Neuzulassungen. Mais: Die Züchtungsintensität bleibt hoch
Da die ersten Biogasanlagen aus dem EEG herausfallen, sinkt der Bedarf an Silomais.
Somit ist davon auszugehen, dass der Anbauumfang künftig leicht zurückgeht. Für sehr viele Betriebe wird Mais als sicherer und hochwertiger Futterlieferant aber weiterhin große Bedeutung behalten. Und auch mit den klimatischen Veränderungen kommt die Kultur vergleichsweise gut zurecht. In der Züchtung ist seit einigen Jahren ein leichter Trend hin zu frühreiferen Sorten festzustellen. In diesem Jahr hat das Bundessortenamt 20 neue Maissorten zugelassen. Die erstmalige Prüfung in den Landessortenversuchen brachte zum Teil einige Überraschungen: Bei einigen Sorten und Merkmalen gab es auffällige Abweichungen zu den Einstufungen in der Beschreibenden Sortenliste. Ob es sich dabei um einen Jahreseffekt handelt, werden die kommenden Jahre zeigen.
- sehr hohe TM- und Biogaserträge
- sehr gute Gesamtverdaulichkeit
- eher kompakt im Wuchs
Diese sehr frühe Neuzulassung ist trotz der geringen Vegetationszeit mit einem sehr hohen Ertragspotential bewertet worden. Der als durchschnittlich eingestufte Stärkegehalt sowie die sehr gute Gesamtverdaulichkeit sprechen für eine gute Restpflanzenverdaulichkeit. Dazu passt auch das gute Stay-Green der Sorte. Der Wuchstyp lässt sich trotz der hohen Erträge als kompakt beschreiben. Die ersten LSV-Ergebnisse bestätigen neben der ausgewiesenen Frühreife auch das hohe Ertragspotential – sowohl in der Trockenmasse als auch beim Biogasertrag. Darüber hinaus waren auch die Qualitätseigenschaften in den ersten LSV deutlich besser, als es die BSA-Einstufung erwarten ließ.
- ausgepräger Biogastyp
- gutes Stay-Green-Verhalten
- hohes Ertragspotential
DKC 3357 präsentierte sich in den Zulassungsprüfungen als ausgesprochener Biogasspezialist. Die Sorte erzielte hohe Trockenmasse- und Biogaserträge. Die LSV in diesem Jahr bestätigen das. Außerdem konnte sie auch in puncto Qualität überzeugen, was sie für die Fütterung interessant erscheinen lässt. Etwas überraschend sind diese Leistungen auch deshalb, weil es sich mit der Reifezahl S 230 um eine Sorte am Übergang zum frühen Sortiment handelt. Die innerhalb des Prüfsortiments frühe Abreife hat sich auch in diesem Jahr eindeutig bestätigt.
- sehr großer Habitus
- hohes Ertragspotential
- durchschnittliches Qualitätsniveau
DKC 3467 fällt durch einen sehr großen Habitus auf. Passend dazu ist die hohe Einstufung des Trockenmasseertrags. Die erzielbaren Stärkegehalte liegen eher auf durchschnittlichem Niveau, wie auch die Gesamtverdaulichkeit des Erntegutes. Die ersten LSV-Ergebnisse aus Nord- und Süddeutschland bestätigen die Einstufungen des Bundessortenamts.
- spätester neu zugelassener Silomais
- hohe Biogasausbeute
- relativ niedrige Stärkegehalte
Diese Neuzulassung besticht durch ihr enormes Potential in beiden bewerteten Ertragsmerkmalen und hat dies auch in den ersten LSV vollumfänglich bestätigt. Die Stärkekonzentration fällt leicht unterdurchschnittlich aus, ebenso die Gesamtverdaulichkeit. Impro gehört zu den spätblühenden Sorten und sollte auf günstigen Standorten angebaut werden. Am Übergang zum mittelspäten Sortiment handelt es sich um die späteste neu zugelassene Silomaissorte.
