Klimaplattform Fleisch. CO2-Bilanz für die Mast
Daten zum Klimagasausstoß werden immer wichtiger. Europäische und nationale Regelungen fordern Emissionsminderungen und die Unternehmen brauchen valide CO2-Daten – auch aus den vorgelagerten Produktionsstufen wie beispielsweise der Landwirtschaft – für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Gleichzeitig sind Banken und Versicherungen angehalten, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens bei Investitionen zu berücksichtigen. Entsprechende Klimabilanzen sind also von Vorteil.
Vor diesem Hintergrund ist die QS-Klimaplattform entstanden. Sie ermöglicht es Landwirten, betriebsindividuelle Klimabilanzen zu berechnen und bei Bedarf anderen Stakeholdern zur Verfügung zu stellen. Zudem wurde im Zuge der Plattformgründung die Berechnungsmethode für den Klimafußabdruck landwirtschaftlicher Erzeugnisse deutschlandweit vereinheitlicht. Eine wichtige Voraussetzung, um Daten vergleichbar zu machen. Seit Mitte August steht zunächst nur Schweinemästern dieses Angebot zur Verfügung, weitere Bereiche sollen aber folgen. Für die Zukunft plant die Plattform ein Benchmarking-Feedback an die Betriebe.
»Jede Klimabilanzierung ist ein Kompromiss zwischen Exaktheit und Aufwand. Das gilt insbesondere beim Futter und für Selbstmischer«, so Simon Ickerot, Nachhaltigkeitsberater bei der Landwirtschaftskammer NRW, kürzlich auf einer Online-Veranstaltung der QS GmbH. Um zum Beispiel Selbstmischer sachgerecht zu bedienen, müssten eigentlich betriebsindividuelle ackerbauliche Emissionen je Frucht berechnet werden. Das hat sich die QS-Klimaplattform aber nicht gleich zu Beginn vorgenommen. Für Einzelfuttermittel werden zunächst keine individuellen Werte erfasst, sondern man greift auf die internationale GFLI-Datenbank zurück. Auch beim Ferkelbezug ist derzeit ein Standardwert hinterlegt. Der Aufwand soll schließlich überschaubar bleiben. Die Datenerfassung können interessierte Schweinehalter im Internet unter qs-klimaplattform.de vornehmen. Ickerot veranschlagt etwa eine Stunde für die Dateneingabe auf der Klimaplattform – allerdings nur, wenn alle benötigten Unterlagen bereits zur Hand sind.
Die Klimabilanz eines Mastschweins wird erheblich vom Futter bestimmt. Es macht laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fast 50 % des Klimafußabdrucks von Schweinefleisch aus (Grafik). Bekanntlich spielt die Herkunft der eingesetzten Eiweißkomponenten dabei eine entscheidende Rolle. Sojaextraktionsschrot aus Regionen, in denen vor Kurzem noch Urwald wuchs, ist besonders negativ belastet. Auf der Klimaplattform können derzeit nur Selbstmischer Soja differenziert nach Herkunftsregion auswählen und für die Berechnung ihres betriebsindividuellen Klimafußabdrucks nutzen. Wer Fertigfutter einkauft, kann in der Eingabemaske der QS-Klimaplattform zwischen verschiedenen Standard-Mischfuttern für die unterschiedlichen Fütterungsstrategien (N/P-reduziert, stark N/P-reduziert und sehr stark N/P-reduziert) wählen. Für eine realistische Bewertung des darin eingesetzten Sojas ermittelt der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) anhand der Warenströme, aus welchen Sojaherkünften ein durchschnittliches Mischfutter besteht. Dieser Wert wird jährlich aktualisiert.
Eine bessere Klimabilanz haben Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung von Rohware zu Lebensmitteln anfallen, wie z. B. Weizenkleie oder Schlempe aus der Ethanolproduktion. Nicht immer klar ist die Verteilung der mit dem Anbau der Rohware verbundenen CO2-Emissionen auf Haupt- und Nebenprodukt. »Grundsätzlich erfolgt die Zuweisung der Emissionen bei Futtermitteln wirtschaftlich nach dem Marktwert«, erklärt Caroline Labonte von der Landwirtschaftkammer NRW. Sie betont, dass für 98 % der Nebenprodukte CO2-Werte vorliegen. Eine Lücke besteht derzeit z. B. noch für Insektenprotein.