Blick ins Feld. Schädlingskontrolle im Raps
Während die meisten Betriebe noch mitten in der Rapsaussaat stecken, sind einige wegen des Rapserdflohs früh gedrillte Bestände bereits aufgelaufen. Jetzt ist es wichtig an die Gelbschale zu denken und diese, wenn noch nicht geschehen, direkt in den frisch gedrillten Raps aufzustellen.
Rapserdfloh
Einen guten Anhaltspunkt zum Erdflohdruck liefern Altrapsschläge, auf denen sich Ausfallrapspflanzen bereits im Keim- bis 4-Blatt Stadium befinden. Häufig ist der typische Lochfraß des Rapserdflohs zuerst im hier oder in Zwischenfruchtbeständen zu erkennen. Zeigt sich dort ein starker Befall, ist es wahrscheinlich, dass auch in den neu auflaufenden Rapsen mit einem zunehmenden Erdflohauftreten zu rechnen ist, da die jungen, frisch aufgelaufenen Rapspflanzen als Futterquelle bevorzugt werden. In diesem Fall muss mit zeitnahen Zuflügen bei sonnigen, warmen Tagen in die Rapsbestände gerechnet werden. Es lohnt sich Gelbschalen in die Nähe von Altrapsflächen und an Waldränder und Hecken zu platzieren. Kontrollieren Sie Ihre Bestände regelmäßig und nutzen Sie die Gelbschalen als Anhaltspunkt.
Sobald die Rapspflanzen das 4-Blattstadium erreicht haben, beschleunigt sich deren Wachstum stark. Entsprechend können Blattverluste leichter kompensiert werden. Das Augenmerk sollte sich dann in erster Linie nicht mehr auf die Fraßschäden beschränken, sondern vielmehr auf die Verhinderung der Eiablage.
Die Erdflohweibchen benötigen im Durchschnitt ca. 240 Gradtage für den Reifungsfraß, danach beginnen sie mit der Eiablage. In Jahren mit frühem Zuflug Anfang September, erhöht sich der Temperaturbedarf auf ca. 300 Gradtage und mehr. Um die Resistenzsituation nicht weiter zu verschärfen und keine pauschalen Anwendungen zu applizieren, ist es nun wichtig die Bestände regelmäßig zu kontrollieren und den Zuflug genau zu dokumentieren.
Auch die Beizung kann die jungen Rapsplfanzen nur in der frühen Jugend bei geringem Befall schützen. Auch hier gilt es die Bonituren früh zu beginnen und in diesem Jahr besonders auch auf Schneckenfraß zu achten.
Wird eine Behandlung notwendig, muss Folgendes beachtet werden, um einen guten Wirkungsgrad zu erzielen:
- Mindestens 200 l/ha Wasser – Pyrethroide sind Kontaktmittel.
- Keine Behandlung bei hohen Temperaturen – schneller Wirkstoffabbau
- Behandlung möglichst bei hoher Käferaktivität – die „Knock-Down“-Wirkung ist deutlich stärker als die Fraßwirkung, dafür müssen die Käfer direkt getroffen werden. Aufgrund der Lichtempfindlichkeit der adulten Käfer sollte die Behandlung in die Abendstunden und nachts gelegt werden.
- Manche Formulierungshilfstoffe (z.b. SprayPlus) funktionieren nicht in Verbindung mit Borprodukten (unzureichende Ansäuerung).
- Wasser ausreichend ansäuern – Pyrethroide zerfallen bei einem pH-Wert über 5,5. Grobe Orientierungswerte für Zitronensäure in Abhängigkeit des pH-Ausgangswertes:
- 150 bis 200 g je 200 l/ha Wasser in normaler Mischung oder mit Borsäure/-top
- 500 g je 200 l Wasser in Kombination mit anderen Borprodukten.
Hinweis: Im Gegensatz zu Glyphosatprodukten geht es hierbei nicht um die Wasserhärte, sondern um den pH-Wert (alkalische Hydrolyse).
Neu zugelassen ist das Mittel Carnadine mit dem Wirkstoff Acetamiprid, welcher unter anderem aus dem Mospilan SG bekannt ist. Der Wirkstoff gehört in die Gruppe der Neonicotinoide und bietet eine Möglichkeit zum Wirkstoffwechsel, um die Resistenzsituation der Pyrethroide nicht weiter zu verschärfen. Die Wirkung auf Rapserdflöhe wird allerdings geringer als die der eingesetzten Pyrethroide eingestuft.
Auch in diesem Jahr haben die Mittel Minecto Gold und Exirel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole, bekannt aus der Lumiposa Beize, eine Notfallzulassung für je 60 000 ha. Die Mittel sind im weiteren Verlauf des Herbstes bis in den Winter hinein eine gute Möglichkeit den Larvenbesatz zu reduzieren. Die teilsystemische Wirkung der Mittel kann mithilfe von Formulierungshilfsstoffen, die die Benetzung und Aufnahme der Spritzbrühe in die Pflanze verbessern, erhöht werden. Es ist wichtig, das Mittel nicht zu früh einzusetzen, da es nur einmal in der Spritzfolge eingesetzt werden darf und die höchsten Wirkungsgerade auf die Larven erzielt (ab Mitte Oktober).