Getreidemarkt. Politische Märkte haben kurze Beine
Politische Aufgeregtheit trifft auf robuste Fundamentaldaten: Was die jüngsten Meldungen aus dem Schwarzmeerraum wirklich für den Getreidemarkt bedeuten – und wo jetzt kurzfristige Chancen liegen.
Der jüngste Angriff der Ukraine auf die russische Schattenflotte und die anschließenden Vergeltungsdrohungen des Kremls gegen ukrainische Häfen sorgten prompt für Nervosität an den Terminmärkten. Ob es tatsächlich Angst ist oder eher das Ausschlachten eines willkommenen Anlasses, um die zuletzt lethargischen Märkte für einige Stunden in Bewegung zu bringen, bleibt dahingestellt. Fakt ist: Nur wenn Kurse schwanken, lässt sich an den Börsen Geld verdienen.
Wer die Lage nüchtern einordnet, dürfte solchen Meldungen jedoch gelassen begegnen. Zu oft haben wir Drohungen von Präsident Trump oder Präsident Putin gehört, ohne dass diese das tatsächliche Kriegsgeschehen spürbar beeinflusst hätten. Und jedes Mal, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat, zeigt sich für die Agrarmärkte dasselbe Bild. Die Analyse, die seit dem Spätsommer gilt, bleibt unverändert: Ohne ein gravierendes Wetterextrem mit entsprechenden Ernteausfällen oder ohne eine strukturelle Reduzierung der Anbauflächen wird sich am Getreidemarkt nichts Substanzielles ändern.
Eine Ausnahme wäre ein deutlicher Wechselkursimpuls: Steigt der Dollar um etwa 10 % und fällt der Euro auf rund 1,05 US-$ zurück – also das Niveau vor dem Amtsantritt von Präsident Trump – könnten die hiesigen Getreidepreise entsprechend zulegen. Vielleicht nicht im Verhältnis 1:1, aber spürbar. Solange ein solcher Effekt nicht absehbar ist, gilt unverändert: Kurzfristige Marktchancen wie die Ausschläge am Dienstagnachmittag und -abend sollten konsequent genutzt werden.