Meinung Tierwohlförderung. Musik bestellt und nicht bezahlt
Es ist ein Schlag ins Gesicht der Sauenhalter, aus der geringen Inanspruchnahme der Mittel des Bundesprogramms Umbau Tierhaltung zu schließen, dass diese Mittel nicht benötigt werden und das Programm kurzerhand einzustellen.
Während Tierwohlmaßnahmen für Mäster oberhalb des gesetzlichen Standards freiwillig sind und leicht ausgelassen werden können, stehen Sauenhalter vor einem sprunghaften Anstieg der Tierwohl-Standards. Das betrifft das Deckzentrum - und noch viel kostspieliger - den Abferkelbereich. Und kein Markt entlohnt diesen Mehraufwand.
Die notwendigen Anpassungsinvestitionen in der Sauenhaltung wurden im Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung ausdrücklich als förderfähig anerkannt, um den neuen gesetzlichen Standard zu erreichen. Nicht die mangelnde Nachfrage der Sauenhalter, sondern praxisferne Förderregeln, die versprochene, aber nicht umgesetzte Beseitigung der Baugenehmigungshürden und zusätzliche Fesseln durch die Ausführungshinweise zur Nutztierhaltungs-VO, lassen Sauenhalter verzweifeln. Statt Veränderung möglich zu machen, hat Politik und Verwaltung sie bisher ausgebremst – trotz aller Absichtserklärungen.
Jetzt die Förderung komplett einzustellen, statt sie zu verbessern, und damit quasi die „bestellte Musik“ nicht zu bezahlen, ist unüberbietbar ungerecht und hinterlässt Ohnmacht. Und ja, die Länder sollen nun wieder Förderprogramme auflegen – was ein Hohn ist, wenn man bedenkt, dass Programme, wie die gut funktionierende Ringelschwanzprämie in Niedersachsen, eingestellt wurden, eben weil das Bundesprogramm kam. Ehrlich gesagt, es wird Jahre dauern, bis neue Programme etabliert sind, und bei der angespannten Haushaltslage der Länder wird ihr Umfang minimal sein und nie die bislang im Raum stehende Milliardenhöhe erreichen. Das Ergebnis wird sein: Immer weniger hierzulande erzeugte Ferkel, stattdessen ihr Import unter Umgehung unserer Standards.