
Unkrautbekämpfung. Wie gut schützt Spot-Spraying die Rübe?
Die konsequente Beseitigung der Unkrautkonkurrenz ist entscheidend im Anbau von Zuckerrüben. Was bedeutet die Spot-Applikation für die Restverunkrautung und wie viel Pflanzenschutzmittel lässt sich damit sparen? Jannes Henri Knabbe und Verena Haberlah-Korr stellen Versuchsergebnisse vor.
Maßgeblich für den Erfolg im Zuckerrübenanbau ist es, konkurrierende Unkräuter zu kontrollieren. Gleichzeitig steht der chemische Pflanzenschutz weiter im Blickfeld der Politik. Verbote und Einschränkungen sind nach wie vor gefordert. In Bayern beispielsweise führte das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ (2019) dazu, dass der flächenhafte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünflächen seit 2022 verboten ist. Das bedeutet, dass eine flächige Herbizidbehandlung mit der klassischen Feldspritze auch als Teilflächenapplikation nicht mehr zulässig ist.
Spot-Spray-Applikationen rücken in den Fokus
Solche Einschränkungen bei der Anwendungstechnik rücken neue Lösungen wie die Spot-Spray-Applikation in den Fokus. Im Gegensatz zu einer konventionellen breitflächigen Applikation wird dabei die Spritzbrühe nur auf den tatsächlichen Wirkort der Wirkstoffe ausgebracht, hier die Unkräuter. Das Spot-Spraying bietet mit Blick auf die Mitteleinsparung im Vergleich zur Teilflächen- und Bandapplikation das größte Potential. Bis zu 95 % verspricht die Industrie. Eine Spot-Spray-Lösung ist die Präzisions-Feldspritze ARA des Schweizer Herstellers Ecorobotix. Eine genaue Beschreibung der Technik, Funktionsweise und Leistungsdaten können Sie in den DLG-Mitteilungen 03/2023 nachlesen. Im Rahmen des BMEL-geförderten digitalen Experimentierfeldes »FarmerSpace – Digitaler Pflanzenschutz« wurde diese Techniklösung gemeinsam von der Fachhochschule Südwestfalen, vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst Zuckerrübe (LiZ) Köln, Ecorobotix und dessen Vertriebspartner für Deutschland, die Agravis, untersucht.
Seit 2022 wurden Feldversuche zur chemischen Unkrautregulierung in Zuckerrüben durchgeführt. Im ersten Versuchsjahr wurden am Standort Hölsen, Bad Salzuflen, zunächst Erfahrungen mit der Technik gesammelt. Weil die Durchführung des Versuchs durch extreme Witterungsbedingungen beeinflusst wurde – ein hoher Niederschlag direkt nach der Rübenaussaat verschlämmte den Oberboden und führte zu einem sehr geringen Unkrautaufkommen im Durchführungszeitraum – konnte keine statistisch abgesicherte Aussage über die Qualität des Unkrautmanagements zwischen den damaligen Varianten erfolgen.
Versuchsfragen 2023
Aufbauend wurden im Anbaujahr 2023 weitere Feldversuche an mehreren Standorten durchgeführt, unter anderem in Lage (Kreis Lippe)
und in Merklingsen (Kreis Soest). Ziel war der Vergleich der Spot-Spray-Technik in der chemischen Unkrautregulierung in Zuckerrüben auf verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Leitunkräutern und Unkrautaufkommen. Es wurde untersucht, ob durch den Einsatz von Spot-Spray-Technik vergleichbare Wirksamkeiten wie mit der breitflächigen Herbizid-Ausbringung bei gleichzeitiger
Reduktion von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden können. Zudem wurde geprüft, wie hoch das tatsächliche Einsparpotential der Spot-Spray-Spritze ARA ist. An beiden Versuchsstandorten wurde mit einem Reihenabstand von 45 cm und einer Saatstärke von 110 000 Pillen/ha gearbeitet.
