Erdmandelgras. Grubber, Glyphosat oder Strom
Hat sich Erdmandelgras erst einmal etabliert, wird man es kaum wieder los – das zeigen auch Ergebnisse aus anderen Ländern. Um die beste Bekämpfungsmethode herauszufinden, hat die LWK NRW einen Versuch angelegt. Unsere Autoren stellen ihn vor.
Mit Blick auf die Bekämpfung von Erdmandelgras kann einiges schief gehen: Zum Beispiel, wenn es nicht klappt, den Anfangsbefall aufzuspüren, auszugraben und zu beseitigen. Dann breitet sich stattdessen über die Jahre der Befall aus und erstreckt sich über weite Teile des Schlages. Zudem ist der Befall mitunter so stark, dass er den Anbau von Kulturen wie Rüben, Kartoffeln und Gemüse unmöglich macht und den von Mais und Getreide zumindest deutlich erschwert. Gibt es ein Zurück? Und wenn ja: Wie gelangt man auf möglichst kurzem Weg dorthin?
Schaut man auf Länder wie die Niederlande, Belgien, Österreich und die Schweiz und deren Versuche, das Erdmandelgras einzudämmen, ist man fast geneigt zu sagen: Es gibt keinen Weg zurück. Dort wird kein Beispiel genannt, in dem es gelungen wäre, eine stark mit Erdmandelgras befallene Fläche wieder befallsfrei zu bekommen.
Ein Ansatz ist die Schwarzbrache (s. Kasten unten). Alternativ kann mit Herbiziden oder mit Strom gearbeitet werden. Auch die Anwendung von Strom wurde in anderen Ländern schon getestet – allerdings immer mit mäßigem Erfolg. Nach Ansicht eines Lohnunternehmers aus Niedersachen liegt das aber vor allem daran, dass die Anwendungen nicht optimal durchgeführt wurden und es sich besser machen ließe. Das war der Anstoß für einen Praxisversuch.
Versuchsaufbau
Der Standort liegt im Kreis Borken. Der Boden dort ist ein humoser Sandboden mit 27 Bodenpunkten und einer Mächtigkeit von 40 cm. Die Fläche ist relativ gleichmäßig mit Erdmandelgras durchsetzt.
Im Versuchsjahr 2025 wurde am 29. April die Maissorte Privat mit 9,5 Körnern je m² gelegt. Die Vorfrucht war ein Mais-/Bohnengemenge. Nach der Ernte der Vorfrucht wurde Grünroggen eingesät (Grubbersaat) und zur Maisaussaat gepflügt. Der Landwirt hat zwei Teilbereiche der Fläche unbestellt gelassen. Hier konnten je Wiederholung fünf Bekämpfungsvarianten getestet werden.
Variante 1:
Mais wurde gelegt und mit passenden Herbiziden in Kombination mit dem Produkt Permit behandelt. Permit hat 2025 eine Notfallzulassung zur Bekämpfung von Erdmandelgras erhalten. Bei den Angaben zu den EC-Stadien orientiert man sich an der am weitesten entwickelten Pflanze. Da die Mandeln aus verschiedenen Bodenschichten auflaufen, sind sie sehr unterschiedlich weit entwickelt.
- Am 19. Mai 2025 wurde zu EC 13 vom Mais und EC 13/14 vom Erdmandelgras mit Successor T 3,0 l/ha + Callisto 1,0 l/ha behandelt
- Gefolgt von 15 g/ha Permit + 1 l/ha Hasten am 30. Mai 2025 zu EC 13/14 vom Erdmandelgras.
- Gefolgt von 20 g/ha Permit + 1,25 l/ha Maister Power am 11. Juni 2025. Das neu aufgelaufene Erdmandelgras hatte zu diesem Termin EC 13 erreicht.
Variante 2:
Schwarzbrache. Dazu wurde der Boden mit einer Federzinkenegge auf 15 cm Tiefe zu EC 13 vom Erdmandelgras bearbeitet. Insgesamt bislang dreimal:
- am 19.05.2025
- am 11.06.2025
- am 30.06.2025
Variante 3:
Wie bei der Schwarzbrache wurde kein Mais gelegt. Der Aufwuchs wurde mit 5 l/ha Kyleo + 5 kg/ha SSA in 150 l/ha Wasser behandelt. Kyleo deshalb, weil wir aus der Vergangenheit wissen, dass Kyleo gegen Erdmandelgras wirksamer ist als ein reines Glyphosatprodukt. Die Behandlung erfolgte am 11. Juni zu EC 37 vom Erdmandelgras.
Variante 4:
Behandlung des Aufwuchses mit Strom. Bei diesem Verfahren wird ein Hochspannungsstrom über Metalllamellen an die Pflanze angelegt. Der elektrische Widerstand erzeugt Wärme, zerstört so die Zellmembran und führt zum Absterben der Pflanze. Im Versuch eingesetzt wurde ein Gerät der Firma Zasso. Es hat eine Arbeitsbreite von 2,8 m, der genutzte Schlepper eine Leistung vom 250 PS. Die Fahrgeschwindigkeit betrug 1,3 km/h, der Dieselverbrauch lag bei 16 l/h. Es wurde zu zwei Terminen mit Strom behandelt. Ein Teil des Streifens wurde jeweils doppelt überfahren, auf der Hin- und der Rückfahrt.
Für dieses Verfahren muss man etwa 330 €/h veranschlagen (einschließlich Diesel), zuzüglich 90 €/Std für die An- und Abfahrt (einschließlich Diesel). Andere Pflanzen wie beispielsweise Melde werden dann mitbekämpft. Behandelt wurde am:
- 13.06.2025, EC 37 des Erdmandelgrases
- 05.07.2025, EC 61 des Erdmandelgrases.
