Wirtschaftskrise. Wohin steuert Deutschland?

Könnte man mit Schulden das Wirtschaftswachstum eines Landes nachhaltig stimulieren, wäre Griechenland der Motor der EU. Könnte man mit Subventionen die Betriebe zu höheren Leistungen treiben, würde Deutschland die Hitparade der wachstumsstärksten Nationen anführen. Stattdessen tragen wir die rote Laterne. Wohin steuert Deutschland?

Inflation flaut ab. Nach einer beeindruckenden Rallye der Inflation sind die Preise inzwischen wieder fast auf dem Niveau vor der Pandemie angekommen. Im November ist die Teuerung auf 2,4 % gefallen (Grafik 1), während vor einem Jahr noch zweistellige Werte gemessen wurden. Damit wird ein Großteil der Spannung aus den Finanzmärkten herausgenommen. Und auch die Inflationserwartungen lassen die Märkte optimistisch in die Zukunft schauen, weil sich die Energiepreise (Gas – 64 %, Strom – 53 % im Jahresvergleich) beruhigen.

Auch wenn die Ampelregierung die Agrardieselbeihilfe streicht, das grüne Kennzeichen kassiert und die CO2-Abgabe auf Diesel deutlich stärker anhebt als geplant – die gesamtökonomischen Entwicklungen überlagern diese Effekte.

Sinkende Geldmenge. Bei der Diskussion über Inflation und Zinsen ist das Augenmerk auch auf die im Umlauf befindliche Geldmenge (M3) zu richten. Diese ist in der Nullzinsphase durch den Kauf von Staats- und Firmenanleihen durch die Zentralbanken drastisch angestiegen (siehe Grafik 2). Nun zeigt sie wieder einen Rückgang. Der Übergang in die Normalität von Geldwertstabilität bei niedrigen Zinsen ist eingeläutet und könnte Finanzmärkte und Realwirtschaft in gleicher Weise stimulieren.

Deflation statt Inflation? Die sich stark abschwächende Inflation könnte die EZB dazu zwingen, die Zinsen wesentlich schneller zu senken, als derzeit kommuniziert wird. Warum? Weil schon jetzt die europäische Wirtschaft unter den hohen Zinsen leidet. Für dieses Jahr wird ein durchschnittliches Wachstum von nur 0,7 % erwartet – bei sehr ungleicher Verteilung. Während die deutsche oder österreichische Wirtschaft schrumpft, beeindrucken südeuropäische Länder wie Spanien oder Griechenland mit Wachstumsraten über 2 %. Es lässt sich nicht bestreiten, dass zumindest ein erhöhtes Risiko einer »harten Landung« besteht. Rein historisch und volkswirtschaftlich betrachtet folgte auf eine Hochzinsphase immer eine konjunkturelle Abschwächung. Die Frage ist nur, wie »hart« wird der Fall bzw. die
Landung.