Unkrautregulierungsstrategien
Für einen praxisnahen Vergleich wurden vier verschiedene Unkrautregulierungsstrategien entwickelt (Übersicht 1) und neben einer unbehandelten Kontrollparzelle in vierfacher Wiederholung angelegt. Die Varianten bestanden aus einer betriebsüblichen
breitflächigen Applikation, einer ausschließlichen Spot-Spray-Applikation (3 x Spot) sowie aus zwei Kombinationsvarianten (2 x Spot und 1 x Spot). Auf sämtlichen Versuchsstandorten wurden insgesamt drei Nachauflaufbehandlungen durchgeführt. Dabei wurden Wirkstoffmischungen appliziert, die an die standortspezifische Leitverunkrautung angepasst waren. Die Herbizide wurden zeitgleich in allen Varianten ausgebracht.
Standortspezifische Leitunkräuter

Bereits vor der ersten Herbizid-Applikation war der unterschiedliche standortspezifische Unkrautdruck der beiden Versuchsstandorte Lage und Merklingsen zu erkennen. Bei BBCH 10 der Zuckerrüben betrug die Verunkrautung in Lage durchschnittlich 66 Unkräuter/m2, wobei in Merklingsen zu diesem Zeitpunkt bereits 200 Unkräuter/m2 erfasst wurden. Die Leitunkrautarten in Lage waren Weißer Gänsefuß, Kamille, Gemeine Hundspetersilie und Melde. In Merklingsen traten die Unkrautarten Weißer Gänsefuß, Kamille, Winden-Knöterich, Vogelmiere, Acker-Kratz-Distel, Kletten-Labkraut sowie Kleinblütiges Franzosenkraut auf. Dieser standortspezifische Unterschied war durchgehend bis zum Ende der Versuchsdurchführung ersichtlich. In den jeweiligen unbehandelten Kontrollparzellen, besonders auf dem Versuchsstandort Merklingsen, war zudem zu erkennen, dass die zunehmende Verunkrautung eine unterdrückende Wirkung auf die Entwicklung der Zuckerrüben hatte. Dies bestätigt deutlich das Erfordernis einer wirksamen Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau.
Schwer bestimmbar
Spritzbrühemenge. Beim Spot-Spraying hängt die Höhe der Pflanzenschutzmitteleinsparung von den Standortgegebenheiten und dem Unkrautaufkommen ab. Aus dieser Abhängigkeit wird eine Schwierigkeit eines solchen Systems deutlich: die Berechnung der benötigten Spritzbrühe. Vor Beginn der Herbizidmaßnahme ist nicht genau vorhersehbar, wie viel Spritzmenge tatsächlich benötigt wird, sodass die Gefahr einer zu hohen Restmenge bzw. nicht ausreichender Menge an Spritzbrühe besteht. So variierte diese im Versuch zwischen 200 l/ha (betriebsüblich) im Maximum und 43 l/ha (NAK 3, 2 x Spot, Standort Lage) im Minimum. Der Hersteller der ARA-Technologie empfiehlt, zunächst eine Teilfläche zu behandeln und den Verbrauch dann auf die zu behandelnde Flächengröße hochzurechnen.
Um die Wirksamkeit der einzelnen Varianten zu erfassen, wurde der Deckungsgrad der Unkräuter in den Kontrollparzellen mit dem der behandelten Varianten verglichen. Ein Wirkungsgrad von 50 % liegt demnach vor, wenn die Unkrautdeckung in der behandelten Parzelle die Hälfte der Unkrautdeckung in den Kontrollen beträgt. Die Ergebnisse der Versuche zeigen, dass die höchste Pflanzenschutzmittelwirksamkeit standortübergreifend durch die dreifache breitflächige Anwendung der Herbizide (betriebsüblich) erreicht wurde (Übersicht 2, Lage 100 %, Merklingsen 99 %). Ähnlich hohe Ergebnisse wurden auch mit den Kombinationsvarianten aus breitflächiger und Spot-Spray-Applikation erzielt. Die ausschließliche Spot-Spray-Applikation (3 x Spot) hinterließ eine geringfügig
höhere Restverunkrautung. Diese Tendenz war bereits nach der ersten NAK-Applikation im Zuckerrübenbestand erkennbar. Im weiteren Verlauf der Vegetation stellte sich die höhere Restverunkrautung aber als vernachlässigbar heraus.
