Stoppeln bearbeiten bei anhaltender Trockenheit

Wie soll man die Getreide- und Rapsstoppeln bearbeiten? Wo ist eine tiefe Lockerung nötig? Wie gehen Sie Ungräser an? Berthold Ilgen diskutiert die anstehenden Fragen der Bodenbearbeitung.

Schnell gelesen:

  • Die in Norddeutschland nach dem schlimmen Herbst und Winter oft verdichteten Böden brauchen eine Lockerung, vor allem solche mit geringerem Tongehalt.
  • Für eine gute Stoppelbearbeitung ist es zu trocken. Bei Getreide und Raps kommt es zunächst darauf an, Samen in Kontakt mit dem Boden zu bringen. Das funktioniert mit schweren Striegeln, bei Raps auch mit Walzen oder Mulchern. Alternativ empfiehlt sich – mit Hoffnung auf nachfolgenden Regen – die flach eingestellte Kurzscheibenegge.
  • Ein zweiter Arbeitsgang sollte erst stattfinden, wenn Schadgräser und Unkrautsamen am Keimen bzw. Auflaufen sind.

Die Getreide- und Rapsernte ist überwiegend beendet. Relativ geringe Strohmengen sind auf den Flächen vorhanden. Trockenheit und die Hitze während der Hauptvegetationszeit und vor während der Abreife führten zu einer gleichmäßigen Abreife des Strohs. Die Stroh- und Stoppelrückstände sind relativ mürbe und brüchig, so dass von daher eine eher zügige und gute Umsetzung der Ernterückstände in den noch sehr warmen Böden zu erwarten ist. Allerdings fehlt hierfür zurzeit ausreichend Bodenfeuchtigkeit. Bis auf wenige Ausnahmen, wo Lager durch Starkregenereignisse verursacht wurde, war in der Regel eine gleichmäßige und gute Strohverteilung über den Drusch möglich, so dass über eine gleichmäßige Strohverteilung eine problemlose Einarbeitung der Ernterückstände möglich ist.

Wo besteht Lockerungsbedarf? Betrachtet man Bodenstruktur und Bodengare, liegen unterschiedliche Verhältnisse vor. Im Norden, auf den küstennahen Standorten, aber auch auf etwas schwereren Böden, gilt es in erster Linie Altlasten bezüglich der Bodenstruktur und Bodenverdichtungen aus den vergangenen Jahren zu beseitigen. Diese sind eine Folge der katastrophalen Nässe bei der Herbstbestellung und auch des nassen Winters in dieser Region. Sie sind oft großflächig vorhanden und waren über die gesamte Vegetationsperiode bis zur Ernte in den Kulturen erkennbar. Die Frostperiode Ende Februar bis Mitte März hat zu einer Lockerung bei wassergesättigten Böden im Krumenbereich geführt und damit eine Verbesserung der bodenphysikalischen Parameter gebracht.

Allerdings sind auf Böden mit geringem Tongehalt tieferreichende Strukturschäden durch Frostsprengung oder Trockenrisse nicht aufgebrochen worden, weil diese Standorte wegen niedriger Tongehalte auch nicht zu starken Trockenrissen neigen. Bei Standorten mit geringem Selbstlockerungsvermögen, d. h. bei niedrigen Tongehalten (<12-15 %) bietet sich bei den zurzeit sehr niedrigen Wassergehalten im Boden eine Tiefen- oder Unterkrumenlockerung an. Damit können Verdichtungen oder Strukturschäden nicht nur in den Fahrgassen unterfahren und mechanisch aufgebrochen werden, um für die neue Vegetationsperiode günstigere Rahmenbedingungen für die Durchwurzelung zu schaffen. Auch der Zeitfaktor bis zur Aussaat spricht für eine tieferreichende Lockerung, auch wenn dadurch das Kapillarsystem des Bodens nachhaltig gestört oder unterbrochen wird.

