
Zwischenfruchtanbau. Erfahrungen aus sechs Jahren
Wie wirken Zwischenfruchtmischungen auf die Ertragsbildung und ökologische Kenngrößen bei Mulch- und Direktsaat? Das haben Wissenschaftler gemeinsam mit Landwirten und Beratern auf Praxisflächen untersucht. Carola Pekrun fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Erosion und damit der Verlust wertvollen Oberbodens sowie Nährstoffverluste erfordern gerade unter den sich verschärfenden Klimabedingungen ökonomisch rentable und gleichzeitig ökologisch vorteilhafte Lösungen. Dabei rücken konservierende Bodenbearbeitungsverfahren und der Zwischenfruchtanbau zunehmend in den Fokus.
Aus der Literatur und aufgrund der Erfahrungen in der Praxis sind mehrere positive Wirkungen von Zwischenfrüchten auf die Bodenfruchtbarkeit zu nennen:
- biologische Lockerung durch Wurzeln,
- Verbesserung der Bodenstruktur infolge der Förderung des Bodenlebens,
- Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit,
- Verringerung der Nitratauswaschung,
- Verminderung bodenbürtiger Krankheiten und Schädlinge sowie Unkräuter.
In einem Praxisprojekt in Baden-Württemberg wurde auf zunächst 20, später 16 landwirtschaftlichen Betrieben sechs Jahre lang die Wirkung des Anbaus vielartiger Zwischenfruchtmischungen (mindestens fünf Arten) getestet. In den Versuchen wurden die Zwischenfrüchte jeweils so früh wie möglich nach der Ernte der Hauptfrucht gesät und sie blieben so lange wie möglich über Winter stehen. Die Flächen wurden jeweils vergleichend in Mulch- und Direktsaat bearbeitet.
Die Wahl der Zwischenfruchtmischungen erfolgte durch die Landwirte nach guter fachlicher Praxis
In einigen Fällen enthielten die Mischungen Leguminosen, in anderen nicht. Die Betriebe wirtschafteten konventionell. Glyphosat wurde nach guter fachlicher Praxis eingesetzt, insbesondere bei Direktsaat. Zusätzlich zu den Versuchen gab es begleitende Forschungsarbeiten zu Einzelaspekten des Zwischenfruchtanbaus wie zur Wirkung auf das Bodenleben, die P-Dynamik und Unkräuter.
Erträge. In den Versuchen hatten die Zwischenfruchtmischungen weder bei Mulch- noch bei Direktsaat positive Effekte auf die Erträge der Hauptfrüchte (Übersicht). Dieses Ergebnis war überraschend und könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Zwischenfruchtmischungen während der Projektlaufzeit praxisüblich in der Regel nur zwei- bis dreimal auf den Versuchsflächen standen. Die zu Beginn formulierte Hypothese, dass Zwischenfrüchte infolge einer biologischen Lockerung zu besseren Erträgen, insbesondere in der Direktsaat, führen würden, konnten wir somit nicht bestätigen. Auch in den Mulchsaatvarianten wurden keine Ertragssteigerungen infolge des Anbaus von Zwischenfruchtmischungen festgestellt.
Die Zwischenfruchtmischungen hatten im Mittel jedoch positive ökologische Auswirkungen. Dies betraf zum einen die Nitratauswaschungsgefahr. In den Parzellen mit Zwischenfrüchten wurden bei den Beprobungen im November jeweils 10 bis 12 kg/ha geringere Nitrat-N-Gehalte im durchwurzelbaren Horizont gemessen, was Einsparungen bei der N-Düngung im Frühjahr ermöglicht.
Die vergleichende Untersuchung des Bodengefüges mithilfe der »Einfachen Feldgefügeansprache für den Praktiker« nach Brunotte et al. ergab in den Parzellen, in denen zwei- bis dreimal Zwischenfrüchte gestanden hatten, günstigere Bewertungen in Bezug auf die Struktur der Oberfläche, Durchwurzelung des Bodens sowie Makro-/ Bioporenanteilen. Um basierend darauf entsprechende Ertragseffekte festzustellen, sind vermutlich längere Betrachtungszeiträume erforderlich.
Untersuchungen im Rahmen des EU-Projektes »SoilCare«, das eng mit dem sechsjährigen Praxisprojekt verknüpft war, zeigten außerdem, dass der Anbau einer abfrierenden Zwischenfruchtmischung zu einer Verdoppelung der Regenwurmbiomasse führen kann.
Erosionsminderung. Modellierungsstudien auf Basis der Daten von sechs Versuchsorten zeigten, dass Zwischenfrüchte ein erhebliches Potential zur Minderung von Erosion und Oberflächenabfluss haben können und damit über diesen Pfad zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen. Bei Direktsaat war das Erosionsrisiko wesentlich geringer als bei Mulchsaat. Es zeigte sich aber auch, dass Zwischenfrüchte einen noch größeren Einfluss haben können als die Umstellung des Bodenbearbeitungssystems von Mulch- auf Direktsaat. Vor dem Hintergrund zunehmender Starkregenereignisse ist dies eine bedeutsame Erkenntnis.
Unkräuter traten in den Praxisversuchen nur in geringem Umfang auf. Zwischen den Varianten mit und ohne Zwischenfrüchten gab es keine Unterschiede. In Begleituntersuchungen wurden jedoch allelopathische Wirkungen mancher Zwischenfruchtarten festgestellt, welche in Zukunft in der Forschung eine größere Rolle spielen könnten und perspektivisch in der landwirtschaftlichen Praxis.
Unabhängig von den Einflüssen auf den Boden sind positive Effekte von Zwischenfrüchten auch auf Lebewesen oberhalb der Bodenoberfläche zu erwarten, insbesondere auf Insekten und Vögel. Das gilt vor allem für Mischungen mit bekanntem Biodiversitätsmehrwert, die in der Regel auch das Landschaftsbild bereichern.
Zusammenfassend hatte der Zwischenfruchtanbau in dem Projekt neben der Förderung des Bodenlebens und der Bodenstruktur sowie der Minderung der Nitratauswaschung insbesondere ökologisch wichtige Auswirkungen. Ein positiver Effekt auf die Ertragsbildung blieb aus. Dies könnte sich ändern, wenn sich durch den Klimawandel oder die weiter sinkende Verfügbarkeit von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln die Rahmenbedingungen für die Pflanzenproduktion verschärfen. Sind weniger direkte Regulierungsmöglichkeiten vorhanden, werden indirekte Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bedeutsamer werden – so auch der Anbau von Zwischenfrüchten.