Amazone: Fokus auf Präzision und digitale Vernetzung
Für einen Standbesuch bei Amazone darf man dieses Jahr mehr Zeit einplanen – die Zahl der Neuheiten (30) ist überwältigend und markiert in Summe einen Innovationsschub durch die gesamte Produktpalette von Saat und Bodenbearbeitung über Pflanzenschutz und Düngung bis hin zu digitalen Assistenzsystemen.
Schwerpunkt digitale Vernetzung
Ein strategischer Schwerpunkte in der Entwicklungsarbeit scheint die digitale Vernetzung zu sein: Mit AmaConnect bietet jetzt auch Amazone eine Datenplattform an, die auf die hauseigene Technik abgestimmt ist, Daten automatisch sammelt und für das Betriebsmanagement des Landwirts verfügbar macht.
Wie digitale Ansätze unmittelbar in der Feldarbeit wirken zeigt Amazone u.a. in der Düngung und stellt mit dem ZA-TS 01 AutoSpread einen Anbaustreuer vor, der sich erstmals „vollständig“ autonom einstellt. Herzstück ist das System AutoSpread, das dank zusätzlicher Sensorik nicht nur die Wurfrichtung, sondern auch die tatsächliche Wurfweite des Düngers misst. So wird das reale Streubild direkt im Feld überwacht und automatisch nachgeregelt. Damit will Amazone ein zentrales Problem der Düngetechnik lösen: Unterschiedliche Düngersorten und -qualitäten erschwere die exakte Einstellung. AutoSpread soll dies verhindern, indem es die Querverteilung permanent kontrolliert und optimiert. Über die digitale Anbindung an AmaConnect werden die im Einsatz gemessenen Daten mit den Referenzwerten des Spreader Application Center abgeglichen. So entsteht ein „digitaler Zwilling“ des Streuers, der das Streubild kontinuierlich validiert. Auch bei Netzausfall bleibt die Prozesssicherheit gewährleistet, so das Unternehmen. Für die Praxis bedeute der ZA-TS 01 AutoSpread noch mehr Präzision, weniger Zeitaufwand, lückenlose Dokumentation und Prozesssicherheit.
Intelligente Bodenbearbeitung
Mit dem System SoilDetect will Amazone auch die Bodenbearbeitung intelligenter machen. Gemeinsam mit Forschungspartnern wurde ein Verfahren entwickelt, das während des Grubberns die Bodenleitfähigkeit misst und daraus Informationen zu Art und Zustand des Bodens ableitet, um letztlich Arbeitsgänge und Ressourceneinsatz zu optimieren. Das Forschungsprojekt Soil4Climate wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMLEH) gefördert. Beteiligt sind neben Amazone die Field-Expert GmbH (Geoelektrik), die exatrek GmbH (Maschinendaten), die Hochschule Osnabrück (KI-Analyse), das Julius Kühn-Institut JKI (Satellitendaten) sowie die Praxisbetriebe Westrup-Koch und Brunotte. Lukas und Dr. Joachim Brunotte haben das Projekt initiiert. Grundlage ist das neue Sensorsystem AutoTill mit beispielsweise Arbeitstiefensensor, Überlastsicherungs- und Lagesensor sowie Sensordaten. Hinzu kommen Sensordaten vom Zugfahrzeug wie Fahrgeschwindigkeit, Kraftstoffverbrauch, Schlupf oder Zugkraft und Daten aus einer geoelektrischen Bodenleitfähigkeitsmessung. Dazu wird über die Grubberzinken Strom in den Boden geleitet und Veränderungen in der Spannung gemessen. Die erfassten Daten werden weiter mit Satellitenbildern (NDVI) und Bodenschätzungen kombiniert. Mithilfe von KI entstehen daraus Karten, die Unterschiede im Boden präzise sichtbar machen. Landwirte erhalten damit eine detaillierte Grundlage für teilflächenspezifische Maßnahmen – von der Düngung über die Kalkung bis hin zu Aussaat und Bearbeitungstiefe. Der Vorteil: Die Messung erfolgt direkt während der Arbeit, ohne zusätzlichen Aufwand. Über die Anbindung an die Datenplattform AmaConnect werden die Ergebnisse automatisch verarbeitet.