Auffällig war, dass diese Restverunkrautung vermehrt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Zuckerrüben auftrat. Als Ursache kommt eine mögliche Überdeckung der Unkräuter durch den Blattapparat der Kulturpflanzen in Betracht. Dadurch konnten die Kameras der
Pflanzenschutzspritze ARA das Unkraut möglicherweise nicht mehr als solches identifizieren und eine Applikation des Pflanzenschutzmittels unterblieb.
Pflanzenschutzeinsparungen
Die Aufwandmenge der Applikationen betrug bei jeder Maßnahme 200 l/ha. Diese Menge wurde auch bei der Spot-Applikation zugrunde
gelegt. Die Bezugsgröße für die Pflanzenschutzmitteleinsparung ist die verbrauchte Aufwandmenge der betriebsüblichen, durchgehend breitflächigen Applikation (3 NAK x 200 l/ha = 600 l/ha). Die Pflanzenschutzreduktion der weiteren Varianten wurde in Referenz zu diesem
Wert berechnet. Demnach entspricht eine Gesamtausbringmenge aller 3 NAK von 300 l/ha einer Reduktion von 50 %. Auf beiden Versuchsstandorten wurden mit der ausschließlichen Spot-Spray-Applikation (3 x Spot) die höchsten Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln erreicht (Übersicht 3, Lage 64 %, Merklingsen 37 %). Das unterschiedlich hohe Einsparpotential der Standorte ergibt sich aus der unterschiedlich starken Verunkrautung (Lage 66 Unkräuter/m2, Merklingsen 200 Unkräuter/m2). Insbesondere erfolgte auf dem Standort Merklingsen wegen der starken Verunkrautung schon während der ersten NAK in der Variante 3 x Spot mit einer Aufwandmenge von 178 l/ha eine nahezu breitflächige Herbizidausbringung (Übersicht 4). Dies verdeutlicht den hohen Einfluss der Verunkrautung auf die vom Spot-Spray-System benötigte Pflanzenschutzmittelmenge und dem erreichbaren Einsparpotential. In Merklingsen erreichte die Kombination aus einer breitflächigen und zwei Spot-Spray-Applikationen (2 x Spot) mit 36 % fast die gleiche Einsparung wie die Variante der ausschließlichen Spot-Spray-Applikation (3 x Spot) mit 37 %. Dies war durch die hohe Aufwandmenge bedingt, die durch die starke Ausgangsverunkrautung erforderlich war. In Lage erzielte die Variante 2 x Spot mit 51 % im Vergleich zur Variante 3 x Spot mit 64 % eine deutlich geringere Einsparung.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kombination aus einer zweimaligen Spot-Spray-Applikation mit einer einmaligen breitflächigen Ausbringung der Pflanzenschutzmittel (2 x Spot) in der Zuckerrübe einen effektiven Kompromiss aus Wirksamkeit und Einsparpotenzial bietet. Hohe Wirksamkeiten wurden auch in der Variante 1 x Spot erzielt, die dabei aber die geringsten Einsparungen im Verhältnis zur
Standardvariante (nur breitflächig) verzeichnen konnte. Zusammenfassend lassen die Versuche die Annahme zu, dass durch den Einsatz
von Spot-Spray-Technik bei der Unkrautregulierung in Zuckerrüben bei hoher Wirksamkeit Pflanzenschutzmittel eingespart werden können. Die Höhe der Einsparung ist jedoch abhängig von den Standortgegebenheiten und dem Unkrautaufkommen.