Neuzulassungen. Körnerleguminosen: Die Auswahl an Sorten wächst langsam, aber stetig
Die Anbaufläche von Körnerleguminosen in Deutschland ist 2025 erneut leicht gestiegen.
Futtererbsen bleiben bundesweit die wichtigste Körnerleguminose, allerdings wurden in diesem Jahr keine neuen Sorten zugelassen. Bei der zweitwichtigsten Kultur, der Ackerbohne, gibt es zwei Neuzulassungen.
Der Anbauumfang von Lupinen ist in Deutschland nach wie vor gering. In diesem Jahr erweitert eine neue Sorte das Sortiment. Bei ihr befindet sich die Saatgutproduktion allerdings noch im Aufbau.
Mit sechs Sorten gibt es die meisten Neuzugänge wieder einmal bei Sojabohnen. Dabei bringen die Züchter zunehmend frühreife und ertragsstärkere Sorten an den Start, die den Sojaanbau auch in Regionen mit kürzeren Vegetationsperioden attraktiver machen. Da zu Redaktionsschluss die Ergebnisse der diesjährigen LSV für Soja aber noch nicht vollständig vorlagen, werden hier die Neuzulassungen aus dem Vorjahr vorgestellt.
- vicin-/convicin-arme Sorte
- gute Standfestigkeit
- sehr hoher Proteinertrag
Ketu ist eine vicin- und convicinarme Sorte, die in der Beschreibenden Sortenliste 2025 mit sehr hohem Rohproteinertrag (BSA-Note 8) und hohem Kornertrag (Note 7) bewertet wird. Letzterer konnte bisher mit Relativerträgen zwischen 98 und 102 % bestätigt werden. Trotz der Langwüchsigkeit ist die Standfestigkeit gut, und das Stroh reift gleichmäßig und zeitig ab, was eine frühe Ernte ermöglicht. Dank dieser Merkmalsausprägungen eignet sich Ketu sowohl als Futtermittel als auch im Lebensmittelbereich. Für 2026 steht allerdings noch kein Z-Saatgut zur Verfügung.
- sehr hohe Kornerträge
- kurz und standfest
- geringe Pilzanfälligkeit
Eine weitere neu zugelassene Ackerbohne ist Loki. Bei ihr handelt es sich nicht um eine vicinarme Sorte. Die Kornerträge wurden vom Bundessortenamt als sehr hoch eingestuft (Note 8). Im ersten Prüfjahr zeigte sie vielversprechende Relativerträge zwischen 97 und 104 %. Der mittlere Rohproteinertrag und die geringen Rohproteingehalte (BSA-Note 6 und 1) spiegeln sich in den diesjährigen Wertprüfungen wider. Durch ihren kurzen Wuchs zeigt Loki eine sehr geringe Lagerneigung. Außerdem wurde die Anfälligkeit für Botrytis und Rost als gering eingestuft (BSA-Note 4). Zu beobachten war jedoch eine überdurchschnittlich späte Abreife des Strohs.
- Weiße Süßlupine
- frühe Abreife
- mittlerer Kornertrag
Mit Victory steht eine neue Weiße Lupine zur Verfügung, die sich durch eine frühe Abreife und gute Dreschbarkeit auszeichnet. Das Bundessortenamt bewertete sie im Korn- und Rohproteinertrag mit den Noten 5 bzw. 6. Trotz des langen Wuchstyps ist die Lagerneigung gering (BSA-Note 3). Die alkaloidarme Sorte eignet sich sowohl für die Verwendung im Futtermittel- als auch im Lebensmittelbereich. Aktuell befindet sich Victory noch in der Saatgutvermehrung.
Unentbehrliche kleine Helfer
Impfung. Wie alle Leguminosen gehen auch Sojabohnen eine Symbiose mit stickstofffixierenden Knöllchenbakterien ein. Etwa 50 bis 70 % ihres Stickstoffbedarfs deckt die Sojabohne mithilfe der Rhizobien. Der spezifische Symbiosepartner Bradyrhizobium japonicum ist jedoch in europäischen Böden nicht natürlicherweise vorhanden. Daher ist eine gezielte Inokulation des Saatguts mit den Bakterien (Impfung) entscheidend für den erfolgreichen Anbau.
