Hof oder auf Wochenmärkten. Doch das war zeitaufwendig und wenig einträglich. Heute melden sich interessierte Kunden überwiegend direkt bei ihm. Dies sind zumeist regionale Bioläden, Wochenmarktbeschicker und Gastronomen. Braun verkauft aber auch an zwei überregionale Pilzhändler. Wären es keine Biopilze, könnte er sich noch schwerer gegen die Ware aus Osteuropa oder Südkorea durchsetzen.
Weiter in der Nische. Die Vermarktung und der nicht einfache Anbau sind die Gründe, warum die Pilzzucht hierzulande eine Nische ist und vermutlich auch bleiben wird. Viktor Braun hat das nötige Fingerspitzengefühl für die Pilzzucht und mit seinem Standort auch gute, zukunftsfähige Strukturen geschaffen.
Bianca Fuchs
Aus DLG-Mitteilungen 3/22. Den vollständigen Beitrag als pdf finden Sie hier.