Leichtere Böden mit Strukturschäden in der Krume, die sich im Frühjahr häufig durch vernässte Stellen zeigten, können krumentief möglichst mit schmalen Werkzeugen bearbeitet werden, um Infiltration und Wasserführung zu verbessern. Aufgrund der aktuell sehr niedrigen Wassergehalte der Böden sind hierfür die Rahmenbedingungen besonders günstig. Der Keimwasserbedarf der Kulturen ist auf diesen Standorten ohnehin nur über ausreichend Niederschläge sichergestellt. Bundesweit sind viele Böden bis Ende Juli auf 40 bis 60 cm Bodentiefe so stark ausgetrocknet, dass die nutzbare Feldkapazität unter 30 % oder regional sogar unter 10 % nFK abgesunken ist.

Auch Standorte ohne Strukturschäden, wo keine tiefere Lockerung nötig ist, brauchen bei der aktuellen Wasserversorgung für einen sicheren und gleichmäßigen Feldaufgang der Kulturen ausreichend Niederschlag. Für den Keimwasserbedarf der Kulturen reicht bis auf Weiteres das pflanzenverfügbare Bodenwasser nicht aus, d. h. die Kapillarität liefert keine ausreichende Feuchtigkeit für die Keimung, vielmehr muss die Wasserversorgung der neuen Saaten über hoffentlich ausreichende Niederschläge erfolgen.

Gegen Verungrasung. Im Verlaufe der Vegetationsperiode wurde neben den Problemen der Bodenstruktur auch die ubiquitäre Problematik der Vergrasung mit Windhalm, Ackerfuchsschwanz, teilweise auch Flughafer und Weidelgräsern deutlich. Die Gründe hierfür können sehr unterschiedlich sein. Einerseits sind suboptimale Anwendungsbedingungen für Bodenherbizide im Herbst, aber auch für blattaktive Wirkstoffe im Frühjahr denkbar. Bei sehr hohen Herbst- und Winterniederschlägen spielt auch der Verdünnungseffekt, bzw. die Verlagerung von Wirkstoffen eine Rolle, sofern im Herbst überhaupt Herbizide eingesetzt wurden. Andererseits kann ein schlechter Wirkungsgrad der Herbizide bei Frühjahrsapplikation auch eine Folge der Wechselfröste oder der Applikation bei niedriger Luftfeuchtigkeit sein.
Weiterhin führte die extreme Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit dazu, dass sowohl die Winterungen aber besonders auch die Sommergetreidearten, die häufig als Notnagel gesät wurden, nur unterdurchschnittlich bestockten. Wegen geringer Bestandesdichten und fehlender Beschattung durch die Kultur konnten Schadgräser und Unkräuter bei wenig Konkurrenz durch den Bestand überwachsen und zur Samenbildung kommen. Ob ursächlich Resistenzen gegenüber den eingesetzten Wirkstoffen eine Rolle spielen, kann nicht abschließend beurteilt werden. In der Quintessenz wurde vielerorts das Samenpotenzial im Boden, möglicherweise auch mit weiteren resistenten Biotypen, angereichert. Im Raps war die Verunkrautung mit Mohn, Erdrauch, Hundskerbel, Kompasslattich aber auch verschiedenen Raukenarten sowie Barbarakraut auffällig, sodass auch die Rapsstoppel mit erhöhter Intensität und Sorgfalt bearbeitet werden sollte.

Wie die Rapsstoppel bearbeiten? Die Ende Juli/Anfang August deutschlandweit herrschende Trockenheit und die oben genannten Probleme erfordern eine differenzierte Vorgehensweise bei der Stoppelbearbeitung. Die Wetterprognosen lassen zumindest mittelfristig großflächig keine ergiebigen Niederschläge erwarten, es sind weiterhin auch hochsommerliche Temperaturen angesagt. Diese Rahmenbedingungen sind sehr ungünstig für Bodenbearbeitung, Strohrotte und besonders für die Keimung von Ausfallraps, Unkräutern und Gräsern, zumal auch jegliche Taubildung fehlt.