Welche Impfverfahren gibt es? Aktuell kommen in Deutschland drei Methoden zur Anwendung:
- Die Kontaktimpfung ist derzeit am gängigsten. Dabei wird das Saatgut unmittelbar vor der Aussaat mit dem Impfmittel vermischt. Je nach Präparat kommen torfbasierte, flüssige oder granulierte Trägersubstanzen zum Einsatz. Zur besseren Haftung kann ein Kleber beigemischt werden. Die Beimpfung kann per Hand oder mechanisch erfolgen. Wichtig ist eine möglichst schonende Behandlung des Saatguts, um die Keimfähigkeit nicht zu beeinträchtigen.
- Bei »Fix-Fertig-Saatgut« werden die Bohnen bereits beim Saatgutaufbereiter mit dem Impfmittel behandelt. Für den Landwirt ist das die einfachste und günstigste Lösung. Allerdings kann die Bakterienkonzentration bei ungünstigen Lager- oder Transportbedingungen abnehmen. Deshalb wird empfohlen, das Saatgut vor der Aussaat nochmals nachzuimpfen.
- Bei der Bodenimpfung wird ein mit Impfmittel versetztes Granulat unmittelbar vor der Saat mit einem Granulatstreuer in die Drillreihe eingebracht.
Aktuell arbeiten verschiedene Hersteller an weiteren innovativen Verfahren. Ein Beispiel ist die direkte Injektion der Bakterien ins Saatgutinnere.
Zur Wirksamkeit verschiedener Mittel führt das LTZ Augustenberg seit 2015 Feldversuche durch. Hier finden Sie die Ergebnisse aus den Jahren 2019 bis 2024:
- 000-Sorte
- gute Hülsenfestigkeit
- sehr ertragsstark
Die 000-Sorte Ancagua wurde vom Bundessortenamt im Korn- und Rohproteinertrag mit der Höchstnote 9 bewertet. Im ersten Prüfjahr zeigt sie sich deutschlandweit vielversprechend mit relativen Kornerträgen von 100 bis 108 %. Die Rohproteinerträge lagen 2024 mit Relativerträgen zwischen 99 und 102 % jedoch unter den Erwartungen.
Der lange Wuchs geht mit einer etwas erhöhten Lagerneigung einher, während die Hülsenfestigkeit gut ist. Aufgrund der hellen Nabelfarbe eignet sich Ancagua auch für den Lebensmittelbereich.
- sehr frühreife 000-Sorte
- hohe Kornerträge
- geringe Standfestigkeit
Arnold ist eine vielversprechende, sehr frühreife Sorte. Überdurchschnittliche Kornerträge bestätigen die vom Bundessortenamt vergebene Note 8. Trotz der nur mittleren Pflanzenlänge fällt bei der Sorte eine erhöhte Lagerneigung auf. Positiv hervorzuheben sind die gleichmäßige und frühe Abreife sowie die sehr gute Hülsenfestigkeit. Der Rohproteinertrag liegt trotz der BSA-Note 8 leicht unter dem Durchschnitt.
- frühreife 000-Sorte
- sehr hohe Ertragsleistung
- gute Hülsenfestigkeit
Atalana ist eine weitere interessante frühreife Sojasorte. Mit hohen bis sehr hohen BSA-Noten für Korn- und Rohproteinertrag (8 und 9) bietet sie ein ausgewogenes Gesamtprofil, das sie in allen LSV-Prüfungen bestätigen konnte. Die Sorte erzielte durchweg überdurchschnittliche Kornerträge und überzeugte auch beim Rohproteinertrag mit stabilen, über dem Mittel liegenden Ergebnissen. Trotz des mittleren Wuchstyps zeigt Atalana eine leicht erhöhte Lagerneigung, während die geringe Neigung zum Hülsenplatzen positiv hervorzuheben ist. Die sehr guten Ergebnisse müssen sich allerdings noch mehrjährig bestätigen.
