Meinung Schweinehaltung. Wir haben uns verrannt
Politik und Gesellschaft fordern mehr Tierwohl, die Streichung des Bundesförderprogramms zum Umbau der Tierhaltung setzt ein gegenteiliges Signal: Es ist kein Geld dafür da.
Nun könnte man die Schultern zucken und denken: Dann gibt es halt nur noch so viel Tierwohl, wie der Verbraucher zu zahlen bereit ist. Für Schweinemäster mag das gehen. Denn die Teilnahme an der Initiative Tierwohl oder höher eingestuften Programmen bleibt freiwillig. Gekniffen sind die Sauenhalter. Angestoßen durch das Magdeburger Urteil sorgt die letzte Änderung der Haltungsverordnung nicht nur für weniger »Käfighaltung«, sondern – wenn man schon gerade dabei war – für so viele Zusatzregeln in der Sauenhaltung, dass die Kosten explodieren. Um das abzumildern und die Ferkelerzeugung im Land zu halten, wurden die notwendigen Anpassungsinvestitionen an den neuen gesetzlichen Standard im Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung ausdrücklich als förderfähig anerkannt. Da das jetzt wegfällt, wäre es nur konsequent, auch in der Haltungsverordnung kräftig den Rotstift anzusetzen. Denn zu einem geringeren Tierwohlstandard als unsere Gesetze es sich aktuell wünschen, wird es im realen Leben so oder so kommen: Ferkelerzeuger werden in Scharen die Produktion einstellen und die importierten Mastläufer, werden zu einem deutlich geringeren Standard erzeugt als bei uns.
Wir sollten die Gelegenheit nutzen, ein Tierschutzrecht zu etablieren, das sich an den Bedürfnissen des Tiers orientiert. Aktuell haben wir uns in Detailregelungen und Maximalstandards verrannt, die in der Praxis nicht umsetzbar sind. Mit Blick auf den Tierschutz sind sie teilweise sogar kontraproduktiv.