- hoher TM- und Biogasertrag
- gute Gasausbeute
- gute erste LSV-Ergebnisse
Eine interessante Neuzulassung im mittelfrühen Reifebereich ist LID 2662 C. Ihr wird in der Beschreibenden Sortenliste ein hohes Ertragspotential bescheinigt, sowohl bei der Trockenmasse als auch beim Biogasertrag. Die Qualitätsmerkmale wurden als durchschnittlich bewertet. Die ersten LSV-Ergebnisse zeigen jedoch durchaus überdurchschnittliche Stärkegehalte bei gleichzeitig hohen Erträgen. Überraschenderweise fiel die Abreife im ersten LSV-Prüfjahr bei dieser Sorte deutlich früher aus als erwartet und lag auf dem Niveau der frühen Reifegruppe. Ob es sich dabei um einen witterungsbedingten Jahreseffekt handelt, muss sich zeigen.
- sehr hohe TM- und Biogaserträge
- mittlere bis gute Qualitäten
- interessant für maisbetonte Fütterung
Die Neuzulassung P 78020 hat ihren Schwerpunkt eindeutig im Bereich der Silonutzung. Für eine frühe Sorte verfügt sie über ein sehr hohes Ertragspotential. Zudem zeichnet sie ein ausgeprägtes Stay-Green-Verhalten aus. Bei ausreichendem Wasserangebot läuft P 78020 zur Höchstform auf, wie die ersten LSV-Ergebnisse zeigen. Die Qualitätseigenschaften machen die Sorte interessant für die Fütterung – das gilt insbesondere für maisbetonte Rationen. Aber auch die Verwertung als Energiemais ist gut möglich, wie die LSV-Ergebnisse aus diesem Jahr zeigen.
- sehr massig im Wuchs
- ausgesprochen ertragsstark
- absoluter Biogasspezialist
Mit P 79091 wurde eine frühe Sorte am Übergang zum mittelfrühen Reifespektum zugelassen, die als ausgesprochener Massetyp zu beurteilen ist. Die im Rahmen der Zulassung attestierten durchschnittlichen Qualitätseigenschaften wurden in den norddeutschen LSV zumindest im ersten Prüfjahr nicht oder nur knapp erreicht. Die Trockenmasseerträge hingegen lagen auf absolutem Spitzenniveau. Gleiches gilt für die Biogaserträge. Dieses Ertragspotential wurde auch in den Zulassungsdaten entsprechend bewertet. Es handelt sich hier also zweifellos um eine gute Wahl für die Biogasproduktion.
- hohe TM- und Biogaserträge
- sehr geringe Bestockungsneigung
- hohe Biogasausbeute
Mit RGT Janoxx hat das Bundessortenamt eine weitere mittelfrühe Silomaissorte zugelassen, die in viele LSV aufgenommen wurde. Die Einstufung der Ertragsmerkmale ist hoch ausgefallen, jedoch wurden Stärkegehalt und Gesamtverdaulichkeit als eher durchschnittlich bewertet. Die ersten LSV-Ergebnisse bestätigen die Ertragsbewertungen zur Zulassung nicht durchgängig, die Qualitätseinstufungen allerdings schon. Die Biogasausbeute wird bei RGT Janoxx hoch eingeschätzt.
- hohe und stabile TM- und Biogaserträge
- gute Gesamtverdaulichkeit
- wärmeliebend
SY Fleming wurde auf Basis der Wertprüfungsergebnisse ein hohes Ertragpotential in Trockenmasse- und Biogasertrag bescheinigt. Die Sorte setzt unter entsprechenden Witterungsbedingungen Bestockungstriebe an, was beim Silomais in der Regel aber kein Problem darstellt. Die Stärkegehalte hat das Bundessortenamt als durchschnittlich bewertet. In den ersten LSV zeigt SY Fleming eine besondere Vorliebe für wärmere Standorte, denn im Nordwesten Deutschlands konnten die Qualitäten nicht vollumfänglich überzeugen. Die Energiedichte hat darunter jedoch nicht gelitten, was für eine gute Restpflanzenverdaulichkeit spricht. Dies stützen auch die BSA-Bewertungen.
- ertragsstark
- gute Stängelgesundheit
- hohe Gasausbeute und -erträge
Amavido verfügt über ein hohes Ertragspotential als Silo- und Körnermais. Die frühe Abreife (besonders als Körnermais) macht die Sorte für den Drusch besonders interessant. Dafür spricht auch die gute Stängelgesundheit und Standfestigkeit. Als Silomais liegt der Schwerpunkt im Bereich Biogas. Die Kombination aus etwas geringeren Stärkegehalten bei gleichzeitig guter Gesamtverdaulichkeit spricht für eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit. Erste Ergebnisse aus den Landessortenversuchen zeigen bessere Stärkegehalte, als aus der BSA-Bewertung zu erwarten war.
