können innerhalb weniger Wochen enorme
Aufwüchse erreichen und die Bodenorganismen mit reichlich Futter versorgen. (Foto: Rhönbergfoto - stock.adobe.com)
Zwischenfrüchte. Möglichst artenreich und in Direktsaat
In Zeiten nach dem Greening fragen sich manche Landwirte, ob der Zwischenfruchtanbau überhaupt noch attraktiv ist und mit welchem Aufwand er betrieben werden sollte. Antworten darauf geben Matthias Koch und Ludger Wiechers anhand praxisnaher Demoversuche.
Durch die neue Agrarreform im vergangenen Jahr kam in der Praxis häufig die Frage auf: Lohnen sich teure, artenreiche Zwischenfruchtmischungen im Vergleich zu Reinsaaten nach dem Greening überhaupt noch? Unsere Ergebnisse von Demoanlagen auf den Modellbetrieben der Wasserrahmenrichtlinie aus den letzten Jahren können zur Beantwortung dieser Frage beitragen. Dabei ging es unter
anderem um die Stickstoffaufnahme und -speicherung von Zwischenfrüchten über Winter sowie um Aussaatmischungen, Saattermine und -techniken.
Die Förderung des Bodenlebens und der damit verbundene Erosionsschutz sind besonders in hängigen Lagen von großer Bedeutung. Dabei spielen biodiverse Zwischenfrüchte eine bedeutende Rolle bei der Bodenerschließung, aber auch bezüglich der Wurzelausscheidungen. Zudem sorgen sie für ein vitales Bodenleben und eine gute Wasserinfiltration. Im Jahr 2022 erfolgte vergleichend nach flachem und tiefem Grubberstrich auf einem Sandboden am 9. August die Zwischenfruchtaussaat. Vier Wochen später war die Zwischenfrucht in den zuvor flach bearbeiteten Streifen aufgelaufen, in den tiefer bearbeiteten aber noch nicht. Der Grund: In den nur flach bearbeiteten Streifen stand den Pflanzen mehr Wasser zur Verfügung, da zum einen weniger beim Ackern verdunstet ist und zum anderen der kapillare Aufstieg des Wassers durch den flacheren Schnitt an der Oberfläche sauber unterbrochen wurde.
Diese Erkenntnis hat uns dazu bewogen, in 2023 weitere Versuche zu Saatzeitpunkt, Aussaattechnik und Zwischenfruchtmischungen
anzulegen. Aufgrund des beschriebenen Phänomens der wassersparenden flachen Bodenbearbeitung haben wir uns auf weiteren Demoanlagen auch mit der Direktsaat beschäftigt. Außerdem sind wir weiteren »klassischen« Fragen nachgegangen, wie: Ist ein flacher
Stoppelsturz vor der späteren konventionellen Zwischenfruchtbestellung lohnenswert? Oder: Muss es unbedingt die teure und aufwendige Drillsaat sein? Die Direktsaat erfolgte einen Tag nach der Triticaleernte am 11. August 2023 und die »konventionelle« Saat am 25. August
(jeweils mit bzw. ohne vorherigen Stoppelsturz zum Zeitpunkt der Direktsaat). Zur Bodenbearbeitung kamen verschiedene Maschinen zum Einsatz (Scheibenegge, Grubber, Kreiselegge). Zehn Wochen nach der Aussaat zeigte sich in der Direktsaatvariante ein enormer Aufwuchs von 1 m Höhe, in dem die Sonnenblumen bereits blühten. Anfang November fand dann wiederholt eine Frischmassebeerntung in ausgewählten Varianten statt. Die Zwischenfrucht wurde bodennah abgeschnitten, gewogen, homogenisiert und zur Inhaltsstoff- und TS-Bestimmung ins Labor gebracht.
Frischmasseerträge. Um eine sichere Vergleichbarkeit herstellen zu können, haben wir die Frischmasseerträge auf Trockenmasse umgerechnet. Die Grafik zeigt, dass die reine Direktsaatvariante innerhalb von nur 12 Wochen 47 t FM/ha hervorgebracht hat, wobei über 200 kg N/ha gebunden wurden. Aber auch mit betriebsüblicher Kreiseleggen-Drillkombination sowie in der extensiveren Variante mit
Grubber und einer kleiner luftunterstützten Säeinheit konnten über 100 kg N/ha im Aufwuchs festgehalten werden. Diese Zahlen stammen zwar nur aus einem Jahr. Sie decken sich aber mit Ergebnissen aus anderen Jahren in anderen Demoanlagen. So wurde 2022 in Haltern auf
einer Fläche zum gleichen Zeitpunkt abwechselnd streifenweise die gleiche Zwischenfruchtmischung ausgebracht. Der einzige Unterschied war, dass jeweils ein Streifen in Direktsaat und der andere in Mulchsaat ausgesät wurde (mehrfach wiederholt). Die Direktsaat hatte dort mit 129 kg/ha oberirdisch gebundenen Stickstoff mehr als doppelt so viel angereichert wie die Mulchsaat mit 58 kg N/ha. Auch die Trockenmasse des Aufwuchses betrug mit 3 391 kg/ha das 1,4-fache des Aufwuchses nach Mulchsaat (2 468 kg TS/ha).
