
Grundfutter I. Wo können Sie ansetzen?
Futterbau, Ertragserfassung und Fütterungsprozess – das sind einige der Punkte entlang der Futterkette, die sich mithilfe von Technik und Sensoren effizienter gestalten lassen.
Wer nachhaltig, effizient und vor allem rentabel Milch produzieren will, muss dafür die gesamte Produktionskette von der Ernte über die Fütterung bis hin zur Verdauung optimieren. Ein Vorhaben, das idealerweise datenbasiert und mit verknüpften Systemen umgesetzt wird. Mit was können die Betriebe entlang ihrer Produktionskette ansetzen?
Grobfutteranbau
Die geernteten Erträge und Futterqualitäten können nicht nur innerhalb eines Jahres, sondern auch von Jahr zu Jahr stark schwanken. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können von einer ausgedehnten Trockenperiode bis hin zu Problemen mit der Nährstoffversorgung der Pflanzen oder Unterschieden bei Boden- und Bestandszusammensetzung reichen. Das Problem ist den meisten Betrieben zwar bewusst, aber trotz dieser großen Schwankungsbreiten sind die betriebseigenen Grünlanderträge oftmals unbekannt und die Flächen werden einheitlich statt individuell gemanagt. Der Glaubenssatz, dass das Futter von den eigenen Flächen ja »nur« für die innerbetriebliche Verwendung vorgesehen ist, ist noch immer weit verbreitet, aber eindeutig zu kurz gedacht.
Ertragserfassung Futterernte
Die Ertragserfassung wird in immer mehr Betrieben genutzt, um das Grobfutter zu optimieren. Die gängigste Methode in der Praxis ist die sensorgestützte Ertragsermittlung am selbstfahrenden Feldhäcksler. Über das Häckslerterminal können die Ertragsdaten in Echtzeit abgerufen werden und durch die laufende Datenübertragung in ein Telemetriesystem sind sie direkt nach der Ernte schnell verfügbar. Außer dem TM-Ertrag werden noch weitere Parameter wie der Rohprotein- oder der Rohfasergehalt erfasst. Der Feldhäcksler mit Ertragserfassung hat außerdem eine automatische Schnittlängenanpassung und Siliermitteldosierung, die sich am aktuellen TM-Gehalt orientiert. Damit können schon während der Ernte die Silagequalität positiv beeinflusst und Betriebskosten gesenkt werden.
Häcksellänge
Das Thema Häcksellänge wird heiß diskutiert. Das Hauptargument für eine niedrig gewählte Häcksellänge ist, die bessere Silierbarkeit (Verdichtung, Fermentationsverlauf), sowie das höhere Futteraufnahmepotential bei kurzen und sehr kurzen Häcksellängen. Allerdings ist die Grundvoraussetzung, dass die Häcksellänge zur Ration des Betriebes passt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Tiere mit geringerer Futteraufnahme, Pansenazidosen, Pansenfermentationsstörungen und plötzlichem Milchverlust reagieren. Außerdem schwanken dann die Tank- und weiteren Leistungsdaten, die Klauengesundheit und die Fruchtbarkeit verschlechtern sich. Der Schneideprozess macht im Häcksler mehr Sinn als im Mischwagen.
Hilfreich ist es, bereits während der Futterernte eine Schüttelbox einzusetzen. Je nach Ergebnis lässt sich die Einstellung am Häcksler an das Erntematerial anpassen und sie kann anschließend ständig nachjustiert werden.
Qualität im Silo
Die Silagequalitäten müssen für eine korrekte Rationsgestaltung genau ermittelt werden. Denn die Inhaltsstoffe der Futtermittel zu kennen, ist zwingend notwendig, um Tiere bedarfsgerecht zu versorgen. Die Futterwerte der Konzentratfuttermittel sind leichter einzuschätzen als die der Grobfuttermittel, denn sie sind in der Regel einheitlicher. Bei Mais-und Grassilagen erschwert die Situation, dass die Mais- und vor allem Grassilagen innerhalb jedes einzelnen Silos bezüglich ihres Trockenmasse- und Nährstoffgehaltes erheblich schwanken können. Diese Futterwertdifferenzen der Silage innerhalb des Silostocks ziehen sich dann bis zur Ration durch und können auch hier zu größeren Abweichungen führen. Bei Silos mit geschichtetem Futter unterschiedlicher Herkünfte und verschiedener spezifischer Gewichte, können TS-Sensoren bei der Entnahme hilfreich sein. Im Gegensatz zur stichprobenartigen Trockenmassemessung kann das System schon während der Futterentnahme anhand der in Echtzeit gemessenen Werte nachsteuern. Es weiß, welchen Trockenmassegehalt das Grundfutter im Silo hat und kann die geplante Zielkomponente anpassen. Eine erste Silageanalyse dient der ersten Rationsberechnung und damit der Prognose und Bestellung benötigter Kraftfutterkomponenten und -mengen sowie einer gewissen Futtervorratsplanung. Aber die Feinabstimmung der Ration ist nur möglich, wenn regelmäßig das Futter, insbesondere die Grobfuttersilagen, auf deren futterwertbestimmende Parameter untersucht werden.
Rationsgestaltung
Jeden Tag die gleiche Mischung – das ist das Optimum. In der Realität sieht das aber oft anders aus: Einen Tag ist das Restfutter am Futtertisch zu viel, am nächsten Tag zu wenig. Der pH-Wert im Pansen schwankt zu stark, und manchmal ist der Futtertisch sogar leer, bevor nachgelegt wird. Weil sich der Trockenmassegehalt im Grundfutter stark verändern kann – zum Beispiel, wenn an einem Tag die Sonne auf die Anschnittsfläche scheint und es am nächsten Tag darauf regnet – ist es in der Praxis schwierig, jeden Tag eine gleichbleibende Ration zu mischen. Hier hilft eine ständige Ermittlung des Trockenmassegehalts der Grundfutterkomponenten.
Wird die Ration falsch berechnet, hat das große Nachteile zur Folge: Eine niedrigere Futtereffizienz, Stoffwechselprobleme bei der Kuh, schwankende Milchleistungen und einen höheren Anteil an Futterresten, die ungenutzt bleiben. Die TS-Sesonren können für Präzision sorgen. Sie sind am Fräskopf des selbstfahrenden Mischwagens angebracht. Mit dem nahinfraroten Licht lässt sich die Trockenmasse der Futterkomponenten in Echtzeit analysieren. Dadurch wird die Frischmasse automatisch angepasst, und die Ration bleibt konstant.
Datenaustausch
Ein standardisierter Datenaustausch ist die Voraussetzung dafür, dass alle im Herdenmanagement verbundenen Systeme die erhobenen Sensordaten nutzen können. Nur so kann gewährleistet werden, dass vernetzte tierindividuelle Sensorsysteme belastbare Informationen als Entscheidungsgrundlage liefern. Und nur dann generieren die Digitalisierung, die Vernetzung und vorhandene Schnittstellen einen Mehrwert für Mensch und Tier.