Mithilfe einer »Weidespinne« werden die mobilen Zäune versetzt. (Foto: Verhoeven)

Mob Grazing. Weidestrategie mit Potential

Eine kurze, intensive Beweidung und dann eine lange Erholungszeit für den Pflanzenbestand – das ist Mob Grazing. Bisher wird es eher mit Mutterkühen durchgeführt. Über erste Versuche mit Milchvieh berichten Ferdinand Oesterwind und Anne Verhoeven.

Was noch zu beachten ist

Ursprünglich wurde die Weidestrategie Mob Grazing für die extensive Rinderhaltung konzipiert und ist in den USA, Australien und Kanada auch schon länger verbreitet. In Deutschland und auch europaweit ist das System bisher wenig bekannt, aber das Interesse daran wächst. Bisher gibt es vereinzelt Erfahrungen in Praxisbetrieben, aber kaum wissenschaftliche Erkenntnisse.

Auch im Ackerfutterbau ist Mob Grazing möglich. Auf trockenheitsgefährdeten Flächen im Ackerfutterbau können zwei bis fünf Jahre Luzerne-Kleegras-Mischungen angebaut werden. Diese Bestände werden im Ökolandbau oft zur Futterkonservierung als Silage und Heu genutzt oder bei viehlosen Betrieben gemulcht. Die Weidehaltung kann eine effiziente und kostengünstige Alternative zur Mahd sein.

Herkömmliche Ackerfuttermischungen sind für die Beweidung oft zu leguminosenhaltig. Sie sind dafür gedacht, schnell Stickstoff in den Boden zu bringen und bergen für die Tiere ein hohes Blährisiko. Mischungen für die Beweidung können aber beispielsweise mit Esparsette angereichert werden. Sie enthält Tannine und reduziert das Blährisiko. Auch tiefwurzelnde Obergräser sind nährstoffreich und für Trockengebiete gut geeignet. Die Mischung kann als Untersaat in die Feldfrucht eingesät werden. Nach der Ernte etabliert sie sich über den Herbst und Winter, sodass sie im Frühjahr beweidet werden kann. Ein EIP-Projekt in Brandenburg hat das Ziel zu zeigen, wann Mob Grazing eine wirksame Klimawandelanpassungsstrategie darstellt. Das bis 2024 laufende Projekt wird gemeinsam mit Praxisbetrieben in Brandenburg durchgeführt (mob-grazing.de).

Für welche Betriebe ist Mob Grazing geeignet? Die Betriebsgröße ist nicht entscheidend. »Das System funktioniert auch mit wenigen Tieren und kleinen Parzellen«, sagt Josefin Röwekamp vom Netzwerk Mob Grazing. »Aber es dauert schon, bis es auf dem Betrieb etabliert ist. Wichtig ist, dass genügend Aufwuchs vorhanden ist. Der Zeitpunkt für den Flächenwechsel muss betriebsindividuell abgepasst werden und die Arbeitsabläufe müssen sich einspielen«.

Die Mutterkühe können je nach Beweidungszeitpunkt kaum über den Aufwuchs schauen. (Foto: Röwerkamp)