Pflanzenzüchter. RAGT wächst, Strube geht
40 Ackerbaukulturen – und nicht ganz wenig Gemüse. Das ist das neue Portfolio der RAGT nach Übernahme der französischen Gruppe Deleplanque, zu der auch der Rüben- und Weizenzüchter Strube und der Gemüsespezialist Van Waveren gehören.
Ausgerichtet auf den europäischen Markt, arbeitet RAGT aber auch in den USA, Brasilien, Argentinien und Australien. Das wird sich vor allem durch die Zuckerrüben von Strube jetzt noch verstärken, denn RAGT ist jetzt einer von weltweit nur drei Züchterhäusern, die sich intensiv mit der Rübe befassen. „Trotzdem bleiben wir ein Mittelständler“, sagt der Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft Andreas Albersmeier. Vor allem diese muss jetzt den organisatorischen Zusammenschluss mit Strube in Söllingen stemmen. RAGT war bisher vor allem auf Mais, Getreide und Raps ausgerichtet. Es wird dauern, bis die Unternehmen zusammengewachsen sind, darüber sind sich die nicht nur die Führungsspitzen , sondern auch die Mitarbeiter einig. Wobei es den ehemaligen Strube-Leuten schon etwas schwerfällt zu sehen, wie ein Name untergeht. Denn auf den DLG-Feldtagen 2026 wird die Strube-Fahne zum letzten Mal gehisst. Danach gibt es nur noch die Farben und den Schriftzug von RAGT. Wie der Vertrieb kombiniert wird, welche Kulturen künftig von welchen Gebietsrepräsentanten vertreten werden, das ist noch offen. Ganz sicher, so die klare Aussage, wird es aber keinen „Bauchladen“ geben, den ein einzelner Mitarbeiter verantworten soll. Darunter leide die Qualität der Beratung. Und Saatgut ist mehr als Genetik, es ist auch die angepasste Beratungsleistung vor Ort.
Für Wehmut ist aber nicht viel Zeit, denn die Aufgaben sind nicht klein. Das mehr auf Qualitätssorten ausgerichtete Weizenprogramm von Strube muss mit dem Weizenprogramm von RAGT verzahnt werden. Das stammt ursprünglich mal aus England und ist auf B- und A-Sorten ausgerichtet. Unter anderem die jahrelang marktbeherrschende Sorte Reform war daraus hervorgegangen. Bei der Rübe muss neben der Cersospora Stolbur intensiv bearbeitet werden. Während man bei den Cersospora-Blattflecken schon genau weiß, nach welchen Genen man sucht, stochern alle Züchter in diesem Punkt bei Stolbur noch etwas im Nebel. Aber wenn Resistenz- oder auch nur Toleranzgene dafür erst einmal identifiziert sind, dann geht es schnell. Denn im Biotech-Labor in Schlanstedt können täglich bis zu 12000 Genanalysen gemacht werden und in der Spitze bedeutet dies 180000 Datenpunkte. Damit lassen sich schnell die Träger der wichtigen Gene identifizieren und dann auch einkreuzen. Dennoch: „Wir werden kurzfristig keine resistente Sorten anbieten können“, berichtete Dr. Michael Stange, Chef-Rübenzüchter des Unternehmens.
Übernahme in schwierigem Markt
Es ist eine Übernahme in einem schwierigen Markt, denn sowohl bei der Rübe als auch beim Weizen läuft es derzeit in der Landwirtschaft nicht wirklich rund, von Kulturen wie der Braugerste oder Sorghum einmal zu schweigen. Trotzdem: Es ist eine strategische Entscheidung, und die richtet sich nicht nach dem aktuellen Geschehen, sondern an der Vision, umfassend auf einem Markt agieren zu können. Also alles richtig gemacht? Das weiß man in der Züchtung auch erst hinterher. Aber die Kombination klingt vielversprechend. Wünschen wir dem Unternehmen also einen guten Start und viel Erfolg!