
Tierhaltung. Weniger Tiere, aber höhere Einkommen?
Welche Auswirkung hätte eine Deckelung der Tierbesatzdichte in der EU? Das haben Wissenschaftler der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (JCR) berechnet.
Modelliert wurde mit 2 Großvieheinheiten (GVE)/ha bzw. 1,4 GVE/ha. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass die Tierhaltung insgesamt zurückgehen würde, die Einkommen der Landwirte – vor allem der Tierhalter – aber steigen würden.
Der Rückgang der Bestände würde vor allem Schweine und Geflügel treffen, Rinder dagegen weniger. Dies liegt der Studie zufolge zum einen an der stärkeren Konzentration der Schweine- und Geflügelhaltung, zum anderen an den höheren Margen der Milchviehhaltung.
Da der Konsum von Milch und Fleisch relativ stabil ist und die Nachfrage sehr unelastisch, rechnen die Wissenschaftler nur mit einer teilweisen Substitution durch pflanzliche Produkte. Jenseits dessen würden den Szenarien zufolge die Verbraucherausgaben für tierische Lebensmittel – vor allem für Fleisch und Eier steigen. Und damit auch das Einkommen der Landwirte, da der Anstieg der Erzeugerpreise die geringeren Produktionsmengen mehr als ausgleichen könnte. Einen deutlichen Zuwachs der Importe halten sie für nicht realistisch, da diese z. B. bei Rindfleisch durch das Zollsystem beschränkt seien und die EU ein so großer Schweinefleischproduzent ist, dass auch hier wenig Potential für Einfuhren in größeren Mengen bestünde. Allerdings räumen die Autoren ein, dass zwischen den Sektoren und Regionen deutliche Unterschiede in der Wirkung auf die Einkommen bestünden.
Auswirkungen auf den Pflanzenbau
Auswirkungen erwarten die Wissenschaftler auch auf den Pflanzenbau durch die geringere Nachfrage nach Futtermitteln. Diese würde sich negativ auf die Einkommen der Ackerbaubetriebe auswirken. Die Wissenschaftler erwarten eine Ausweitung des Leguminosenanbaus und dadurch einen geringeren Bedarf an mineralischen Düngern. Der Einsatz von Phosphor und Kali könnte dagegen aufgrund knapperer Mengen an Wirtschaftsdünger steigen.
Besser für die Umwelt
Vorteilhaft wäre eine Deckelung der Bestände vor allem aus Sicht der Umwelt. So erwarten die Wissenschaftler insbesondere einen Rückgang der N-Emissionen, wovon überwiegend die Regionen mit Stickstoffüberschuss profitieren. Wenig Einfluss hat der Abbau der Bestände dagegen auf die Treibhausgasemissionen, da die Wissenschaftler davon ausgehen, dass die EU mehr Produkte, vor allem Pflanzenöle, importieren müsste. Zudem würden andere Länder die Tierhaltung und ihre Produktion voraussichtlich ausweiten, allerdings würden sie weniger effizient produzieren und damit mehr Emissionen erzeugen.
Relevant ist die Untersuchung vor allem angesichts der politischen Diskussionen um verschiedene Umweltrichtlinien, wie die Wasserrahmenrichtlinie, die Nitratrichtlinie oder die Fauna-Flora-Richtlinie.