Beef on Dairy. Die richtige Vaterrasse ist das A und O

Der Einsatz von Fleischrassebullen in Milchviehbetrieben ist derzeit in Mode. Das liegt an den höheren Preisen für die Kälber. Aber es gibt auch Nachteile. Welche das sind, sagt Ariane Boldt.

Die Vaterrasse des Kalbes beeinflusst indirekt die Milchleistung der Kuh.

Dr. Ariane Boldt, Institut für Tierproduktion, LfA Mecklenburg-Vorpommern

Die ausgewertete Datenbasis

Einfluss des Vaters auf den Kalbeverlauf

Vergleich der Geburtsgewichte

Bei Betrachtung der Geburtsgewichte der Kälber aus den Fleischrindkreuzungen wird deutlich, dass diese im Durchschnitt höher sind als die der reinrassigen DH-Kälber (Übersicht 1). Die Differenz zwischen den DH-Kälbern und den WBB-Kreuzungskälbern der anderen Rassen lag im Durchschnitt bei 5,6 kg. Auch die Kälber mit den Intensivmastrassen WBB und UCK auf der Vaterseite verzeichneten mit 46,3 kg und 46,2 kg deutlich höhere Geburtsgewichte als die reinrassigen DH-Kälber. Die ANG-Kreuzungskälber wiesen dagegen nur ein durchschnittliches Geburtsgewicht von 41,7 kg auf. Mit Blick auf die Abgangsrate der Mütter bis zum 50. Laktationstag bewirken die Intensivmastrassen WBB und UCK auf der Vaterseite Abgänge von 13,5 bzw. 16,9 %. Der Anteil Abgänge bei Kühen, die mit ANG und DH angepaart wurden, liegt dagegen nur bei 6,1 % bzw. 7,4 %.

Auswirkungen des Geburtsgewichts und der Vaterrasse auf die Abgangsrate der Kühe

Rasseneffekt auf die Milchleistung

Grafik 2: Welche Vaterrasse lohnt sich wirtschaftlich?*

Lohnt sich Beef on Dairy wirtschaftlich?

Der Saldo je Kuh in Abhängigkeit von der Vaterrasse des Kalbes und anteilige Kosten der Abgänge, Futterkosten, Kalbeerlöse sowie Milcherlöse ist in Grafik 3 dargestellt. Die Erlöse der Kälber aus den Anpaarungen mit WBB und UCK waren mit 346 € am höchsten. Der Milcherlös der Kühe, die mit einem DH-Bullen angepaart wurden, war aufgrund der höchsten 305-Tageleistung mit 5 485 € am größten. Die Unterschiede in den Milcherlösen zwischen den verschiedenen Vaterrassen sind als gering einzustufen, da sie im Maximum bei 76 € liegen. Auch bei den Futterkosten für die Kühe sind dementsprechend keine gravierenden Unterschiede zu erkennen. 
Dagegen variieren die Kosten der Abgänge zwischen Kühen angepaart mit verschiedenen Vaterrassen deutlicher. Der höhere Anteil Abgänge bis zum 50. Laktationstag bei Kühen, die WBB- und UCK-Kreuzungskälber geboren haben, zieht höhere Kosten aufgrund der Reproduktion der Abgänge mit 392 bzw. 490 € nach sich. Dies beruht auf den allgemein hohen und tendenziell steigenden Aufwendungen für die Aufzucht von Färsen zur Reproduktion des Milchkuhbestandes. Daher ist in Bezug auf den Saldo zwischen Kühen mit WBB-Kälbern und Kühen mit reinrassigen DH-Kälbern nur ein Unterschied von 16 € je Kuh zu verzeichnen. Die höheren Kälbererlöse werden durch die Reproduktionskosten relativiert. Weiterhin interessant ist die geringe Differenz von 37 € im Saldo zwischen Kühen, angepaart mit ANG und Kühen, angepaart mit WBB. 
Das Argument der höheren Kälbererlöse für die WBB-Kreuzungen stimmt zwar, ist jedoch nicht weit genug gedacht. Anhand der vorliegenden ökonomischen Wertung wird deutlich, dass auch die Milcherlöse und insbesondere die Kosten aufgrund von Reproduktion der Abgänge herangezogen werden müssen. Demnach hat der Einsatz von ANG-Bullen für die Beef on Dairy-Anpaarung genauso seine Berechtigung, da diese Kreuzungskälber die Kuh unter der Kalbung nicht so belasten und folglich auch ein Mehr an Tierwohl bedeuten. Aus diesem Grund ist die Anpaarung mit Angus-Vätern insbesondere für junge Kühe, von denen die weibliche Nachzucht nicht gewollt ist, zu empfehlen. 
 

Kreuzungskalb HF x WBB
Kreuzungskälber aus Schwarzbuntmüttern angepaart mit Weiß-Blauen Belgier-Bullen erzielen zwar höhere Preise, aber die Milchleistung der Mutter ist tendenziell niedriger als bei Anpaarungen mit anderen Fleischrassen. (Foto: landpixel)

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