Die Trockengare hat auf den meisten Standorten eine feinkrümelig, teils pulvrige Bodenstruktur zur Folge. Auf den Rapsflächen steht vor allem die Keimung des Ausfallrapses, aber auch des Unkrauts und der Gräser im Vordergrund. Weiterhin soll über die Bearbeitung das Krankheits- und Schädlingspotenzial verringert werden. Weil Bodenfeuchtigkeit und Taubildung in der Regel für die Keimung von Samen nicht ausreichen, ist es das Ziel der Bearbeitung, zunächst vorhandene Rapsschoten und -stängel zu zerkleinern, damit die Samen aus der Stoppel in Kontakt mit dem Boden kommen. Hierfür sind in erster Linie schwere Walzen, aggressiv arbeitende Striegel oder auch Schlegel- oder Sichelmulcher geeignet. Mit diesen Geräten ist gewährleistet, dass die Samen nicht in der Stoppel hängen bleiben und mit der Bodenoberfläche in Kontakt kommen, außerdem werden keine Samen vergraben.
Die zweitbeste Wahl für eine Bearbeitung bei den aktuellen Rahmenbedingungen sind Kurzscheibeneggen. Diese sollten so flach wie möglich (< 5 cm) arbeiten, außerdem muss eine gute Rückverfestigung über entsprechende Nachläufer gewährleistet sein. Trotz der Bearbeitung ist auch bei den genannten Geräten bei anhaltender Trockenheit keine Keimung von Ausfallsamen zu erwarten. Diese wird erst nach ausreichend Niederschlag auf den noch sehr warmen Boden in Gang kommen. Aufgrund des feinkrümeligen, pulvrigen Bodens werden die Samen aber sehr schnell keimen und auflaufen, sodass möglicherweise ein zweiter, etwas tieferer Arbeitsgang (5 cm) Arbeitsgang sinnvoll ist, um weiterhin günstige Keimverhältnisse zu schaffen.
Bei ausreichend Bodenfeuchtigkeit können sowohl die erstgenannten Geräte als auch die Kurzscheibenegge eingesetzt werden. Bei allen Geräten ist bei Bodenfeuchtigkeit eine hohe Keimrate und ein schnelles Auflaufen der Samen zu erwarten. Auch bei ausreichend Bodenfeuchtigkeit ist meist ein zweiter, tieferer (5 cm) Arbeitsgang sinnvoll. Je nach Rahmenbedingungen kann der Aufwuchs dann mit Glyphosat oder einem weiteren mechanischen Arbeitsgang mit einer Kurzscheibenegge oder mit einem Grubber vor der Saat der Folgefrucht bekämpft werden.

Die Bearbeitung des Bodens für ein optimales Pflanzenwachstum erfordert einerseits eine konsequente, je nach Rahmenbedingungen auch mehrmalige Stoppelbearbeitung, mit der besonders bei Resistenzproblemen das vorhandene Samenpotenzial an Ausfallkulturen und Gräsern zur Keimung gebracht werden soll. Es sollen aber auch in der Kultur schwerbekämpfbare Arten beseitigt werden (z.B. Raukenarten, Kreuzblütler, Hundskerbel, Barbarakraut, Ochsenzunge). Andererseits ist in Mulchsaatsystemen eine angepasste Grundbodenbearbeitung nötig, die unterschiedliche Arbeitstiefen zur Einarbeitung der Ernterückstände und zur Lockerung des Bodens je nach den vorherrschenden Bodenbedingungen und den Ansprüchen der Kulturart erfordert.

