
Grünland. Gefahr durch den Japankäfer?
Neben Obstbauern könnten bald auch Milchviehhalter durch den Japankäfer betroffen sein. Erste Käfer dieser Art wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gefunden.
Im vergangenen Sommer wurden erstmals lebende Japankäfer im Grenzgebiet Schweiz-Deutschland gefunden und zahlreiche Medien warnten vor den Gefahren durch den Schädling. Doch gilt das eher für Grünanlagen und Wälder oder ist auch die Landwirtschaft betroffen?
Der Japankäfer kann über 300 verschiedene Pflanzenarten befallen. Dr. Heiko Becker, Leiter des Prüflaboratoriums der Quarantäneentomologie (AGQE) des Julius Kühn-Instituts, Braunschweig, sagt: »Der Japankäfer ist für landwirtschaftlich bewirtschaftetes Grünland gefährlich. Denn es ist sein bevorzugter Ort zur Eiablage. Vor allem gilt dies für Süßgräser wie Wiesenlieschgras, Deutsches Weidelgras oder Knaulgras.« Aber auch Mais gehört zu
den Pflanzen, die der Japankäfer befällt.
Teils große Wurzelschäden
Im Grünland entwickeln sich Larven des Käfers im Boden, vergleichbar mit dem Maikäfer. Wiesen und Weiden nutzt der Japankäfer vor allem an feuchteren Stellen zur Ablage von Eiern und als Entwicklungsort seiner Larven, den Engerlingen. Dort kommt es teils zu erheblichen Wurzelschäden. Bei Gräsern äußert sich dies anfangs durch ausgedünnte, vergilbte und welke Grasflecken, die sich mit der Zeit stark vergrößern und als große braune Stellen auf der Fläche sichtbar werden.
Es treten häufig auch Sekundärschäden auf, wenn beispielsweise Wildschweine oder Vögel den Boden umwühlen, um an die Engerlinge zu gelangen.
In neuen Befallsgebieten treten zuerst nur wenige Tiere auf, was eine Entdeckung der Käfer schwierig macht. Der Japankäfer entwickelt normalerweise eine Generation pro Jahr. In Deutschland könnte die Entwicklung der Tiere in ungünstigen Lagen auch zwei Jahre dauern, schätzt das JKI. Die Käfer kommen, abhängig von den klimatischen Bedingungen, im Mai oder Juni aus dem Boden, fressen in mehreren Zyklen und paaren sich. Die Weibchen legen 40 bis 60 Eier. Daraus schlüpfen die Larven. Sie überwintern im dritten Larvenstadium in etwa 15 bis 30 cm Bodentiefe. Im Frühjahr ab etwa 10 °C Außentemperatur wandern die Larven wieder in die oberen Bodenschichten, wo sie ihre Nahrungsaufnahme fortsetzen, bis sie sich verpuppen und nach vier bis sechs Wochen schlüpfen. Innerhalb von vier bis fünf Jahren kann eine sehr hohe Populationsdichte entstehen. Das geschah beispielsweise in der Schweiz in der Region um Basel. Nach vermehrten Käferfunden wurde dort ein »Befallsgebiet« deklariert und eine Befalls- und eine Pufferzone ausgewiesen. Letztere reicht bis nach Deutschland rund um die Region in der Nähe der Stadt Lörrach.
Der Japankäfer verbreitet sich auch relativ leicht als »Blinder Passagier« an oder in Fahrzeugen oder Pflanzen. Zudem ist er in der Lage, mehrere Kilometer weit zu fliegen. Hat sich der Schädling etabliert, ist es sehr schwierig, ihn wieder loszuwerden. Erfahrungen aus Italien zeigen, dass sich das Insekt innerhalb der ersten Jahre seines Auftretens bis zu zehn Kilometer pro Jahr natürlich ausbreiten kann.
Daran erkennen Sie den Japankäfer
Wie der Name schon erahnen lässt, stammt Der Japankäfer (Popillia japonica) ursprünglich aus Japan. Seit 2014 breitet sich der Käfer in Europa aus, insbesondere in der Lombardei (Italien) und dem Tessin in der Schweiz. Das Schadinsekt ist etwa so groß wie eine Kaffeebohne. Er zählt zur Familie der Blatthornkäfer, seine Form ähnelt der eines Maikäfers.
Aufgrund seiner geringeren Größe und der Färbung wird er häufig mit Garten- oder Getreidelaubkäfern verwechselt.
Anhand folgender Merkmale kann der Japankäfer aber eindeutig von einheimischen Arten unterschieden werden: Kopf und Bruststück sind metallisch grün gefärbt und die Flügeldecken sind kupferfarbig schillernd mit metallisch grünem Rand. Markant sind die weißen Haarbüschel. Jeweils fünf entlang beider Seiten des Hinterleibs und zusätzlich zwei weiße Büschel auf dem letzten Hinterleibssegment.
Trichterfallen mit spezifischen Lockstoffen wurden nach den ersten Funden nun auch in Süddeutschland aufgestellt. Sie dienen nicht nur dem Nachweis des Japankäfers, sondern können auch zu seiner Bekämpfung eingesetzt werden. Die Männchen werden mit dem synthetisierten Sexuallockstoff der Weibchen angelockt, fliegen gegen das Prallkreuz der Falle und stürzen in den Auffangbehälter, aus dem sie sich nicht mehr befreien können. Die Weibchen reagieren auf Kairomone als Botenstoffe und gehen ebenfalls in die Falle.
Als biologische Maßnahmen können gegen die Larven des Japankäfers parasitische Nematoden eingesetzt werden. Das war in Italien und der Schweiz bereits erfolgreich. Mechanische Maßnahmen wie das Abdecken von kleineren, sehr stark befallenen Gebieten mit Folien, waren dort ebenfalls erfolgreich.
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wurde der Japankäfer in der EU als »Quarantäneschädling« eingestuft.
Beim Verdacht auf einen Befall, sollten Sie sich mit dem Pflanzenschutzdienst Ihres Bundeslandes in Verbindung setzen. Dazu sollten die Käfer eingefangen, in einem verschlossenen Röhrchen oder Glas gesichert und dann der Länderbehörde zur exakten Bestimmung übergeben werden. Wichtig sind außerdem Angaben zum Datum des Fundes sowie der genaue Fundort.
Ausblick. Ob der erwartete Befall durch Japankäfer und die befürchtete Höhe der Schäden tatsächlich eintreffen, hängt von vielen Faktoren ab – aber es ist wichtig, aufmerksam zu sein und Fallen in gefährdeten Gebieten aufzustellen, um bei Bedarf schnell reagieren zu können. Sollte der Käfer nach Deutschland eingeschleppt werden, wird es großer Kraftanstrengungen bedürfen, ihn auszurotten oder seine Ausbreitung zu verlangsamen.