Großbritannien. Biodiversität über die Luft messen
In der Klimadiskussion ist es einfach: eine Tonne CO2 ist eine Tonne CO2. Aber zwischen dem, was wir über die Biodiversität tatsächlich wissen, und dem, was wir aus diesem Wissen gern ableiten, klafft eine gewaltige Lücke. Britische und kanadische Forscher haben jetzt ein neues Instrument gefunden, diese Lücke mit wenigstens teilweise zu schließen: die Analyse von DNA in der Umwelt.
Pollen, Sporen und Pflanzenreste finden sich überall in der Luft. Sie können über schon vorhandene Messstationen »gefangen« werden, die normalerweise der Überwachung von Schwermetallen dienen. Spezielle Luftfilter sammeln Partikel mit weniger als 10 Mikrometern Durchmesser. Diese werden mittels Metabarcoding analysiert. Diese Methode nutzt Informationen aus DNA-Datenbanken, um bestimmte Arten anhand der Ähnlichkeit ihres Erbmaterials zu identifizieren. Im Prinzip arbeitet Metabarcoding wie der Strichcode im Supermarkt.
In den Filtern von 15 Messstationen im Vereinten Königreich blieb fast alles hängen: Weizen, Raps, Gurken, Kohl, aber auch Wildkräuter und Zierpflanzen. Farne sind wahrscheinlich für die Filter zu groß. Dagegen gingen den Forschern Schadpilze wie Ramularia »ins Netz« – woraus sie die Möglichkeit eines Frühwarnsystems für den Pflanzenschutz ableiten.
Biodiversität wird oft in Verbindung gebracht mit Organismen, die sich gut sehen bzw. erfassen lassen. Das sind in erster Linie die Vögel, aber auch andere Tiere. Bei Pflanzen, Algen und Pilzen ist die DNA meist besser, erst recht bei Moosen, Algen und Flechten, die oft kaum systematisch erfasst werden. Nur die Farne fallen, weil zu groß, durchs Raster der DNA-Analyse.
Um Zufallsfunde zu vermeiden, haben die Forscher ihre Funde mit deren möglichen Quellen abgeglichen. Und siehe da: Meist stammten sie aus dem Umfeld der Messstationen. Da diese 2 m über dem Boden messen, ist dies auch nachvollziehbar. Gefunden scheint also eine Methode, die ohne neue Gerätschaften und ohne Personal breite Erkenntnis verspricht. Die Herausforderung bleibt, aus den vielen Daten relevante Schlüsse zu ziehen.