Wie die Getreidestoppeln bearbeiten? Bei der Getreidestoppel ist die Zielrichtung anders. Will man hier zunächst die Ausfallsamen der Gräser bekämpfen so ist dies unter den derzeitigen Bedingungen ebenfalls ziemlich schwierig, da für die Keimung kein Wasser vorhanden ist. Mehr als 95 % der Samen von Ackerfuchsschwanz, Windhalm, aber auch der Trespenarten keimen aus etwa 3 cm Bodentiefe. Daher sollte gerade unter den trockenen Bedingungen eine möglichst flache Bearbeitung angestrebt werden, damit die Samen von Ungräsern nicht vergraben werden. Ähnlich wie bei Raps sind hierfür sowohl ein aggressiver Arbeitsgang mit einem schweren Striegel als auch eine sehr flach eingestellte Kurzscheibenegge mit einem Nachläufer für eine gute Rückverfestigung geeignet. Beide Geräte gewährleisten eine bei richtiger Einstellung eine flache Arbeitsweise, die vor allem die Unkrautsamen nicht vergraben. Gerade bei einer trockenheißen Abreife hat Ackerfuchsschwanz eine sehr geringe Keimruhe, sodass bei vorhandener oder eintretender Bodenfeuchtigkeit mit einer raschen Keimung der Samen zu rechnen ist.  

Wegen der geringeren Strohmengen steht die Einarbeitung des Strohs in diesem Jahr weniger im Fokus als in Jahren mit schlechter Strohverteilung und größeren Strohmengen. Bei Trockenheit erschwert bereits wenig Stroh die Rückverfestigung und erhöht die Puffigkeit des Bodens. Ähnlich wie bei Raps ist auch bei den Getreidestoppeln, selbst bei sehr flacher Bearbeitung, eine Keimung der Gräser und Unkrautsamen erst mit einer ausreichenden Bodenfeuchtigkeit möglich. Deshalb sollte unter den skizzierten Rahmenbedingungen der zweite Arbeitsgang erst dann stattfinden, wenn die Schadgräser und Unkrautsamen am Keimen bzw. Auflaufen sind. Ein zweiter Arbeitsgang kann dann analog mit einer Kurzscheibenegge oder einem flachen Arbeitsgang mit dem Grubber durchgeführt werden. Die Stoppelbearbeitung fördert je nach Tiefe und Häufigkeit des Arbeitsganges die Keimung von Ausfallsamen und dient einem vorbeugenden Resistenzmanagement über eine mechanische Bekämpfung von schwer bekämpfbaren Schadgräsern.

Weiterhin stehen bei Getreide nach Getreide die Durchwuchs- und Unkrautregulierung im Fokus. Die Arbeitstiefe bei Kurzscheibeneggen oder bei einem flachen Arbeitsgang mit einem Grubber sollte je nach Strohmenge 10 cm nicht wesentlich überschreiten. Flaches Arbeiten ist Voraussetzung für die Keimung von Ausfallgetreide und für das Auflaufen von Unkraut und Ungräsern.

Diese Arbeiten sind die Grundlage für weitere Bodenbearbeitungsgänge bzw. für den Einsatz von Totalherbiziden. Je nach Häckselqualität und Strohlänge erfolgt die Wahl der eingesetzten Technik zur Stoppelbearbeitung. Kurzscheibeneggen sind bauartbedingt besser für flaches Arbeiten geeignet als Grubber. Suboptimale Häcksellängen nach Lager oder schlechte Strohverteilung nach dem Drusch führen zu Verstopfungen des Grubbers, besonders wenn das Stroh nicht trocken ist bei der Bearbeitung. Im Vordergrund steht das flache Lockern, Einarbeiten und weniger das Mischen. Hierdurch kommen Strohreste und Ausfallsamen in Kontakt mit Boden und Wasser und keimen dann schneller. Mit der Unterbrechung der Kapillarität wird gerade bei trockenen Böden die Verdunstung von Bodenwasser verhindert. Eine gute Krümelung des Bodens als Folge der Stoppelbearbeitung ist eine wichtige Voraussetzung für die folgende Grundbodenbearbeitung und die Etablierung der Saat.

Prof. Dr. Berthold Ilgen, HTW Dresden

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