Dünger. CO2-Abgaben treiben die Preise
Weniger Dünger aus Russland, CO2-Steuern auf Düngerimporte und eine geringe Einlagerung – das ist eine toxische Mischung. Wer bis jetzt nicht gekauft hat, muss tief in die Tasche greifen.
Das Wort Panik ist vielleicht noch nicht angebracht, aber es kommt dem nahe: Die Preise für Stickstoffdünger explodieren geradezu. Lagen die Preise für KAS (mit Magnesium) Anfang Oktober noch nahe der 300 €/t frei Binnenhafen im Großhandel, so verlangten die Hersteller Anfang November dafür 360 €/t. Das war der Listenpreis, gezahlt hat der Großhandel 345 €/t, aber die Tendenz war weiter aufwärtsgerichtet. »Weiße Ware«, also KAS ohne MgO-Anteil, war noch Anfang November um bis zu 20 €/t günstiger, aber diese Mengen sind derzeit auch nicht mehr verfügbar. Harnstoff (stabilisiert) kostete Anfang November noch 470 €/t ab Seehafen, Mitte des Monats war man schon bei 485 €/t. Nur DAP hat den Preisauftrieb bislang noch nicht mitgemacht. Aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Phosphate nachziehen.
Auslöser der Preisrallye sind vor allem die drohenden Abgaben auf CO2 für Düngerimporte. Je nach Herkunftsland bzw. sogar -fabrik zirkulieren Angaben von bis zu 100 €/t Harnstoff. Andere Quellen berichten von »nur« 50 €/t. Besonders schwer wiegt aber die Unsicherheit, denn die endgültige Höhe der Abgabe steht erst im September 2027 fest. Daher importieren die Handelsfirmen jetzt noch so viel Ware wie irgend möglich bis 31. Dezember (da muss sie verzollt sein). Die hiesigen Hersteller nutzen natürlich die Chance und ziehen im Preis mit. Erschwerend kommt hinzu, dass auf russische Importe hohe Strafabgaben erhoben werden. Aktuell sind das mindestens 40 €/t, wobei die Menge schon auf 2,7 Mio. t gedeckelt ist. In der Vergangenheit kamen 4 bis 5 Mio. t Dünger von dort. Das verknappt das verfügbare Angebot zusätzlich.
Die hohen Preise – am Ende ausgelöst durch politische Eingriffe – werden kurzfristig nicht wanken. Außer die CO2-Abgabe wird doch noch verschoben. Auch wenn bei den aktuellen Getreidepreisen sich der Düngereinsatz nicht mehr in der vollen Höhe rechnet: So stark werden die Einsparungen nicht, dass ein ausreichend großes Angebot für Preisdruck sorgen kann. Betriebswirtschaftlich möglich wäre das zwar durchaus, auch für die Produzenten. Denn bei den unverändert niedrigen Gaskosten würden sich auch noch KAS-Preise von 320 €/t rechnen. Aber damit wäre KAS billiger als Harnstoff, was als extrem unwahrscheinlich gelten kann.
Der Preisauftrieb kommt allerdings nicht nur aus der EU. Auch andere Länder – vor allem Indien – kaufen große Mengen und sind bereit, hohe Preise zu zahlen. Dahinter steckt das Bestreben der Regierung, auf jeden Fall die Selbstversorgung zu sichern.
Auch die USA und Brasilien kaufen. Daher können nordafrikanische Exporteure auch wieder über 500 US-$/t ab Verschiffungshafen für Harnstoff durchsetzen.
In diesem Umfeld spricht viel dafür, dass schon bald auch die Phosphate nachziehen werden. Bei Redaktionsschluss war DAP noch für 720 bis 740 €/t frei Hof (ganze Lkw) oder ab Landlager zu bekommen. Die Nachfrage ist noch gering. Aber es spricht einiges dafür (nicht nur die angestrebte Verringerung des Rübenanbaus, siehe Kasten), dass der Maisanbau und damit die Nachfrage nach DAP und TSP steigen wird.
Als Alternative zu diesen hohen Preisen bleibt nur die Kopfdüngung mit Gülle oder Biogasresten. Aber auch die ziehen im Preis nach. Galt vor vier Wochen noch die Warnung, »kaufen, um das Risiko rauszunehmen«, so ist dieses Szenario jetzt Realität. Ihren Grundbedarf sollten Sie daher jetzt noch decken.
Rüben: Südzucker bietet 10 €/t
Anbaueinschränkung. Es rumort heftig in der Zuckerbranche. Schon für die Verträge zum Anbaujahr 2026 hat Pfeiffer & Langen mit seinen Anbauern eine Reduktion der Vertragsliefermengen um 10 % vereinbart. Im Oktober hat Pfeiffer & Langen dann nachgelegt und seine Landwirte gebeten, freiwillig weitere Rübenflächen durch andere Ackerkulturen zu ersetzen. Auch Nordzucker warnt seine Landwirte vor Überrüben und forciert die freiwillige Übertragung von Überrüben aus der laufenden Kampagne und eine entsprechende Einschränkung der Anbaufläche 2016.
Jetzt will auch Südzucker die Mengen deutlich reduzieren. Freiwillig natürlich, denn Verträge sind einzuhalten. Aber der Konzern hofft, dass seine Anbauer bis zu 35 % der Liefermengen (im Durchschnitt hofft man auf 25 % zu kommen) nicht in Anspruch nehmen. Dafür bietet Südzucker 10 €/t Rübe (bei 18 % Pol.), die aber erst mit der Ernte 2027 auf dann gelieferte Rüben ausgezahlt werden sollen. Am Ende stellt sich aber die Frage, was die Rübenbauern stattdessen anbauen können. Weder Winterweizen (da ist es schon spät für die Saat) noch Sommergerste, Hafer oder Leguminosen sind echte Alternativen. Bleibt noch der Mais, aber auch für den sieht die Rechnung nur bei sehr hohen Erträgen gut aus.