Sauenfruchtbarkeit. Bioproduktion hat viel Luft nach oben
Dass in Biobetrieben die Fruchtbarkeitsleistungen niedriger sind als in konventionellen, liegt nicht zuletzt an der durchgängigen Gruppenhaltung. Aber auch dabei gibt es Möglichkeiten, die Leistung zu verbessern, zeigt Steffen Hoy.
Jedes zusätzliche Ferkel zählt – auch im Biobetrieb, denn wirtschaftlich arbeiten müssen alle. Die Gruppenhaltung von Sauen nach dem Absetzen und im Besamungsbereich ist Standard in der Biolandwirtschaft und ab 2029 auch für konventionelle Betriebe Pflicht. Rangkämpfe und Stress rund um die Belegung können die Fruchtbarkeit allerdings spürbar beeinträchtigen. Ansätze für Verbesserungen zeigt das folgende Beispiel.
Praxisfall. In einem Bioland-Betrieb mit 380 Sauen lag nach Angaben aus dem Sauenplaner über einen längeren Zeitraum die Umrauscherrate (UR) der Altsauen bei 19,7 % und die Abferkelrate (AFR) bei 70,7 %. Im Vergleich zu konventionellen Betrieben sind das sehr schlechte Werte. Bei den Jungsauen sah es noch düsterer aus (UR = 24,5 %; AFR = 68,4 %). Nach Analyse der Haltung und des Besamungsmanagements wurden Maßnahmen entwickelt, um diese Ergebnisse zu verbessern.
Ausgangssituation – Haltung bei der Besamung
Nach dem Absetzen der Ferkel kamen alle zu besamenden Sauen in eine gemeinsame Gruppenbucht. Aus dieser Großgruppe wurden etwa acht bis zehn Sauen in eine »Wartebucht« vor der »Besamungsbucht« getrieben. Besamungsstände waren nicht vorhanden. In der »Besamungsbucht«, die direkt an die Eberbucht angrenzt, wurden jeweils vier bis acht Sauen besamt (s. Fotos unten). Bereits in der Großgruppe herrschte allerdings Unruhe am Ausgang in Richtung Eberbucht. Zu Aufsprüngen und Verfolgungen einzelner brünstiger Sauen (s. Fotos unten) kam es dann in der »Wartebucht« und auch während der künstlichen Besamung (KB). Manchmal musste die besamende Person eingreifen, um diese Aufsprünge nach Möglichkeit zu unterbinden.