Agroforstwirtschaft
Bei Agroforstsystemen kommt es vor allem darauf an, Konkurrenzeffekte zwischen den Pflanzen und Bäumen zu minimieren und Synergien zu fördern. Foto: Böhm

Agroforstwirtschaft. Einfach noch nicht attraktiv genug

Die Bundesregierung hat sich für die Anlage von Agroforstsystemen hohe Flächenziele gesetzt. Sie fristen aber nach wie vor ein Nischendasein. Gründe dafür gibt es einige. Der entscheidendste ist wie so oft die mangelnde Wirtschaftlichkeit, sagt Christian Böhm.

Bedarf an mehr Agroforstflächen

Agroforstwirtschaft mit hohem Klimaschutzpotential

Schrittweiser Abbau bürokratischer Hürden

Ausblick

Gut geplant ist halb umgesetzt

Welches Agroforstsystem kommt für mich infrage? Welche Baumarten sind geeignet? Was ändert sich bei der Bewirtschaftung? Bei der Anlage von Agroforstsystemen ist vorab vieles zu klären. Einen besonderen Fokus sollten Sie auf die Standorteigenschaften legen, sagen Thorsten Ruf und Tamina Schürmann.

Für die Anlage eines Agroforstsystems gibt es keine Blaupause. Welche Gehölze kann ich mit welchen landwirtschaftlichen Kulturen kombinieren? Wie groß müssen die Abstände zwischen den Gehölzstreifen sein? In welcher Ausrichtung müssen die Baumreihen gepflanzt werden? Wie entscheidend ist die Hauptwindrichtung? Muss ich in neue Technik investieren? Vor der Etablierung eines
Agroforstsystems sind viele betriebsspezifische Fragen zu klären. Eine höhere Resilienz, Ertragsstabilität und agrarökologische Vorteile lassen sich nur erreichen, wenn die Konkurrenz zwischen Ackerkulturen und Gehölzen durch die Schaffung von Synergien minimiert werden kann.

Standortwahl. Neben den bereits aufgeführten Fragen spielt der Standort eine Schlüsselrolle. Hier sind die Ansprüche der Gehölze im Hinblick auf Bodeneigenschaften und weitere Standortbedingungen zu beachten. Durch die geplante lange Standdauer von Agroforstsystemen gilt es zudem, Klimawandelszenarien und deren Auswirkungen bei der Planung zu berücksichtigen. Systeme, die heute an einem Standort sehr gut funktionieren, können das in Zukunft möglicherweise nicht mehr. Maßgeblich sind hier vor allem
mögliche Veränderungen bei den Wasserverhältnissen.

Vielerorts findet sich in der Landschaft ein recht kleinräumiges Mosaik an Ausgangsgesteinen und daraus resultierend sehr variablen Bodeneigenschaften, welche in Mittelgebirgslagen überdies durch die Geländeform geprägt werden. Für die Planung von Agroforstsystemen ist daher die Nutzung hochaufgelöster bodenkundlicher Daten nötig. Daten der Bodenschätzung und daraus abgeleiteter Größen können für einen ersten Eindruck hilfreich sein. Für detailliertere Informationen erscheinen aber eine kleinmaßstäbliche bodenkundliche Kartierung und Beprobung der zu überplanenden Fläche unumgänglich. Diese sollten sich an der Geländeform orientieren und die in der Übersicht aufgeführten Aspekte berücksichtigen.

Da der Standortanpassung bei Agroforstsystemen eine so große Bedeutung zukommt, sollten Sie die in der Übersicht genannten Daten vor Ort erheben. Sinnvoll sind zudem einige begleitende Laboranalysen. Insbesondere in Gebieten mit bekanntermaßen kleinräumig wechselnden Bodenverhältnissen sollten diese teilschlagspezifisch durchgeführt werden. Die Ableitung der bodenhydrologischen Verhältnisse unter Berücksichtigung des Klimawandels sind Schlüsselelemente für langfristig erfolgreiche Agroforstsysteme, in denen sich Gehölze und Ackerkulturen synergistisch ergänzen können. Die Planung von Agroforstsystemen sollte somit als interdisziplinärer Ansatz von Landwirten, Bodenkundlern und Gehölzkundigen angesehen werden.

Dr. Thorsten Ruf und Tamina Schürmann, Institut für biologische Landwirtschaft an der Agrarökologie Luxemburg

Agroforst
Die Standortwahl spielt eine Schlüsselrolle