Variante 5:
Herbizid und Strom. Da der Aufwuchs mit Erdmandelgras stellenweise sehr dicht war, wurde noch eine weitere Variante getestet. Dazu wurde vorab mit 5 l/ha Kyleo am 11. Juni behandelt zu EC 37 des Erdmandelgrases. Anschließend fand am 5. Juli eine Nachbehandlung mit Strom in einmaliger Überfahrt statt.
Beim Einsatz des Stroms geht es nicht darum, dass der Strom auch die Mandeln erreicht und diese unschädlich macht. Sie können, wenn nur der oberflächliche Pflanzenteil abgetötet wird, erneut aus-treiben.
Kommt ausreichend Strom in die Mandel, verfärbt sie sich im Inneren von Weiß zu Grau/Braun. Der Erfolg der Maßnahme kann also, wenn man die Mandeln unterhalb der Pflanzen ausgräbt und aufschneidet, nach ein paar Tagen ermittelt werden. Zur Behandlung sollten Blätter und Boden trocken sein. Die Wirkung ist umso besser, je weniger Pflanzen sich den Strom teilen müssen. Andere Pflanzen wie Melde, Gänsefuß, Hirsen, Rispen usw. sollten also vorab bekämpft werden.
Auch wenn das Erdmandelgras sehr dicht steht, reicht der Strom nicht immer für alle Pflanzen aus. Mandeln, die nicht
ausgetrieben sind, also nur im Boden liegen, werden nicht bekämpft. So sind auch bei diesem Verfahren mehrere Jahre für die Bekämpfung einzuplanen.
Die Parzellen wurden eingemessen und werden im nächsten Jahr nochmals auf Wirkung bonitiert.
Erste Ergebnisse des Versuchs
Im Mais konnte durch den Einsatz der Herbizide gegen Erdmandelgras ein Wirkungsgrad von mehr als 95 % erreicht werden. Pflanzen, die zum Zeitpunkt der Anwendung drei und mehr Blätter gebildet hatten, sind abgestorben und zum größten Teil auch nicht wieder ausgetrieben. Waren die Pflanzen kleiner, kam es zu Neuaustrieb und teils liefen auch nach der letzten Anwendung noch Pflanzen auf. Dies waren oft solche, deren dazugehörende Mandeln 15 bis 20 cm tief im Boden lagen.
Die Grubbervariante machte bislang den besten Eindruck. Es war ausreichend trocken, so dass die mechanische Bearbeitung sehr wirksam war. Aktuell liegt der Wirkungsgrad gegen die aufgelaufenen Erdmandelgras-Pflanzen bei mehr als 98 %.
uert, bis eindeutig war, dass die Pflanzen auch wirklich absterben. Auch hier ist es wichtig, dass ausreichend Blattwerk für die Aufnahme und Verlagerung des Wirkstoffs in Mandeln und Rhizome vorhanden ist. Die Pflanzen verfärbten sich gelb-rötlich und waren am Bestockungsknoten vermorscht. Durch den unterschiedlichen Auflauf des Erdmandelgrases wird man auch hier mehrfach behandeln müssen.
Die Behandlung mit Strom lieferte ein gutes Ergebnis, wenn die Erdmandel-Pflanzen zweimal überfahren wurden und nicht zu viele an einer Stelle standen. Dann war auch ein Teil der Mandeln im Innern ergraut. Wurde nur einmal gefahren und war gleichzeitig der Aufwuchs sehr stark, war die Wirkung nicht zufriedenstellend. Bei der einmaligen Überfahrt gelang es dann nicht, den Aufwuchs abzutöten, und auch bei nicht zu üppigem Besatz konnten Mandeln neu austreiben.
Die Kombination von vorherigem Abtöten mit Glyphosat und nachfolgendem Stromeinsatz zeigt aktuell auch eine ansprechende Wirkung, ist aber noch nicht abschließend bonitiert.
Um die Wirkung auf die Mandeln zu ermitteln, wurden jeweils zehn Mandeln aus jeder Variante entnommen und in Blumentöpfe eingepflanzt. Von den mit Permit + Additiv behandelten Pflanzen sind sieben von zehn wieder ausgetrieben. Nach der Behandlung mit Strom waren es fünf von zehn. Von den mit Kyleo behandelten Pflanzen ist bislang keine Mandel neu ausgetrieben.
Was noch zu beobachten ist: Pflanzen, die mit Permit oder Kyleo behandelt wurden, haben es teils geschafft, neue Mandeln zu bilden. In einer Zeit, da unbehandelte Pflanzen noch nicht damit begonnen haben, sind die neuen Mandeln zwar klein, haben aber schon eine braune Färbung, sind also schon wieder keimfähig.
Schwarzbrache, um Erdmandelgras loszuwerden
Für größere Flächen mit einem Besatz von Erdmandelgras, auf denen das Dämpfen aus Kostengründen keine Alternative ist, wird in der Schweiz die Schwarzbrache empfohlen. Über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren wird die Fläche aus der Produktion genommen und in den Sommermonaten mehrfach gegrubbert. Spätestens wenn aufgelaufene Erdmandelgraspflanzen beginnen, neue Mandeln zu bilden, muss wieder bearbeitet werden. Je nach Bodenart und Witterung ist dies nicht immer möglich. Außerdem wird die Bodenstruktur durch die ständige Bearbeitung beeinträchtigt.
Auch in dem beschriebenen Versuch ist eine Bekämpfungsvariante die Schwarzbrache. Dazu wurde der Boden mit einer Federzinkenegge auf 15 cm Tiefe zu EC 13 des Erdmandelgrases bearbeitet. Insgesamt wurde die Parzelle bislang dreimal bearbeitet.