»And the winner is ...«
Alle zwei Jahre stellt sich die internationale Landtechnikindustrie einem harten Wettbewerb um die überzeugendsten Neuheiten. Überzeugt werden muss eine unabhängige Expertenkommission. Sie zeichnete dieses Mal aus 234 Neuheiten zwei Gold- und 22 Silbermedaillen aus.
Claas überzeugt mit 70-t-Pressenkonzept
Eine Goldmedaille ging nach Harsewinkel – für das Maschinenkonzept einer Quaderballenpresse (120 x 90 cm) mit 70 t/h Durchsatz und einer konstanten Ballendichte von 210 kg/m³, in der Spitze bis zu 235 kg/m³, im Stroh. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll die neue Hochleistungspresse die Serienreife erreichen und sich dann oberhalb der Quadrant-Familie positionieren.
Kern der Konstruktion ist ein rahmenintegriertes Hauptgetriebe mit geradlinigem Kraftfluss. Zwei längs zur Fahrtrichtung angeordnete Schwungräder (je 202 kg, 1.650 U/min) speichern Antriebsenergie und sollen den Pressvorgang stabilisieren. Neben zwei Powerbändern erfolgt die Kraftübertragung ausschließlich über effiziente, verlust- und verschleißarme geschlossene Getriebe. Sensoren im Rotor- bzw. Raffergetriebe erfassen die Belastungen und regeln permanent automatische Assistenzsysteme, beispielsweise für die KI-gestützte Pressdichteregelung und die Steuerung der Ballenlänge. Das Maschinenkonzept beinhaltet außerdem einen neuartigen mechanisch betriebenen Einzelraffer für die Vorkammer sowie einen Doppelschlaufenknoter statt des bekannten Claas-Einfachknoters. Der neue Knoter wurde in Zusammenarbeit mit Schumacher Group entwickelt. Er soll bei hoher Bindesicherheit den Garnbedarf reduzieren, indem beispielsweise sechs statt acht Knoten benötigt werden.
Müller und Aebi punkten mit Antriebskonzept
Eine weitere Goldmedaille geht an Aebi Schmidt und Müller Landmaschinen, die gemeinsam das neue Antriebskonzept »Line Traction« entwickelt haben. Es ersetzt die herkömmlichen Längs- und Querdifferenziale durch eine Hydrostatik in den Planetenendantrieben und ermöglicht so erstmals einen radselektiven Drehzahlausgleich – auch in Kurven. Das verbessert Traktion, Bodenschonung und Fahrsicherheit, insbesondere im Hang.
Beim neuen System entfällt der Drehzahlausgleich über Differenziale. Die Antriebswellen aller vier Räder laufen mit gleicher Drehzahl, die Anpassung erfolgt erst in den Planetenendantrieben. Deren Hohlräder sind über Kurvenscheiben und Radialkolben hydrostatisch abgestützt. Beim Kurvenfahren öffnen Proportionalventile gezielt, die Hohlräder laufen kontrolliert gegeneinander und regeln so die Raddrehzahlen. Das kurvenäußerste Rad agiert als »Master«, die übrigen passen sich automatisch an Lenkwinkel und Geschwindigkeit an. Das Line Traction-Antriebssystem soll insbesondere die Sicherheit bei Wendemanövern in Hanglagen, wo bei klassischen Antriebskonzepten mit Differenzialen die Sperren gelöst werden müssten, erhöhen.