Portrait. Mit vereinten Kräften
Vor allem der enge Zusammenhalt zwischen den Inhabern macht den Betrieb der Familie Metz erfolgreich. Denn das ist eine gute Voraussetzung, um viel Tierwohl und hohe Leistungen zu erreichen.
»Wir würden immer wieder so bauen«, sagt Lukas Metz. Gemeinsam mit seinen Eltern Jochen und Christina und seinen beiden Brüdern Daniel und To bias bewirtschaftet er einen Biobetrieb in Schweinsberg bei Marburg. Mitglieder der DLG-Spitzenbetriebe Milch besuchten den Naturland-Betrieb im Rahmen ihrer Jahrestagung.
Bevor Familie Metz auf der grünen Wiese unweit des Dorfes neu baute, hielt sie 90 Kühe in Altgebäuden mitten im Ort. Weidegang war dort nicht möglich, aber es gab einen Laufhof. Der war seit der Umstellung auf Bioerzeugung 2008 Pflicht. Damals funktionierte Familie Metz ein Fahrsilo zum Laufhof um. »Das Silo war vorne und hinten offen. Dadurch ging immer Wind und wenn es zu heiß war, wollten die Tiere im Stall bleiben«, erinnert sich Lukas Metz.
Zwei Jahre dauerte die Genehmigungsphase für den neuen Stall, der Standort liegt im Wasser- und Landschaftsschutzgebiet. Nach elf Monaten Bauzeit erfolgte der Einzug im Januar 2022. Am neuen Standort haben die mittlerweile 215 Kühe wenn die Wetterbedingungen es zulassen, Zugang zur Weide. Trotzdem halten sie sich auch gerne freiwillig im luftigen und hellen Stall auf, der in Holzständerbauweise errichtet wurde. Die beiden Stallbereiche werden durch einen Laufhof verbunden. Er dient gleichzeitig als Treibgang bzw. Wartehof vor dem Melkstand. Liegeboxen befinden sich nur kopfseitig an den Laufhof angrenzend. »Das erleichtert das Treiben zum Melkstand, da keine Kuh in die Boxen verschwinden kann«, erklärt Lukas Metz. Als Unterstützung beim Treiben der Tiere kann der Gülleschieber eingesetzt werden. Auf ihn lassen sich auf jeden der beiden Flügel Gitter einstecken. Der Schieber läuft im Laufhof zweimal täglich während der Melkzeiten. Die anderen vier Gänge werden stündlich automatisch abgeschoben. Lukas Metz legt viel Wert auf saubere Kühe. Die Liegeboxen werden zweimal wöchentlich mit einem Stroh-Kalk-Gemisch eingestreut.
Gemolken wird in einem Swing Over Melkstand mit Schnellaustrieb, Milchmengenmessung und Zwischendesinfektion. Die Entscheidung gegen einen Roboter fiel Familie Metz nicht besonders schwer. »Ich melke gerne und wir können die Melkzeiten arbeitskräftemäßig gut abdecken«, sagt Lukas Metz. Zwei 520 €-Kräfte unterstützen die Familie bei der Stallarbeit.
Seit Januar 2022 ist der Betrieb Mitglied bei Naturland. Geliefert wird die Milch an die Molkerei Coburg.
Aktuell liegt die Milchleistung der überwiegend aus HF-Kühen bestehenden Herde bei 10 200 kg Milch bei 4,06 % Fett und 3,32 % Eiweiß. Das Ziel ist die vor dem Stallumzug erzeugten, 11 300 kg Milch/Kuh und Jahr wieder zu erreichen.
Dafür wird die Ration immer wieder optimiert. Es sollte möglichst wenig Futter zugekauft und wenig Kraftfutter eingesetzt werden. Gefüttert wird die Herde mit einer TMR aus 16 kg Silomais pro Kuh und Tag (35,2 % TS), 29 kg Klee-Gras-Silage (37,5 % TS), 5 kg Sojapülpe (21 % TS), 4 kg Triticaleschrot und 0,9 kg Ackerbohnen. Die Sojapülpe stammt von einem Biotofuhersteller aus der Region.
Mithilfe von genomischer Selektion will Familie Metz ihre Herde züchterisch weiter voranbringen. Das Ziel ist langfristig eine komplett genetisch hornlose Herde. »Früher haben wir zischen 15 und 20 Färsen jährlich vermarktet. Doch durch den Stallbau benötigen wir das Jungvieh nun erst mal zur Bestandsaufstockung«, sagt Lukas Metz. Die Bullenkälber werden bisher noch konventionell vermarket.
Die Trockensteher werden im Altgebäude im Ort gehalten, kommen aber zum Anfüttern vor dem Abkalben zurück zum neuen Standort. Für das Jungvieh hat Familie Metz einen Laufstall im Vogelsberg gepachtet. Täglich fährt ein Familienmitglied dort zur Fütterung und Tierkontrolle hin. Im Sommer haben die Rinder dort komplett Weidegang und ein Deckbulle läuft ganzjährig in der Herde mit.
Der Betrieb ist weitestgehend eigenmechanisiert. Und auch die Lohnarbeiten bleiben in der Familie, denn das Lohnunternehmen des Onkels unterstützt den Betrieb bei der Gras- und Maissilageernte. Angebaut werden Weizen, Triticale, Ackerbohnen, Lupinen, Sommergerste, Silomais, Kleegras und Grünschnittroggen auf insgesamt 290 ha Ackerfläche. Dazu kommen 91 ha Grünland. Die Struktur in der Gegend ist relativ kleinteilig: 177 Teilstücke mit einer durchschnittlichen Größe von 2,15 ha müssen angefahren werden.
Über einen am Milchtank installierten Milchautomaten vermarktet Familie Metz ihre Biomilch auch direkt an Endverbraucher. Dafür ist es ein Vorteil, dass die Betriebsstätte an einem viel befahrenen Radweg liegt. Außerdem ist der Betrieb Mitglied der Initiative »Bauernhof als Klassenzimmer«. Regelmäßig finden auf dem Hof Führungen für Schulklassen und Kindergärten statt.