
Schlachtung. Mehr Verwerfungen bei unkupierten Schwänzen
Bissverletzungen am Schwanz können im schlimmsten Fall zu Abszessen und zur Verwerfung des gesamten Schlachtkörpers führen. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, selbst wenn die Wunde bereits vernarbt ist. Besonders stark sind unkupierte Tiere betroffen, zeigt eine spanische Studie.
Um das Auftreten von Schwanzverletzungen zu verringern, ist das Kupieren der Schwänze europaweit nach wie vor eine gängige Maßnahme. Dabei sollte sie eigentlich nur als letztes Mittel angewandt werden, so die geltende gesetzliche Regelung. Eine spanische Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Beurteilung von Schwanzschäden bei der amtlichen Untersuchung im Schlachthof schwierig ist. Somit werde das tatsächliche Vorkommen von Schwanzbeißen unterschätzt.
Messung der Schwanzlänge
Die Beurteilung der Schwanzlänge von Schweinen am Schlachtband ist längst praxisreif. So setzt Vion am niederländischen Standort Groenlo bereits seit 2021 KI ein, um die Länge der Schwänze zu erfassen. Die Betriebe erhalten die Messergebnisse mit ihrer Schlachtabrechnung zurück. Ziel ist es, die Schweinehalter zu sensibilisieren und zur Lieferung von Schweinen mit längeren Schwänzen zu motivieren.
Ziel der Studie
Ziel der Studie war es, das Auftreten von Schwanzbeißen bei Schlachtschweinen zu bewerten sowie den Zusammenhang zwischen Schwanzverletzungen, Haltungssystem und Schwanzlänge zu analysieren. Zudem ging es darum herauszufinden, welche Beziehung zwischen Schlachtbefunden, Schlachtkörperverwerfungen und Schwanzläsionen besteht. Dabei sollten ausdrücklich nicht nur frische, sondern auch bereits verheilte und somit vernarbte Verletzungen berücksichtigt werden.
In einem spanischen Schlachthof wurden Daten von gut 3 600 Schweinen aus 73 Partien mit unterschiedlichen Schwanzlängen (unkupiert, mittellang kupiert,
vollständig kupiert) und verschiedenen Haltungssystemen (konventionell, konventionell ohne Verabreichung antimikrobieller Mittel, ökologisch) gesammelt. Die Schwänze wurden anhand eines Scores für frische Schwanzläsionen und eines Narben-Scores (Vorhandensein von Narbengewebe aus alten Läsionen) bonitiert. Die Verwerfungen von ganzen Schlachtkörpern oder Schlachtkörperteilen wurden registriert.
Die Ergebnisse
Die Wahrscheinlichkeit für frische Schwanzverletzungen variierte mit der Schwanzlänge. Dabei wiesen unkupierte Schwänze im Vergleich zu den anderen Längen häufiger schwere Läsionen auf. Zwischen vollständig kupierten und mittellangen Schwänzen gab es keinen Unterschied in der Häufigkeit von Verletzungen.
Schlachtbefunde wie Pneumonie und Pleuritis traten in Schlachtpartien mit einem hohen Verletzungs- oder Narben-Score besonders häufig auf. Auch bei Teilverwerfungen fanden die Forscher einen Zusammenhang zu Vernarbungen am Schwanz des betroffenen Tieres. Besonders hohe Narben-Scores waren relativ oft verbunden mit Teilverwerfungen aufgrund von Abszessen.
Bei Schlachtpartien mit höheren Läsions-Scores war die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb der Partie ein Schlachtkörper vollständig verworfen wurde, größer. Beim Narben-Score zeigte sich sogar ein noch stärkerer Zusammenhang. Der Hauptgrund für eine vollständige Verwerfung waren Abszesse.
Was die Haltungssysteme betrifft, so wiesen die ökologischen Betriebe einen höheren Anteil von vollständigen Verwerfungen innerhalb einer Schlachtpartie auf als die beiden anderen Produktionssysteme.