Blick ins Feld. Hinweise zur Stoppelbearbeitung nach Raps
Die Stoppelbearbeitung nach Raps hat verschiedene Ziele im Fokus. Neben der Schnecken- und möglichen Mäusebekämpfung spielt vor allem die phytosanitäre Bedeutung der mechanischen Bearbeitung der Rapsstoppel eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt, dass bei all dem die Ausfallsamen nicht vergraben werden dürfen.
Die Keimfähigkeit von Raps ist sehr gering, daher ist es vor allem wichtig, die sekundäre Keimruhe (Dormanz) zu verhindern. Dabei sollten die Samen nicht tiefer als drei Zentimeter vergraben werden. Das Auflaufen der Ausfallsamen selbst ist vorerst unproblematisch, da Krankheiten und Schädlinge bestimmte Zeiträume benötigen, um ihren Entwicklungszyklus abzuschließen. Also müssen Zunächst möglichst viele Ausfallsamen zum Keimen gebracht werden.
Anschließend ist es zielführend, dass die Ausfallpflanzen nicht größer als EC 13-14 werden. Um insbesondere einen Befall durch Kohlhernie und die Verbreitung von Schädlingen wie Kohlfliege, Rübsenblattwespe und Erdfloh weiter zu vermeiden.
Rechenbeispiel:
Bei nur 1 % Druschverlust fallen bei einem Ertrag von 40 dt/ha und einem TKG von 5 g, Kornverluste von 800 Körnern/m² bzw. 50 Körner pro DINa4 Seite an!
Besonders in engen Fruchtfolgen mit Raps besteht die Gefahr eines sich aufbauenden Potenzials, weshalb diesem Thema ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Gemessene Mindererträge durch Durchwuchsraps können zwischen 3-8 dt/ha liegen.
Ausfallraps läuft in Etappen auf, was je nach Dormanz des Jahres und der Sorte sich über Wochen hinziehen kann. Der einmalige grüne Aufwuchs eines Schlages ist kein wirklicher Parameter für den Erfolg der Maßnahmen. Der sorgfältigste Drusch mit 1% Verlust, lässt immer noch 800 Körner/m² Ausfallraps zu, normal sind 1.600-6.000 Körner/m², Hagel kann auch zu 50-100.000 Körner/m² Ausfall führen. Wenn der Schlag grün wird, hat man meist 100-400 Auflaufpflanzen, also nur einen Bruchteil.
Das sicherste Verfahren besteht grundsätzlich darin, zunächst mehrfach oberflächlich zu arbeiten, dabei die Stoppel zu zerkleinern und nach und nach möglichst viele Samen zum Keimen anzuregen. Mögliche Geräte hierfür wären Mulcher oder Strohstriegel, die mit Walzen kombiniert werden. Durch das Zerkleinern des Rapsstrohs und die Förderung der Rotte wird die Verbreitung von Phoma und Falschem Mehltau gehemmt. Eine sich daran anschließende wiederholende flache Bearbeitung auf wenigen Zentimetern Bearbeitungstiefe bekämpft die aufgelaufenen Rapspflanzen und verringert das Vermehrungspotential für Mäuse und Schnecken deutlich. Besteht aufgrund von nassen Bodenverhältnissen die Gefahr von weiteren Spuren und Verdichtungen, kann die Stoppel zunächst auch unbearbeitet liegen gelassen werden. Auch unbearbeitet keimt eine erste Welle der ausgefallenen Rapspflanzen. Somit wird weiteren Fahrspuren nach der Ernte vorgebeugt.
Um auf bindigen Böden Schmierschichten zu verhindern, sollte zunächst auf schmale Schare und eine flache Bearbeitung gesetzt werden. Damit wird der Boden geöffnet und die Feuchtigkeit unter der Strohmatte kann entweichen, ohne dass dabei Samen vergraben werden. Da damit nicht alle Ausfallpflanzen bekämpft werden, sollte dann zeitnah (7 bis 10 Tage später in Abhängigkeit der Größe des Rapses) mit einem Gänsefußschar der zweite Bearbeitungsgang mit einem flächigen Schnitt erfolgen.
Auch wenn während der Ernte Fahrspuren und Verdichtungen erzeugt wurden, sollte weiterhin die Priorität auf der Ausfallrapsbekämpfung liegen. Eine Lockerung kann später mit schmalen, wenig mischenden Scharen erfolgen, um restlichen Ausfallraps nicht tiefer einzumischen.
Insbesondere für Flächen mit Hagelschaden gilt es flach zu bleiben und so viel wie möglich auflaufen zu lassen. Wenn Sie selbst die Grundbodenbearbeitung vor dem folgenden Getreide flach belassen (max. 5-7 cm), gibt es später deutlich weniger Probleme mit Durchwuchsraps, da die Keimung im Weizen weiterlaufen kann, ohne das Samen zu tief eingegraben werden. Dort regulieren dann Herbizide den Ausfallraps bis hin zu flachen Stoppelbearbeitung nach der Getreideernte. Sie haben dann mehr als ein Jahr Zeit, das Samenpotential sehr stark zu verringern! Fragt sich nur, ob das folgende Getreide es verträgt, oder ob es wegen (Ernte-) Spuren zu Problemen kommt. Langzeitversuche in Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass das Getreide nach Raps durchaus eine flache Bodenbearbeitung ohne Ertragseinbußen zulässt.
Sind Rüben in der Fruchtfolge ist außerdem wichtig:
Eine rechtzeitige Beseitigung des Ausfallrapses in Fruchtfolgen mit Zuckerrüben ist hinsichtlich der Vermehrung von Nematoden notwendig. Der optimale Termin für die Beseitigung richtet sich nach deren Vermehrungszyklus. Um einen Vermehrungszyklus abzuschließen, benötigen die Nematoden eine Temperatursumme von 465 °C. Die Temperatursumme wird dabei aus der täglichen Bodentemperatur in 5-10 cm Tiefe abzüglich einer Basistemperatur von 8 °C aufsummiert. Um eine Vermehrung zu vermeiden, sollte der Ausfallsraps bereits bei dem Erreichen einer Temperatursumme von ca. 250 °C nach der Keimung in Form einer Stoppelbearbeitung oder durch den Einsatz von Glyphosat beseitigt werden, um den Entwicklungszyklus zu unterbrechen und somit die Bildung einer neuen Generation zu vermeiden.
Tage bis zum Erreichen einer Temperatursumme von 250 °C:
Ø Bodentemperatur: 25 °C; 250/ (25-8) ca. 15 Tage
Ø Bodentemperatur: 20 °C; 250/ (20-8) ca. 21 Tage
Ø Bodentemperatur: 15 °C; 250/ (15-8) ca. 36 Tage
Dieser Beitrag ist zuerst unter www.hanse-agro.de erschienen.