Die Biene und das Glyphosat

Glyphosat galt bisher als ungiftig für Menschen und Tiere. Wissenschaftler aus USA von der Universität Austin haben jetzt eine Immunschwäche bei Bienen festgestellt, ausgelöst durch Kontakt mit dem Wirkstoff Glyphosat. Diese Studie aus den USA belegt, dass Glyphosat ein Enzym blockiert, das nur in Pflanzen vorkommt. Ein Forscherteam in Texas zeigt darin auf, dass Honigbienen aber sehr wohl durch Glyphosat geschädigt werden können. Durch Kontakt mit dem Wirkstoff werden bei Bienen wichtige Darmbakterien abgetötet und die Tiere werden anfälliger für Krankheitserreger. In der Studie zeigte sich dies durch eine deutlich erhöhte Sterblichkeit einer recht kleinen Prüfgruppe.

Zum Hintergrund:  Ausgewachsene Honigbienen haben im Verdauungstrakt eine Mikroben-Gesellschaft, die sich aus acht Bakterienstämmen zusammensetzt. Bienen werden ohne Darmbakterien geboren, sie entwickeln sich erst im Laufe der Zeit durch das Füttern im Bienenstock und werden dann in den Bienen gebildet. Einer dieser Keime reagiert dabei offenbar besonders sensibel auf den Glyphosat-Wirkstoff. Wenn der geschwächt wird, können sich andere übermäßig vermehren. Damit ist das Gleichgewicht innerhalb der Bakterienflora im Darm verschoben und die Bienen werden anfälliger für Parasitenbefall und Folgeinfektionen.
Das Unternehmen Bayer hält dagegen und meint, dass ein Laborversuch mit wenigen Tieren nicht aussagekräftig sei. Gleichzeitig blieben frühere Arbeiten des Forscherteams unberücksichtigt, nach denen vor allem Antibiotika, die von Imkern in Bienenstöcken verwendet werden, die Ursache für veränderte Darmmikroben-Gemeinschaften bei Honigbienen seien.

Ob sich die Studie als valide erweist, ist derzeit noch umstritten. Bienenfachleute erklärten auf Nachfrage, dass es sich um eine reine Laborstudie handelt, die noch auf ihre Freilandtauglichkeit geprüft werden muss. Es wurde wohl im Experiment auch kein allgemeingültiger OECD-Prüfstandard eingehalten. Zwar weisen die Forscher darauf hin, dass die Bienen im Experiment Glyphosat in solchen Mengen ausgesetzt wurden, wie sie auch im Freiland realistisch wären. Jedoch zeigt die Studie bei niedrigen Glyphosatmengen höhere Mortalitätsraten auf als bei hohen Glyphosatmengen und stellt damit das Dosis-Wirkungsprinzip auf den Kopf. Insgesamt weist die Studie mehr Fragen als Antworten auf, und es ist nicht klar, ob das durch Glyphosat beeinflusste Bakterium tatsächlich der konkrete Zeiger für die Bienengesundheit ist.

Weiterführende Quellen:
www.spiegel.de/wissenschaft/natur/glyphosat-soll-ursache-fuer-bienen-sterben-sein-a-1229816.html
www.hier-sind-die-fakten.de/de/stellungnahme-von-bayer-zu-behauptungen-rund-um-glyphosat.aspx

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