
Ackerbau. Regenerativ ohne Ertragsverlust?
Klimaschonende Anbauverfahren ohne Ertragsverlust – das ist ein Ziel, um das sich nicht nur Forschungsprojekte kümmern, sondern auch mehr und mehr die Praxis. Immer wieder zeigt sich bei dieser »regenerativen Landwirtschaft« jedoch, dass dies im einen Jahr funktioniert und im anderen nicht: Kulturpflanzen, Zwischenfrüchte und Bodenbearbeitung stehen in einem wechselseitigen Verhältnis, das z. B. je nach Wasserverfügbarkeit doch zu Konkurrenzsituationen führen kann.
Dieses Risiko lässt sich, weil das Wetter ist, wie es ist, leider nicht im Vorfeld ausschalten, höchstens minimieren. Die Politik »belohnt« spezielle Anbauverfahren bisher nur in Form des Ökolandbaues. Dabei könnte es sinnvoll sein, Anreize oder »Risikoprämien« auch für die nicht immer ganz einfachen Anbausysteme zum Beispiel mit Untersaaten und minimaler Bodenbearbeitung zu bieten.
Dass regenerative Landwirtschaft nicht nur die Bodenfruchtbarkeit erhält und damit Erträge sichern hilft, sondern auch einen – begrenzten – Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, zeigt eine internationale Arbeit unter Regie der Cornell University im US-Bundesstaat New York. Mithilfe eines Ökosystemmodells wurden von Nordamerika bis Afrika Bewirtschaftungsvarianten für 400 Mio. ha simuliert. Auf der einen Seite standen Gräser und Leguminosen als Zwischenfrüchte ohne Pflug, auf der andern die »konventionelle« Wirtschaftsweise. Mithilfe von KI wurden Erträge sowie die Emissionen von CO2 und Lachgas (N2O) bis zum Jahr 2100 modelliert.
Das Ergebnis: Die sofortige und konsequente Kombination Grasuntersaat/pfluglos könnte zwar die Gesamtemissionen bis 2050 um 33 Mrd. t CO2-Äquivaltente senken, die Getreideerträge aber um 3,3 Mrd. t. Soll der Ertrag gehalten werden, läge das Einsparpotential für CO2 bei nur 4,4 Mrd. t. Leguminosen-Untersaaten wiederum hatten positive Ertragseffekte, aber einen deutlich geringeren Klimaeffekt, auch wegen der Lachgasfreisetzung als Folge der N-Fixierung. Das Ganze ist natürlich sehr standortabhängig: Wo das Wasser fehlt, ist gleichsam Hopfen und Malz verloren.
Das Fazit der Wissenschaft bestätigt mit vielen Daten die Erfahrung der Praxis: Regenerative Landwirtschaft ist grundsätzlich gut fürs Klima, verlangt aber keine global geltenden Schlagworte, sondern differenzierte ackerbauliche Strategien und passende politische Anreize.
DLG-Podcast: Effektiver Erosionsschutz
Ein Starkregen im Frühjahr und der halbe Acker wird ins Wohngebiet abgeschwemmt. Was sich für viele Betriebe nach einem Horrorszenario anhört, ist in einer hessischen Gemeinde vor einigen Jahren genauso passiert. Ein Gespräch mit Dr. Matthias Peter, Geschäftsführer der Ingenieurbüros Schnittstelle Boden und Michael Vogler, Landwirt aus Altenstadt in Hessen, spricht Moderator Jonas Trippner, Projektleiter Pflanzenproduktion im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft & Lebensmittel, über die Lehren aus diesem Extremwetterereignis.