
Winterraps. Stickstoffdüngung vor der Sperrfrist
Viele Winterrapsbestände benötigen eine Stickstoffversorgung noch vor Beginn der Sperrfrist. Hanse-Agro gibt wertvolle Tipps, wie sie die Herbstdüngung optimal gestalten können, um damit schon jetzt den Grundstein für gesunde und ertragreiche Bestände zu legen.
Die Etablierung vernünftiger Rapsbestände war dieses Jahr wieder einmal alles andere als ein Selbstläufer. Auffallend ist mittlerweile ein extrem weites Saatzeitfenster wenn man die Regionen vergleicht. Somit sind auch sehr unterschiedliche Bestände in der Praxis zu finden. Frühe Saaten vom 15.8. haben mittlerweile das 6-8 Blattstadium erreicht und sind somit tendenziell zu groß. Mittlere Saaten vom 24.-30. August sind je nach Standort sehr unterschiedlich weit entwickelt.
Uneinheitliche Bestände
Im Optimalfall befinden sich diese Bestände im 4-6 Blattstadium. Aufgrund trockener Bedingungen zu Aussaat oder auf tonigen Böden kam es zu deutlichen Auflaufschwierigkeiten. Somit wachsen die Bestände auseinander und von keimblättrigen Pflanzen bis Pflanzen mit 4 Blättern findet man alle Entwicklungsstufen. Spätsaaten ab dem 5. September sind meist wieder gleichmäßiger im Auflaufverhalten aber natürlich auch selten weiter als das 2-Blattstadium. Gerade die kleinen und verzettelten Bestände müssen die nächsten noch warmen Tage mit einem zügigen Wachstum nutzen, um die Mindestentwicklung zu erreichen. Hier kann Stickstoff zum begrenzenden Faktor werden. Zum einen, weil die Strohrotte erst zusammen mit dem Auflauf des Rapses begann. Oder weil die Nachlieferung der Böden durch den Temperaturabfall in der letzten Woche nachgelassen hat - stärker als wir das aus den letzten Jahren gewöhnt sind. Aber auch bei großen Beständen muss in Abhängigkeit des Standortes die N-Versorgung weiter im Blick gehalten werden.
Wie ist nun aktuell kurz vor Beginn der Sperrfrist zu agieren?
Situation 1, große Rapse:
Wenn der Raps früh gedrillt wurde und der Bestand durch die Bodenfeuchtigkeit sowie Temperatur schnell aufgelaufen ist und sich gut entwickeln konnte, ist auf guten bzw. gut versorgten Standorten keine Stickstoffdüngung nötig. Damit soll ein „Anheizen“ und zu schnelles Wachstum und Stickstoffaufnahme verhindert werden, damit der Raps sich über den Herbst nicht überwächst und anschließend in ein Versorgungsloch fällt. Auf schwächeren Standorten bzw. schwächeren (früh gesäten) Beständen kann zur gesicherten Nährstoffversorgung über den Winter kurz vor Beginn der Sperrfrist eine kleine, langsam wirkende Stickstoffmenge angebracht sein. 15-20 kg N/ha als Harnstoff bzw. 20 kg NH4-N/ha über langsam wirkende, flüssige organische Dünger können dafür schon ausreichend sein.
Situation 2, Rapse im optimalen Entwicklungsstadium:
Wurde hier der Stickstoff vor der Saat eingearbeitet und die Strohrotte bereits vor der Aussaat in Gang gebracht, oder wurde das Stroh abgefahren, so ist hier meist keine Anschlussdüngung mehr notwendig. Verzögert sich die Strohrotte, kühlen die Böden deutlich ab, oder liefert der Boden augenscheinlich nicht genug Stickstoff nach, kann auch hier eine moderate Stickstoffdüngung von 15-20 kg N/ha angebracht sein. Dies ist aber eher die Ausnahme. Ein unnötiges Anheizen des Wachstums von optimal entwickelten Beständen sollte vermieden werden.
Situation 3, kleine förderungsbedürftige Rapse:
Die noch kleinen Rapse müssen jetzt zügig loswachsen. Damit Pflanzen den Stickstoff schnell aufnehmen können, sind hier Nitrathaltige N-Dünger angebracht. Eine Düngung von 20-25 kg N/ha mit KAS oder AHL kann hier notwendig sein. Insgesamt sollte die Menge aber geringgehalten werden, da der Raps aufgrund der späten Aussaat nur eine begrenzte Menge an Stickstoff wird aufnehmen können. Die Mindestentwicklung von 6-8 Blättern wurde in den vergangenen Jahren mit den milden Herbst- und Wintertemperaturen zwar meist erreicht, aber die Stickstoffaufnahmemenge ist dabei durchaus begrenzt (max. 50 kg N/ha bei 6 Blättern und einer Bodenbedeckung von 60-80 %). Diese Bestände benötigen dann im Frühjahr eine robuste Stickstoffmenge zur Andüngung.
Düngeverordnung im Auge behalten
Die Stickstoffdüngung zu Winterraps im Herbst ist durch die Vorgaben der Düngeverordnung begrenzt. Beachten Sie die maximal zulässige zu düngende Stickstoffmenge im Herbst nach der Düngeverordnung und die durch Herbstdüngung zu reduzierende Frühjahrsdüngung.
Dieser Beitrag ist zuerst unter www.hanse-agro.de erschienen.