- frühe Blüte
- sehr hoher Kornertrag bei früher Reife
- sehr gute Standfestigkeit
Amaneon ist in beiden Nutzungsrichtungen sehr frühreif. Die Sorte wurde als sehr standfest eingestuft und zeigte sowohl in den Wertprüfungen als auch in den ersten Landessortenversuchen sehr gute Kornerträge. Die Körner zeichnen sich durch ein hohes TKG aus. Damit ist die Sorte sehr spannend für die Körnermaisproduktion. Ein besonderes Merkmal ist die frühe Blüte, wodurch die Kolbenfüllung früh beginnt. Die Pflanzen lassen sich als eher kompakt beschreiben. Für die Silonutzung ergeben sich keine Spitzenerträge, jedoch sehr gute Qualitäten. Durch die frühe Blüte eignet sich Amaneon potentiell auch gut für Grenzlagen des Maisanbaus sowie als Zweitfrucht z. B. nach Getreide-GPS.
- hohes Ertragspotential trotz früher Reife
- ausgeprägtes Stay-Green-Verhalten
- gesund und standfest
Eine weitere Neuzüchtung, die sehr früh abreift, ist DKC 3059. Dabei liegt die Siloreifezahl sogar unter 200. Trotz dieser frühen Abreife werden immerhin durchschnittliche Trockenmasseerträge erreicht. Gleichzeitig glänzt diese großrahmige Sorte mit einem ausgeprägten Stay-Green-Verhalten. Die sehr hohen Stärkegehalte spiegeln sich in einem durchschnittlichen Kornertrag wider, wobei die Körner ein hohes TKG erreichen. Die Nutzung als Körnermais ist nicht nur aufgrund der Frühreife interessant, sondern auch wegen der guten Stängelgesundheit und Standfestigkeit. Die LSV-Ergebnisse aus 2025 bestätigen die genannten Eigenschaften allerdings nicht voll umfänglich.
- großrahmig
- überdurchschnittliche Stärkegehalte
- hoher Biogasertrag
Bei dieser Neuzulassung mit sehr früher Silo- und Kornabreife liegt der Schwerpunkt eher im Bereich der Silageproduktion. Hier werden hohe Trockenmasseerträge sowie überdurchschnittliche Ergebnisse beim Stärkegehalt, der Verdaulichkeit und der Biogasausbeute erreicht. Als Körnermais zeichnet die Sorte eine gute Standfestigkeit aus – bei eher durchschnittlichem Kornertrag. Allerdings macht die frühe Körnerreife KWS Aveso als Doppelnutzungssorte auch für Grenzlagen des Körnermaisanbaus interessant.
- hohe Trockenmasse- und Gaserträge
- sehr großrahmig
- als LKS, CCM oder Feuchtmais geeignet
Infernico ist eine von zwei neuen Doppelnutzungssorten am Übergang zum mittelspäten Reifebereich. Sie zeichnet sich durch gute Beurteilungen in den drei vom BSA bewerteten Ertragsmerkmalen aus. Die Einstufung der Qualitätsmerkmale im Rahmen der Zulassung wurde in den ersten LSV in Norddeutschland sogar übertroffen. Diese zeigen durchaus eine gute Eignung auch zur Fütterung. Die Körnerreife wurde bei Infernico mit 270 berechnet. Für eine flexible Nutzung bedeutet dies in erster Linie die alternative Verwertung als LKS, CCM oder Feuchtmais, da sich so unnötige Trocknungskosten vermeiden lassen. Ungewöhnlich für einen Körnermais ist der sehr große Habitus dieser Sorte. Gleichwohl wurde das Kornertragspotential als hoch bewertet.
- sehr großrahmig
- hohe Trockenmasse- und Biogaserträge
- geringe Lagerneigung
Die Sorte KWS Burano hat das Bundessortenamt als sehr großrahmig bewertet. Damit einher geht ein hohes Ertragspotential in der Silonutzung. Sowohl der Trockenmasse- als auch der Biogasertrag wurden als hoch bewertet. Die Fütterungsparameter sind in der Beschreibenden Sortenliste hingegen als eher unterdurchschnittlich beschrieben. In den ersten LSV hat sich die Sorte im Bereich der Qualitätsparameter deutlich besser dargestellt, sodass die Nutzung nicht auf den Biogasbereich begrenzt ist. Die leicht unterdurchschnittliche Bewertung des Kornertragspotentials hat sich allerdings in ersten Landessortenversuchen bestätigt.
