Grünland. Die Ansprüche steigen
Futternutzung, Biodiversität, Klimaschutz – die Anforderungen an das Grünland sind nicht leicht unter einen Hut zu bekommen. Gerhard Riehl beschreibt, was es künftig leisten muss.
Das Grünland erfüllt schon immer vielfältige Funktionen. Seine Bewirtschaftung steuert maßgeblich die Art und das Ausmaß der für die Umwelt und deren zahlreichen und für die Gesellschaft relevanten Leistungen des Grünlands. Die Nutzfunktion – vor allem die qualitätsorientierte Futtererzeugung für Rinder – konkurriert häufig mit Leistungen und Aufgaben, für die aktuell kein Markt besteht (abiotische und biotische Schutzgüter, Gemeinwohl). Die Herausforderung ist, die vielfältigen Ansprüche an die Leistungen des Grünlands in möglichst großem Umfang zu erfüllen. Wir benötigen dafür synergistische Strategien, die standortspezifisch sowohl die Nutzung des Grünlands zu Futterzwecken wieder attraktiver machen als auch die Erhaltung der Schutzfunktionen unterstützen!
Für das Grünland und seine Bewirtschaftung ergeben sich aus dem Spannungsfeld politischer Vorgaben und gesamtgesellschaftlicher Anforderungen verschiedene Handlungsfelder, die aber in der Praxis nicht immer gleich bedient werden können:
Biodiversität und Landschaftsbild
Das Bild unserer Kulturlandschaft wird wesentlich durch das Grünland geprägt, wofür vor allem die unterschiedlichen Nutzungsarten und -intensitäten verantwortlich sind. Grünland wird in der Gesellschaft allerdings oft nur mit bunt blühenden Wiesen und weidenden Tieren assoziiert. Eine häufige und intensive Nutzung des Grünlands verringert die Artenvielfalt vor allem zugunsten leistungsfähiger Futtergräser. Der Verlust von Pflanzen- und Insektenarten kann die Ökosystemdienstleistungen beeinträchtigen und die Widerstandsfähigkeit des Grünlands, vor allem in Trockenphasen, schwächen. Die standortabhängig divergierende Artenvielfalt hängt vor allem von der Bewirtschaftungsintensität ab: Mit hohen Intensitäten ist eine qualitative Verschlechterung der Lebensräume verbunden. Von insgesamt 75 unterschiedlichen Grünlandbiotoptypen in Deutschland werden in der aktuellen Roten Liste 83 % als gefährdet bewertet.