Meinung. Pragmatisch, praktisch, gut
Tierschutzziele. In Dänemark passiert in Sachen Kupierverzicht gerade etwas, wovon die Schweinehalter hierzulande nur träumen können: Eine unbürokratische Förderung des Mehraufwands für die Haltung unkupierter Schweine (Seite 48). Ohne Detailvorgaben zum »Wie«. Interessierte Ferkelerzeuger machen ein Angebot, zu welchem Betrag sie bereit wären, mitzumachen. Die Günstigsten bekommen einen Zuschlag. Das Programm kommt aus der Branche, ist Teil einer »Vision«, wie Schweinehaltung in 30 Jahren aussehen soll, und wird auch von ihr finanziert.
Diese Strategie hat mich ins Grübeln gebracht. Warum ist das, was da in Dänemark passiert, bei uns undenkbar? Weil es um Vertrauen geht. Die dänische Regierung setzt traditionell auf Vertrauen in Zusammenarbeit mit der Schweinebranche und erkennt an, dass Veränderungen Zeit brauchen. Bei uns hat die (Land-) Wirtschaft ein extrem schlechtes Image und das Verhältnis zu Gesellschaft und Verwaltung ist in weiten Teilen von tiefem Misstrauen geprägt. Das macht es unmöglich, die Wirtschaft eigenständig Lösungswege finden zu lassen. Aber gerade das wäre dringend erforderlich! Denn, dass es der Staat einfach nicht kann, zeigt nicht nur das Beispiel der staatlichen Haltungskennzeichnung ganz deutlich.
Aber die Schweinebranche bei uns muss sich auch an die eigene Nase fassen: Sie ist viel zu wenig bereit, einen proaktiven Weg zu gehen. Wie wollen wir in 30 Jahren produzieren und wie kommen wir dahin, ohne uns im Wettbewerb komplett auszubooten? Damit das gelingt, muss sich die Branche konkrete eigene Ziele setzen – und der Staat sie einfach mal machen lassen.