

Ernte 2025: Backqualitäten überwiegen
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) gibt Entwarnung. Der Regen hat nicht zum befürchteten Einbruch bei den Fallzahlen geführt. Weizen verfügt über hohe Proteinwerte.
Guido Seedler, Getreideexperte beim DRV, zeigte sich bei der Pressekonferenz in Berlin erleichtert, dass die Trockenheit im Frühjahr und der Regen im Juli nicht die befürchteten Schäden bei den Kulturen verursacht haben. Im Rückblick kam der Regen für das Getreide jedoch zu spät – für den Mais hingegen genau richtig, lautet sein Fazit.
Der DRV schätzt die deutsche Getreideernte in diesem Jahr auf 43 Mio. t, das sind 10 Prozent mehr als im eher schwachen Vorjahr. Besonders erfreulich ist die Entwicklung beim Weizen: Hier rechnet der Verband mit einer Menge von 22,4 Mio. t. Die im Juli nach unten korrigierten Zahlen haben sich nicht bestätigt – im Gegenteil: Die Produktion wurde gegenüber dem Vormonat um 850.000 t angehoben. Auch die Hektarerträge beim Weizen fallen mit 7,6 t/ha um 7 Prozent höher aus als im Vorjahr, und die Anbauflächen wurden um 15 Prozent ausgeweitet. Im Norden Deutschlands sind die Mähdrescher noch im Einsatz. Bei heißem Sommerwetter dürfte die Ernte zum Wochenende abgeschlossen sein.
Regional schwache Fallzahlen
Was die Qualitäten betrifft, ist trotz der Wetterextreme alles gut verlaufen. Im Bundesdurchschnitt liegen die Fallzahlen beim Weizen bei mehr als 220 sec. und sind damit zufriedenstellend. Seedler verweist jedoch auf regionale Probleme mit niedrigen Fallzahlen bei Weizen und Roggen. Ursache ist eine feuchte Witterung während der Abreife.
Bei der Erntepressekonferenz geht Seedler ausführlich auf die Bedeutung der Fallzahlen ein: Sie sind entscheidend dafür, ob sich das Korn zu Brotmehl vermahlen lässt. Werte unter 220 s werden von den Mühlen abgelehnt und als Futtergetreide verwertet – das Mehl ist nicht backfähig. Die optimalen Werte liegen zwischen 240 und 280 sec. Dass die lange Regenperiode die Fallzahlen weniger stark beeinträchtigt hat als erwartet, führt Seedler auf die Sortenwahl zurück: Viele Landwirte haben sich für weizenstabile Sorten mit hoher Fallzahl entschieden.
Rapspreise entwickeln sich seitwärts
Der Roggen hat mit einem Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeholt und erreicht eine geschätzte Menge von 2,9 Mio. t. Die Gerste liegt mit knapp 8,6 Mio. t auf Vorjahresniveau, während die Sommergerste einen Einbruch von 14,4 Prozent auf 1,6 Mio. t verzeichnet.
Beim Raps bleibt es wie prognostiziert bei 3,9 Mio. t, das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 3,5 (Vorjahr: 3,3) t/ha. Für den Herbst rechnet Seedler mit einer ähnlich hohen Anbaufläche, die sich auf 1,1 Mio. ha belaufen könnte. Die Witterung zur Aussaat wird entscheidend sein, ob die geplanten Flächen auch bestellt werden. Der Rapspreis liegt aktuell bei 470 €/t an der Euronext Paris – niedriger als im Vorjahr, aber weiterhin attraktiv. Die Preisentwicklung dürfte laut Seedler seitwärts verlaufen. Im Norden melden Landwirte teilweise Auswuchs beim Raps, der zu lange auf dem Feld stand. Die Erträge liegen dennoch bei 4 bis 5 t/ha und sind damit gut.
Mais braucht Wasser
Die Maisbestände haben nach den Niederschlägen an Wuchshöhe zugelegt. Für die Kolbenbildung benötigen die Kulturen jedoch weiterhin Wasser. Im November berichtet der DRV über die Maisernte. Die aktuelle Prognose liegt bei 4,5 Mio. t, das sind 7 Prozent weniger als im hervorragenden Vorjahr mit einem durchschnittlichen Ertrag von fast 10 t/ha.
In Kooperation mit agrarticker.de.