Auch konventionelle Bestellverfahren haben ihre Vorteile. Das hat unsere Demoanlage aus 2023 gezeigt. Auch wenn mittels Direktsaat der meiste Stickstoff gebunden wurde, zeigte sich, dass die genauere, aber teurere Aussaat mittels Kreiselegge und Sämaschine ebenfalls gute Ergebnisse liefern kann. Zudem hatte der flache Stoppelsturz positive Auswirkungen. Zu erklären ist dieses Ergebnis mit der Konkurrenz
der Ausfalltriticale, die lange in den Varianten ohne Scheibeneggeneinsatz zu erkennen war. Des Weiteren führte die genauere Technik mit Kreiselegge und Sämaschine mit vorangegangenem Stoppelsturz trotz einer um 14 Tagen späteren Saat zu höheren Aufwuchs- und gebundenen N-Mengen als die extensivere Variante mit Grubber und kleiner pneumatischer Säeinheit. Nicht zuletzt belegt der Vergleich dieser Aufwuchsbewertung der biodiversen Zwischenfruchtmischung mit der Reinsaat von Senf und Grünroggen das, was viele andere
Studien bereits gezeigt haben: Die Mehrkomponentenmischung hat im Vergleich zu Senf und Roggen in Reinsaat im Durchschnitt das 2,7-fache an Stickstoff pro ha oberirdisch gespeichert. In der folgenden Maissaison legen wir auf dieser Fläche eine Düngungsdemo (inklusive
Nullparzellen) an, um das Nachlieferungsvermögen der verschiedenen Zwischenfrüchte und die Effekte der Aussaattechniken genauer quantifizieren zu können.
Neben der Anzahl der Komponenten in einer Zwischenfruchtmischung sind auch die Pflanzengattungen und -familien sowie ihr Samenanteil in den Mischungen entscheidend. Neben bekannten Arten wie Kreuzblütler (z. B. Senf) oder Korbblütler (Sonnenblume) sind Leguminosen von Vorteil. Aber es ist nicht immer nur die Fixierung von Luftstickstoff, die bei den Leguminosen Vorteile mit sich bringt. Auf einer Demoanlage eines Modellbetriebs in Brakel-Beller waren dunkle, aber auch hellere Streifen im Wechsel erkennbar. Und das, obwohl dieselbe betriebsübliche Mischung ausgesät wurde. Der einzige Unterschied bestand darin, dass bei den dunkelgrünen Streifen 50 kg/ha Ackerbohnen mit ausgesät wurden. Nmin-Untersuchungen zeigten allerdings keine erhöhten Ammoniumstickstoffgehalte. Die bessere Versorgung der Pflanzen in den dunklen Streifen könnte mit dem Begriff »Rhizophagie« zu erklären sein. Bisher ging man davon aus, dass sich Pflanzen nur von im Boden gelösten anorganischen Ionen wie Nitraten oder Phosphaten ernähren. Neueste Forschungsergebnisse lassen aber auch auf eine Aufnahme organischer Nährstoffe schließen. Rhizophagie bedeutet »fressende Wurzel«. Dabei nehmen Pflanzen Bakterien und Pilze über die Wurzelspitzen auf, indem sie Kohlenhydrate und andere Wurzelexsudate abgeben, um die Mikroben zu füttern. Diese wiederum haben Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen. Die bekanntesten pflanzlichen Bakterien sind die Knöllchenbakterien bei Leguminosen, welche in den Streifen mit Ackerbohnen für reichlich »Futter« gesorgt haben.
Was lässt sich festhalten?
Eine Aussaat direkt nach der Getreideernte sorgt für eine schnelle Etablierung der Zwischenfruchtbestände. Im Vergleich zu späteren Saatzeitpunktenwird das vorhandene Wasser besser ausgenutzt und mehr Biomasse generiert. Dies spiegelt sich auch in der Stickstoffaufnahme und -speicherung wider. Gerade in roten Gebieten ergibt sich daraus ein deutliches Einsparpotential für die folgende Sommerung. Insgesamt bietet diese Form der Aussaat eine gute Möglichkeit, sich an das Thema Direktsaat heranzutasten, da nicht so viel auf dem Spiel steht wie bei Hauptkulturen. Nicht zu unterschätzen sind in diesem System die Strohmengen und in einigen Jahren (besonders nach Wintergerste) das Ausfallgetreide. Hier ist eine gute Saatgutablage wichtig. Und für diejenigen, die mit konventioneller Technik arbeiten, ist in jedem Fall ein flacher Stoppelsturz zu empfehlen, um das Ausfallgetreide zu vernichten. Für einen vitalen Boden ist das Füttern des Mikrobioms essentiell. Verschiedene Pflanzenarten fördern ganz individuell spezielle Mikroorganismen. Somit fördern artenreiche Zwischenfruchtmischungen eine Bandbreite des Mikrobioms im Gegensatz zu Einfachkomponenten. Monetär lassen sich diese Effekte kaum bewerten. Abgeleitet aus unseren Demoanlagen können wir aber festhalten, dass biodiverse Zwischenfrüchte mehr Sicherheit und Erfolg in der Biomassebildung und der Nährstofffixierungsleistung bieten.