- 00-Sorte
- geeignet für die Tofuherstellung
- gute Standfestigkeit
Die speziell für die Tofuproduktion gezüchtete 00-Sorte PEM 04 ist aufgrund ihrer Reifegruppierung (BSA 5) besonders für Gunstlagen geeignet. Mit Blick auf die Tofuerzeugung wird die Sorte im Rohproteinertrag und -gehalt als hoch eingestuft (BSA-Note 8 und 7). Mit relativen Rohproteinerträgen von 97 % muss sich PEM 04 in den kommenden Jahren noch beweisen. Der relative Kornertrag wurde vom Bundessortenamt mit einer 6 bewertet. In den Landessortenversuchen bewegen sich die Erträge zwischen 86 und 92 %.
Agronomisch besticht die kurz- bis mittellange Sorte mit einer hohen Standfestigkeit und einer geringen Neigung zum Hülsenplatzen.
Aufgrund des reduzierten Ölgehalts (BSA-Note 4) eignet sich PEM 04 insbesondere für die Verarbeitung in der Tofu- und Lebensmittelproduktion.
- frühreife 000-Sorte
- spezielle Züchtung für Sojadrinks
- sehr gute Hülsenfestigkeit
Die in die Reifegruppe 000 einzuordnende Sorte PRA 03 wurde speziell für die Herstellung von Sojadrinks gezüchtet. Sie eignet sich auch für Grenzstandorte. Mit der BSA-Note 5 liegt der Kornertrag im Mittel. Das bestätigen auch die Landessortenversuche, in denen PRA 03 Relativerträge zwischen 85 und 95 % erreichte. Der lange Wuchs bedingt eine erhöhte Lagerneigung, während die Hülsenfestigkeit sehr gut ist. Außerdem kann die Sorte mit einer frühen Abreife und hohen Ölgehalten überzeugen. Die mittleren bis hohen Rohproteinerträge (BSA-Note 5) runden das ausgewogene Profil ab.
- 000-Sorte
- mittlere Lagerneigung
- hohe Rohproteinerträge
Die Sorte Romy, die in Korn- und Proteinerträgen vom Bundessortenamt Höchstnoten erhielt, konnte diese Leistungen 2024 in den LSV nicht vollumfänglich bestätigen. In Süddeutschland erzielte sie zwar einen Relativertrag von 109 %. Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen blieben die Kornerträge jedoch hinter den Erwartungen zurück. Trotz des kurzen Wuchses zeigt Romy eine mittlere Lagerneigung und eine leichte Reifeverzögerung des Strohs, was die Ernte erschwert. Positiv hervorzuheben sind die gute Hülsenfestigkeit sowie die helle Nabelfarbe. Mit hohen Rohproteingehalten eignet sich diese Sorte sowohl für den Lebensmittelbereich als auch für die Fütterung.
- 000-Sorte
- sehr hohe Proteingehalte
- auch als Lebensmittel geeignet
PRO Tanaraki überzeugte 2024 mit überdurchschnittlichen Rohproteinerträgen und -gehalten. Der Kornertrag wurde vom Bundessortenamt mit der Note 6 bewertet. Dies spiegelte sich auch in den Landessortenversuchen wider mit Relativerträgen von 93 bis 106 %. Auch das TKG ist überdurchschnittlich hoch. Zudem zeichnet sich die Sorte durch einen mittleren Wuchs und eine sehr gute Standfestigkeit aus. Sie zeigt jedoch eine leicht verzögerte Strohabreife. Durch den hellen Nabel eignet sich PRO Tanaraki auch für den Lebensmittelbereich.
- 0000/000-Sorte
- erhöhte Lagerneigung
- mittlerer Kornertrag
Vineta PZO zeichnet sich durch eine sehr frühe Abreife aus (BSA-Note 3) und eignet sich daher besonders für Grenzstandorte. Die frühe Abreife geht jedoch zulasten des Kornertrags, der zwischen 88 und 102 % liegt (BSA-Note 6). Positiv zu bewerten ist die gute Reifeverzögerung sowie eine gute Hülsenfestigkeit. Trotz durchschnittlicher Pflanzenlänge zeigt die Sorte eine erhöhte Lagerneigung zur Ernte, was den Arbeitsaufwand steigern kann. Im Bereich des Öl- und Rohproteinertrags hat das Bundessortenamt die Noten 7 bzw. 6 vergeben.