Biologische Mittel. Zwischen Versprechen und Realität
Biologicals, Biostimulanzien und andere Hilfsstoffe – der Markt für biologische Mittel ist komplex und weckt teils hohe Erwartungen. Verschiedene Versuche in Hessen zeigen jedoch, dass die propagierten Effekte oft ausbleiben. Eberhard Cramer stellt einige Ergebnisse vor.
Im Dschungel der biologischen Mittel den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Der Markt ist riesig und die Wirkungsweisen enorm vielfältig. Mit der EU-Düngeproduktverordnung 2019/1009 ist ein Rechtsrahmen für Biostimulanzien geschaffen worden. Das Durcheinander an Bezeichnungen wird damit zwar besser reguliert. Dennoch bleiben verschiedene Einstufungen bestehen. Einen Überblick zu den verschiedenen Kategorien biologischer Mittel im Pflanzenbau gibt Grafik 1.
Interessant für den Anwender ist letztlich der zu erwartende Nutzen
Die Basis dafür sind die Angaben der Vertreiber oder Hersteller. Nach unserer Erfahrung muss die deklarierte Wirkung (z. B. Verbesserung der Effizienz bestimmter Nährstoffe, erhöhte Toleranz gegenüber abiotischem Stress oder Qualitätsverbesserungen) nicht unbedingt mit der erzielten Wirkung übereinstimmen. Oft bleiben die ausgewiesenen Effekte aus.
Seit 2017 führt der Pflanzenschutzdienst Hessen in Zusammenarbeit mit dem LLH Hessen Versuche in verschiedenen Ackerkulturen durch. Teils wurden Mittel in Gefäßen in einer Vegetationshalle geprüft. Grundsätzlich lassen sich hier unter weitgehend witterungsgeschützten Bedingungen in definierten Böden eher positive Ergebnisse erzielen als im Freiland. Das Wirkpotential bei bestimmten Indikationen ist dort tendenziell besser zu ermitteln. Besonders mit Mikroorganismen lassen sich unter diesen Bedingungen Erfolge erzielen, die im Freiland meist nicht zu beobachten sind. Das hängt mit dem nicht natürlichen Mikrobiom (Gesamtheit aller vorhandenen Mikroorganismen im Boden) in den Gefäßen zusammen, welches geringer ist als in natürlichen Bodenhabitaten. Im Feld ist das Konkurrenzverhalten der etablierten Mikroorganismen ungleich höher. Und je höher die Gehalte an organischer Substanz sind (Humusgehalt), desto unwahrscheinlicher sind positive Auswirkungen durch zugeführte Mikroben wie Bakterien oder Pilze.
Demgegenüber weisen anorganische Stoffe, die keinen Kohlenstoff enthalten, im Freiland mehr Stabilität auf und sind daher für die praktische Anwendung leichter zu handhaben.