Interview. »Getreide wird knapp, aber es reicht aus«

Herr Rolink, wie viel müssen die Futtermühlen noch kaufen?
Das ist schwierig zu beantworten und selbstverständlich sehr unterschiedlich für die verschiedenen ­Futtermühlen. Aber wir schätzen für Februar/März etwa so: 20 % beim Weizen sowie je 10 % bei Gerste und Mais. Für April/Juli 2022 gehen wir von 55 % des Weizenbedarfes und je 35 % des Bedarfes an Gerste und Mais aus. Für Positionen ab August bis Ende des Kalenderjahres müssen nach unserer Meinung für fast alle Getreidearten noch etwa 90 % gekauft werden. Triticale und Futterroggen werden nur vereinzelt eingesetzt, die Deckung der alten Ernte von Triticale und Futterroggen dürfte etwa 85 % betragen, also wären noch etwa 15 % Einkaufbedarf.

Also steht in den kommenden Wochen der Weizen klar im Fokus?
Ja, sowohl für die alte als auch die neue Ernte geht es vor allem um Weizen. Nicht nur, weil die Deckung da am geringsten ist, sondern auch weil die Weizenbilanzen für beide Erntejahre relativ angespannt sind. Mais hingegen wird in der Benelux-Region zum großen Teil vom Schwarzmeer via Seehafen Rotterdam/Amsterdam angeboten.

Diese Nachfrage trifft ja vermutlich auf ein kleines Angebot. Welche Preisentwicklung erwarten Sie?
Wir sollten nicht vergessen, dass wir schon relativ hohe Preisniveaus haben. Grundsätzlich ist die Bilanz für Weizen die knappste. Deshalb werden dann auch voraussichtlich niedrigere MATIF-Notierung kompensiert durch höhere Prämien. Wenn die verfügbaren Zahlen stimmen, sollten wir von allen Getreidearten – obwohl relativ knapp – noch ausreichend Angebot haben. Wir erwarten, dass die Logistikkosten sich wieder etwas normalisieren werden, jedoch auf einem höheren Niveau als wir es früher gewohnt waren ein neues Gleichgewicht finden. Die Märkte bleiben wahrscheinlich sehr volatil und auf einem hohen Grundniveau, jeden­falls höher als vor dem Sommer 2020. Persönlich erwarte ich aber, dass das jetzige Niveau schon sehr viel sogenannte bullische Elemente in sich trägt. Eine neue Preisrallye ist daher unwahrscheinlich.

Die Fragen stellte Christian Bickert.

Aus DLG-Mitteilungen 2/22.