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Die Ausbildung zum Landwirt muss attraktiv sein
Ausbildung. Nach 30 Jahren wird die Ausbildungsverordnung für angehende Landwirte erstmals überarbeitet. Künftig soll sie auch die Themen digitalisierte Arbeitswelt, Umweltschutz und Nachhaltigkeit beinhalten.
30 Jahre – das ist mehr als eine Generation Landwirte. Kaum zu glauben, dass es so lange dauert, bis eine so wichtige Sache, wie die Ausbildung unserer landwirtschaftlichen Nachwuchskräfte angepasst wird, um den aktuellen Bezug zu behalten. Während der drei Jahrzehnte hat sich das Rad in der Landwirtschaft nicht nur weitergedreht, sondern buchstäblich überschlagen. GPS-Technologie, Drohnen und sensorgestützte Ausrüstung, Biotechnologie und Gentechnik, Digitalisierung und Smart Farming, Nachhaltigkeit und Ökologische Landwirtschaft sind nur einige Stichworte dazu. Themen, die für die Auszubildenden, aber auch im Unterricht vieler Berufsschulen bereits alltäglich geworden sind. Um so befremdlicher, dass erst jetzt der offizielle Rahmen dafür geschaffen wird.
Das gilt genauso für weitere »neue« Lehrinhalte wie Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Ein Großteil davon ist schon lange Ausbildungsinhalt, mit dem sich die Berufsschüler beispielsweise in ihrem Online-Berichtsheft auseinandersetzen müssen. Zugegebenermaßen hängt dies bisher stark von der Schule und vom Lehrer ab. Er entscheidet oftmals nach seinen Neigungen und Kenntnissen, welche Themen er ausführlicher behandelt. Wer selbst nicht besonders »digital-affin« ist, kann dieses Thema seinen Schülern auch nicht vermitteln.
Problematisch ist allerdings die Ankündigung, den Beruf Landwirt künftig in verschiedene Einsatzgebiete unterteilen zu wollen, die den Betriebszweigen entsprechen. Denn gerade die breite Basisausbildung ist die Grundlage, die die Auszubildenden brauchen, um sich später spezialisieren zu können. Einerseits hat der Arbeitsplatz in der Landwirtschaft an modernen Techniken wirklich viel zu bieten – man sieht doch, welche Betriebe interessant sind und keine Probleme haben, Auszubildende zu finden. Andererseits fehlen an vielen Stellen die Nachwuchskräfte.
In zwei Jahren soll die neue Ausbildungsverordnung in Kraft treten. Jetzt sind erst mal der Bauernverband und die IG BAU am Zug, die im Auftrag des BMLEH die Verordnung erarbeiten. Wichtig ist, das Gespräch mit Berufsschülern, Lehrenden und Ausbildern zu suchen, um die Bedürfnisse der Praxis intensiver in der Ausbildung zu verankern. Denn es ist ja nur in aller Sinne, dass der Beruf attraktiver wird und die Ausbildung den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft gewachsen ist, sodass sich genug junge Menschen dafür interessieren.