Erträge. Was war los mit dem Raps?

Auf den Raps ist kaum mehr Verlass. Nach 2018 enttäuschten nun auch in diesem Jahr vielerorts die Erträge. Wir haben einige Stimmen zu Ursachen und Lösungsansätzen eingefangen.

Ein Problem, viele Ursachen

Grundsätzlich hat der Raps in der Region rund um Hannover erneut auf ganzer Linie enttäuscht. Schon die Startbedingungen im Herbst 2018 waren schlecht. Aufgrund der Trockenheit haben manche Landwirte erst gar keinen Raps gedrillt, andere mussten ihre mickrigen Bestände wieder umbrechen. Im Frühjahr machten dann die erneute Trockenphase und der Frost im April den Pflanzen zu schaffen. Letzterer ist vermutlich auch die Hauptursache gewesen für die regional aufgetretene Knospenwelke. Gleichzeitig war das Schaderregeraufkommen massiv – vor allem beim Rapserdfloh, dem Kohlschotenrüssler und dem Rapsglanzkäfer. Wer hier nicht intensiv mit Insektiziden gegengesteuert hat, bekam bei der Ernte die Quittung. Unterm Strich sorgten Erträge von teils unter 2 t/ha für lange Gesichter und so manch einer sollte ernsthaft überlegen, ob er am Rapsanbau festhält. Denn die enorme Intensität stellt bei Pachtpreisen von 700 bis 800 € einen wirtschaftlichen Anbau zunehmend infrage. Für die hiesigen Betriebe könnte stattdessen der Mais eine Alternative sein. Das gilt natürlich nicht für die ohnehin schon maisintensiven Regionen. Generell würde ich mir wünschen, dass Landwirte und Berater die Probleme des Rapsanbaus noch intensiver diskutieren. Denn vor allem für Ackerbaubetriebe ist und bleibt er nahezu unersetzlich.
Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen, Hannover

Ein heterogenes Bild

2018/ 19 zeigte in jeder Hinsicht ein »buntes Geschehen«. Die Ertragsunterschiede waren extrem kleinräumig. Es gibt wohl nicht »die« eine Erklärung. Enge Frucht­folgen mit gewisser »Rapsmüdigkeit«, nicht immer ausreichende Schädlingskontrolle im Herbst (Erdflöhe, Läuse) und/ oder im Frühjahr, Spätfröste vor oder in der Blüte haben guten Ausgangsbeständen Grenzen gesetzt. Raps verträgt temporären Wassermangel ganz gut. Aber Temperaturen über 30°C, teilweise 35 bis 40°C in Schotenbildung oder Reifezeit mag er gar nicht. Die verbreitete Trockenheit und damit unzureichende Nährstoffversorgung im Herbst haben teilweise auch dazu beigetragen. Krankheiten spielten allgemein eine untergeordnete Rolle, was den Drusch bei grünen Stoppeln erschwerte. Was können Sie tun? Wählen Sie robuste Sorten, die sich über die Jahre stabil zeigen. Und kontrollieren Sie immer wieder die Schädlinge.
Detlev Dölger, Hanse Agro, Gettorf

 

 

 

Höchste Sorgfalt ist gefordert

Auch im mittleren Sachsen-Anhalt waren die Ergebnisse sehr durchwachsen. Viele konnten aber trotz der suboptimalen Witterungsbedingungen immerhin 3 bis 4,5 t/ha ernten. Dennoch gibt es einige Faktoren, die die Erträge begrenzen bzw. zunehmend für Ertragsschwankungen sorgen. Der Aufwand für einen erfolgreichen Rapsanbau ist in den vergangenen Jahren immens gestiegen. Gerade der Wegfall der neonicotinoiden Beize hat die Diskussion um die »richtige« Saatzeit angekurbelt. Spätere Saattermine können den Befall mit Kohlfliege oder Rapserdfloh in unserer Region allerdings kaum eindämmen. Eine gute Vorwinterentwicklung ist essenziell für die Ertragsbildung. Insbesondere in der Jugendentwicklung darf man nicht am falschen Ende sparen. Einige Betriebe können und sollten auf keinen Fall auf den Raps verzichten. Dennoch muss den Landwirten klar sein, dass ein Rapsanbau »nebenbei« nicht (mehr) funktioniert. Der Raps ist zur Mimose geworden und will intensiv betreut werden.
Dr. Stephan Deike, Landberatung GmbH, ­Wefensleben

Es war die Hitze!
Die Rapsernte fiel in dürregeschä­digten Regionen Deutschlands erneut schlecht aus. Aber selbst in Regionen mit relativ guter Wasserversorgung brachten Top-Rapsbestände »nur« 40 bis 45 dt/ha. Vielerorts sah der Raps optisch nach 5 bis 7 dt/ha mehr aus.
Schaut man auf ganz Deutschland, so wurde 2019 immerhin ein mittlerer bis leicht überdurchschnittlicher Ertrag erreicht. Natürlich konnte ein starker Schädlingsbefall den Ertrag vermindern. Krankheiten spielten fast keine Rolle: Selbst Bestände ohne Verticilllium-Befall haben nur 1 bis 2 dt/ha mehr gedroschen.
Die Ertragshoffnungen wurden vor allem von der frühen Hitzewelle Ende Juni zunichtegemacht. Außer in den kühleren Marsch- und Insellagen sind auch die Ölgehalte schwach. Wahrscheinlich wurden schon zu diesem Zeitpunkt die Versorgungsleitbahnen zu den Schoten geschädigt. Übereinstimmend wurde von trockenen Schoten und geringen Kornfeuchten berichtet, während die Stängel grün und schwer zu dreschen waren.
Rainer Kahl, Rapool-Ring

 

 

Einzelbetrieblich reagieren

Bei uns im Thüringer Becken schwankten die Rapserträge dieses Jahr erheblich. Glücklicherweise konnten wir knapp 4 t/ha im Betriebsschnitt ernten. Kollegen aus der Region berichten aber auch von 2 t/ha. Aufgrund der letzten beiden schwachen Rapsjahre und dem Wegfall der insektiziden Beize bei zunehmendem Schädlingsdruck haben wir zur diesjährigen Ernte die Strategie umgestellt. Wir drillen nicht mehr Mitte August, sondern Anfang September, um dem Schädlingsdruck im Herbst möglichst aus dem Weg zu gehen. Es ergeben sich dadurch auch Vorteile bei der Anwendung von Clomazone (geringere Temperaturen). Und die Pflanzen überwachsen nicht, sodass kein teures Einbremsen im Herbst erforderlich ist. Die meisten der neuen Hybridsorten machen das problemlos möglich. Sie sind sehr frohwüchsig und gewährleisten trotz der späteren Saat eine gute Bestandesentwicklung vor dem Winter. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es über die Wintermonate im Prinzip fast keine Vegetationsruhe mehr gibt. Die Witterung unterstreicht also unsere Strategie. Gleichzeitig schiele ich nicht mehr auf den 4,5-t-Raps, sondern richte meine Bestandesführung eher auf 3,5 t aus. Nicht zuletzt haben wir bereits vor einigen Jahren die Fruchtfolge umgestellt, sodass der Raps nur noch alle fünf Jahre angebaut wird. Verticilium und Ausfallraps hatten sich als ertragsbegrenzende Faktoren herauskristallisiert. Bezüglich der Düngung lautet das Motto: Bei der Grunddüngung nicht knausern, beim Stickstoff differenziert und exakt kalkulieren. Und in punkto Schädlingskontrolle ist besondere Aufmerksamkeit gefordert.
Mark Heubach, Landwirt in Elxleben

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