- sehr großer Habitus
- standfest und stängelgesund
- als LKS, CCM oder Feuchtmais geeignet
Die zweite Doppelnutzungssorte am Übergang zum mittelspäten Sortiment ist KWS Ribono. Sie hat dieselben Reifezahlen wie Infernico. Das Ertragspotential wurde als hoch bewertet – sowohl in den Silomerkmalen Trockenmasse- und Biogasertrag als auch im Kornertrag. Die Pflanzenlänge wird als sehr groß beschrieben. Die Qualitätsmerkmale hat das Bundessortenamt als unterdurchschnittlich bis mittelmäßig eingestuft. Das bestätigen die ersten LSV-Ergebnisse aber nicht. Sowohl in Nord- als auch in Süddeutschland erzielte diese Sorte durchschnittliche bis
hohe Stärkegehalte in den LSV. Dementsprechend war auch die Energiekonzentration gut. Die Ertragsbewertung durch das Bundessortenamt hat sich bisher bestätigt. Auch für diese Sorte gilt: Soll sie zum Siliertermin noch stehen bleiben, sind eher Nutzungsalternativen ohne zusätzliche Trocknungskosten anzustreben.
- hohes Kornertragspotential
- geringe Stängelfäuleanfälligkeit
- großrahmig
Diese mittelfrühe Doppelnutzungssorte hat ihre Vorzüglichkeit im Bereich des Druschs. Im Rahmen der Zulassung wurde ihr ein sehr hohes Kornertragspotential attestiert. Die Silomaiskriterien erreichten durchschnittliche Ergebnisse. In den ersten LSV haben sich die Einstufungen des Bundessortenamtes weitgehend bestätigt. Allerdings bleiben die Erträge in der Silonutzung hinter den Erwartungen zurück.
- großrahmig
- hoher Kornertrag
- gute Verdaulichkeit
LG 32216 ist eine qualitätsbetonte Sorte mit hoher Gesamtverdaulichkeit. Die Silomaisertragsleistungen sind durchschnittlich. Für die Körnernutzung zeichnen sowohl die Einstufungen des Bundessortenamtes als auch die ersten Ergebnisse aus den LSV Körnermais ein deutlich interessanteres Bild. Die erzielten Kornerträge liegen auf überdurchschnittlichem Niveau, und die Standfestigkeit ist sehr gut. Zudem lassen sich die Trocknungskosten aufgrund der guten Abreife gering halten.
- hohe Kornerträge bei früher Reife
- kleinkörnige Sorte
- gute agronomische Eigenschaften
Die relativ kleinkörnige Sorte Hemingstone ist besonders für den Körnermaisanbau in Grenzlagen interessant, da sie mit der Reifezahl K 200 geringe Trocknungskosten erwarten lässt. Das Kornertragspotential wurde als durchschnittlich eingestuft, was für eine so frühreife Sorte sehr gut ist. In den ersten LSV erreichte Hemingstone sogar überdurchschnittliche Erträge. Der Habitus ist für einen frühen Körnermais beachtlich. Die Bewertungen der Standfestigkeit und Stängelgesundheit lassen jedoch keine größeren agronomischen Schwierigkeiten im Anbau erwarten.
- sehr hohes Kornertragspotential
- hervorragende Standfestigkeit
- interessant für die CCM-Nutzung
Im mittelfrühen Sortiment wurde die Sorte Sunup zugelassen. Sie glänzt mit einer sehr guten Standfestigkeit und guter Stängelgesundheit. Der Wuchs ist körnermaistypisch eher kompakt. Das Ertragspotential wurde als sehr hoch eingestuft, was sich bisher auch in den LSV widerspiegelte. Sunup ist aufgrund des späten Blühzeitpunktes nur für den Anbau in günstigen Lagen zu empfehlen. In Grenzlagen könnte die Vegetationzeit knapp werden. Der Nutzungsschwerpunkt liegt durch die relativ späte Abreife im Bereich der Produkte, die nicht getrocknet werden müssen.