Milchvieh. Wie hoch sind die Emissionen tatsächlich?
Der bisherige Standardwert für Ammoniakemissionen im Milchviehstall wurde im Projekt EmiDaT aktualisiert. Wir haben mit Brigitte Eurich-Menden darüber gesprochen, wo die Betriebe ansetzen können, um zusätzlich Emissionen zu reduzieren.
Wie hoch sind die Emissionen tatsächlich, die in Milchviehställen entstehen? Das hat das Projekt »Ermittlung von Emissionsdaten für die Beurteilung der Umweltwirkungen der Nutztierhaltung« (EmiDaT) ermittelt. Bundesweit wurden dafür Ammoniak- und Methanemissionen in Milchvieh- und Mastschweineställen gemessen.
Im Sommer dieses Jahres wurde der Abschlussbericht veröffentlicht. Wir haben mit Dr. Brigitte Eurich-Menden, KTBL, über die Ergebnisse zur Milchviehhaltung gesprochen.
Emissionen werden ja schon länger untersucht – warum wurden dringend neue Kennzahlen gebraucht?
Die bisher verwendeten Emissionswerte von 12 kg NH3-N/Tierplatz oder 14,57 kg NH3/Tierplatz und Jahr waren über 20 Jahre alt und wurden damals aus der Literatur abgeleitet. Außerdem gibt es mittlerweile abgestimmte Messprotokolle, mit denen Standardemissionswerte erhoben werden. Die Daten sind z. B. bei Bauanträgen vorzulegen.
Wir haben unterschiedliche Laufstallsysteme untersucht. Zum einen waren das Ställe mit Vollspalten und »Kellersystemen«, d. h. einer Güllelagerung unter den Spalten im Stall. Zum anderen handelte es sich um Betriebe mit Außenlagerung der Gülle im Behälter. Im Stall selbst hatten sie entweder Laufgänge mit Spaltenboden oder waren planbefestigt. Die Messungen in einem Stall dauerten über ein Jahr und wir hatten pro Güllelagerungssystem vier Ställe, das bedeutete einen hohen Aufwand und war sehr teuer.
Leider war es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, die Emissionen auf dem Laufhof zu messen. Konzepte zur Messung von Ausläufen und anderen Emissionsquellen (Güllehälter) werden im aktuell laufenden Projekt EmiMod (Kasten) erarbeitet.
Verbundprojekt EmiMod
Wie geht es weiter? Das Verbundprojekt EmiMod ist aktuell gestartet.
Hier ist das Ziel, die Messmethoden zur Erfassung von Emissionen aus den Nutztierställen mit Ausläufen und Güllelagern weiterzuentwickeln und zu vereinfachen.
Im Fokus stehen hierbei Ammoniak, klimawirksame Gase, Geruch und Bioaerosole. An dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekt, das noch bis Ende 2028 läuft, sind insgesamt neun Verbundpartner beteiligt.
Wie wurde gemessen?
Die Stallluft wird über eine Pumpe in ein Messgerät gefördert und dort werden die Konzentrationen von Ammoniak und Kohlendioxid gemessen.
Für die Emissionsermittlung ist neben der Konzentration von Ammoniak auch der Luftvolumenstrom (wie viel Luft geht durch den Stall) notwendig. Dieser wurde in unseren Messungen mittels der CO2-Bilanzmethode berechnet.
Was waren die Ergebnisse? Entsprachen sie den Erwartungen?
Wir waren positiv erfreut, dass unsere Messungen insgesamt um 20 % niedrigere Werte ergaben als die, die wir vor 20 Jahren angenommen hatten. Und das, obwohl die Betriebe ja in ihrer Lauffläche pro Tierplatz während dieses Zeitraums deutlich größer geworden sind und die Milchleistung gestiegen ist. Es gibt innerhalb der drei Stallvarianten Streuungen bei den gemessenen Werten, was wir u. a.auf das unterschiedliche Management zurückführen. Da es keine statistischen Unterschiede zwischen den Varianten gibt, fassen wir die Werte für alle güllebasierten Laufstallbetriebe zusammen. Der Emissionswert liegt also nun bei 10 kg NH3-N pro Tierplatz und Jahr.
Wie waren die Ergebnisse bei Methan?
Deutlichere Unterschiede gab es bei Methan zwischen den Emissionen aus den Betrieben mit Güllekeller und den Betrieben mit Außenlagerung.
Durch die Wärme im Stall entstehen bei der Lagerung der Gülle unter den Spalten höhere Methanemissionen im Vergleich zu den Ställen mit Außenlagerung. Wir empfehlen den Landwirten, möglichst ohne Güllkeller zu bauen und stattdessen auf die abgedeckte Außenlagerung zu setzen. Darauf sind auch schon viele bestehende Güllebehälter vorbereitet. Von den fünfzig angeschauten Ställen während einer Rundreise hatten viele schon eine Stütze im Behälter für eine nachträgliche Abdeckung.
Bewirkt ein planbefestigter Laufstallboden höhere Ammoniakemissionen als ein Spaltenboden?
Nein, wenn er regelmäßig gut abgeschoben wird, ist das nicht der Fall. Wenn wir zwischen Betrieben große Emissionsausreißer festgestellt haben, lag das eher am Management. Hat der Betrieb beispielsweise Spalten im Laufbereich und im Bereich der Melkroboter und einen Spaltenreinigungsroboter, ist es wichtig, dass er diese Fläche in regelmäßigen Abständen reinigt, am besten leicht feucht. Allerdings müssen die Geräte dann relativ häufig wieder aufgeladen werden. Generell ist es wichtig, das Reinigungsintervall im Auge zu behalten. Bei planbefestigten Laufgängen empfehlen wir mehrmaliges Abschieben am Tag, am besten alle zwei Stunden.
Die Wirksamkeit der Reinigungsleistung hängt maßgeblich von der Ebenheit der gereinigten Flächen ab. Ein ebener Untergrund verhindert die Bildung von Pfützen. Das verhindert Emissionen und ist gut für die Gesundheit der Klauen.
Welche Empfehlungen können Sie Milchviehhaltern geben?
Die klare Empfehlung ist ein regelmäßiges Abschieben des Stallbodens, eine schnelle Kot-Harn-Trennung und ein guter Ablauf des Harns. Emissionsmindernde Böden für den Milchviehstall sind relativ teuer. Wie gut das jeweilige System funktioniert, hängt wiederum vom Management ab. Wichtig ist bei diesen Böden, dass Ablaufrillen, Löcher oder Klappen immer frei sind und der Harn ablaufen kann. Bei der Anschaffung eines Spaltenroboters ist es wichtig zu überlegen, in welcher zeitlichen Frequenz er die gesamte Fläche reinigen kann.
Wir können derzeit noch keine Empfehlung geben, ab wie viel Quadratmeter ein oder zwei Roboter benötigt werden. Eine weitere Maßnahme ist, ein leichtes Gefälle einzubauen z. B. beim Einbau von Gummiauflagen mit Harnrinne.