AmaConnect kommt auch bei EasyTram zum Einsatz. Damit lassen sich Fahrgassen erstmals per Applikationskarte planen und während der Saat automatisch anlegen – unabhängig von der Särichtung, ohne starres Fahrgassenraster. Beispielsweise ist ein Schrägsaat für mehr Erosionsschutz am Hang möglich. Die Funktion EasyTram ist für die Sämaschinen Cirrus 04 Grand und Precea mit Einzelreihenschaltung MultiSwitch verfügbar. Die Applikationskarten werden auf der Datenplattform AmaConnect erstellt. EasyTram ist kompatibel mit gängigen FMIS.
Präzise Ampferbekämpfung
Mit dem Weed Detector stellen Claas und Amazone ein neues Verfahren zur präzisen Ampferbekämpfung im Grünland vor. Kern der Lösung ist ein Kamerasystem am Frontmähwerk, das während der Mahd Ampferpflanzen erkennt und mithilfe einer KI-gestützten Software eine Befallskarte erstellt. Die Daten mehrerer Schnittzeitpunkte können dabei berücksichtigt werden. So entsteht eine Grundlage für eine gezielte, zeitversetzte Behandlung – wenn die Ampferpflanzen wieder genügend Blattmasse für eine wirksame Applikation gebildet haben.
Über das CLAAS connect Farm Management werden die Befallskarten an die Datenplattform AmaConnect übertragen, wo daraus automatisch Applikationskarten für die Feldspritze erstellt werden. So lässt sich die notwendige Spritzmittelmenge pro Schlag berechnen. Die Datenübertragung erfolgt vollständig drahtlos per Cloud-to-Cloud-Kommunikation. Die Spotkarten gelangen über AmaConnect direkt an das Traktorterminal. Gegenüber Spezialgeräten oder Drohnenbefliegungen bietet das Verfahren laut Amazone folgende Vorteile: keine zusätzlichen Arbeitsgänge, größere Arbeitsbreiten, volle Praxistauglichkeit auch bei Wind, Hanglagen oder Hindernissen und geringerer Mittelaufwand – ohne für die Applikation in Spezialtechnik investieren zu müssen.
Pflanzenschutz noch exakter
Mit AmaXact bringt Amazone eine PWM-Lösung auf den Markt, die bekannte Einschränkungen herkömmlicher Systeme adressieren soll. Klassische PWM-Düsen regeln die Ausbringmenge über die Pulsweite bzw. Öffnungszeit, was bei hohen Fahrgeschwindigkeiten zu ungenauer Längsverteilung führen kann. Dies geschieht aufgrund der Distanz, die das Gestänge zurücklegt, während die Düse geschlossen ist. AmaXact ist ein neuer Düsenkörper mit Pulsweiten-Frequenzmodulation, der zusätzlich die Schaltfrequenz anpasst und so diese Ungleichmäßigkeiten verhindern soll. Bei AmaXact wird nicht mit einem festen Spritzdruck gearbeitet, sondern mit einem definierten Druckbereich. Innerhalb dieses regelt das System selbstständig Druck, Pulsweite und Frequenz, sodass die Tropfengröße konstant bleibt. Dadurch erweitert sich der Arbeitsbereich für Geschwindigkeit und Ausbringmenge laut Amazone um bis zu 87 %. Zusätzlich soll die intelligente Druckregelung die Zahl der Schaltzyklen reduzieren und damit die Lebensdauer der Ventile verlängern. Bei hohem Durchfluss schalten die Düsen vom Pulsen in den Dauerbetrieb und die Mengenregelung erfolgt über den Druck. Der neue Düsenkörper soll sich insbesondere für Betriebe mit mittleren bis großen Flächenstrukturen, sowie für die teilflächenspezifische Applikation und Spot-Spraying eignen. Auch AmaXact ist perspektivisch mit AmaConnect vernetzbar.