Meinung Tierwohl. Unvermögen und Unwille
Alle sind sich einig: Der Umbau der Schweinehaltung gelingt nur, wenn auch Ställe neu- bzw. umgebaut werden. Doch genau hier herrscht Stillstand und noch nicht mal die vorhandenen Fördermittel werden abgerufen.
In konkreten Zahlen klingt das so: Im ersten Jahr nach Start des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung (2024) wurden von 150 Mio. € gerade einmal 11 Mio. € abgerufen. 2025 sieht es kaum besser aus: Von den eingeplanten 200 Mio. € sind bislang nur 18 Mio. € geflossen.
Verwundern kann das eigentlich niemanden. Experten haben von Anfang an kritisiert, dass die Förderkonditionen kaum Anreize bieten und allenfalls im Rahmen eines Mitnahmeeffekts – vor allem für Biobetriebe – interessant sind. Umso ernüchternder, dass selbst dieser Effekt kaum greift. Noch deprimierender: Erst jetzt beginnen agrarpolitische Stimmen aus der SPD zu fragen, ob gesetzliche Hürden oder schlicht fehlende Perspektiven den Stallbau blockieren. Die Antwort liegt lange auf der Hand: beides.
Die Hoffnung, dass das unfassbar langsame Durchsickern dieser Realität die Politik nun endlich zu Maßnahmen antreibt, die Investitionen in Tierwohlställe entfesseln, ist aber ohnehin gering. Dass die im Koalitionsvertrag versprochenen 1,5 Mrd. € für den Umbau der Tierhaltung im nächsten Bundeshaushalt auftauchen, ist kaum vorstellbar. Nicht erst die aktuelle politische Großlage spricht dagegen. Genau aus diesem Grund hatte die Borchert-Kommission bereits 2019 auf eine komplett haushaltsunabhängige Finanzierung vorgeschlagen. Möglich ist dieser Weg immer noch – doch auch dazu fehlt nach
wie vor der politische Wille.