Erträgen bei gleichzeitig gehobenem Qualitätsniveau macht die Herbstaussaat von Braugerste reizvoll. Foto: agrarfoto
Braugerste. Im Herbst oder Frühjahr säen?
Durch die klimatischen Veränderungen und den züchterischen Fortschritt werden die Anbaustrategien bei Braugerste immer vielfältiger. Wie die klassische Frühjahrsaussaat von Sommergerste, Winterbraugerste und im Herbst gesäte Sommergerste im Vergleich abschneiden, zeigen Markus Herz, Ulrike Nickl und Lucia Huber.
Dass immer weniger Sommergerste in Deutschland angebaut wird, hat mehrere Gründe. Neben den sich ändernden Marktbedingungen hat der Klimawandel einen großen Einfluss auf die Anbauentscheidung der Landwirte. Hier ist die Sommergerste wegen ihrer kurzen Vegetationszeit besonders betroffen.
Aufgrund der miIderen Winter gerät der Herbstanbau von Braugerste zunehmend in den Fokus. Dabei spielt die Herbstaussaat von Sommergerste eine wichtige Rolle, da die Sommergerstensorten bestimmte Vorteile in der Vermarktung haben.
In Deutschland werden seit einigen Jahren in geringem Umfang amtliche Versuche dazu durchgeführt. Für eine offizielle Empfehlung ist die Datenlage noch nicht tragfähig genug. Zudem sind einige Fragen zur Bestandesführung noch nicht zufriedenstellend geklärt. Um dennoch eine Orientierung zu bekommen, fassen wir hier den aktuellen Wissensstand und die Erfahrungen aus den Versuchen zusammen.
Vor- und Nachteile der Anbaustrategien
Bei der Malzqualität liegen die Sommergerstensorten unabhängig von der Saatzeit gleichauf. Daher machen die Verarbeiter bei der Erfassung bislang keinen Unterschied beim Anbauzeitpunkt. Hingegen schneidet die Winterbraugerste besonders in den Merkmalen des Zellwandabbaus etwas schwächer ab. Dennoch ist auch Winterbraugerste mittlerweile ein gesuchter Rohstoff bei Brauereien und Mälzereien.
Die Interessenverbände der Malz- und Brauindustrie und die Braugerstengemeinschaft verbreiten derzeit das sogenannte Dreisäulenmodell zur Sicherstellung der Braugerstenerzeugung unter den Bedingungen des Klimawandels. Dazu gehören alle drei Anbauvarianten – und als vierte Säule auch eine gewisse Flexibilität bei den Verarbeitern. Letztere hat sich bei der Einführung des neuen Standardvertrages für Braugerste insbesondere in einem größeren Spielraum beim Proteingehalt gezeigt.