
Pflege. Sorgen Sie vor – denn es wird richtig teuer!
Landwirte verlassen sich häufig auf die Pflege zu Hause. Doch das ist immer schwerer leistbar und kostet richtig Geld. Daher spielt die eigene Absicherung von Pflegebedürftigkeit eine immer wichtigere Rolle, warnt Marko Pflanz.
Die Coronapandemie hat unserer Gesellschaft unter anderem schonungslos aufgezeigt, dass medizinische Versorgung nur mit ausreichend Gerät, Material und vor allem Pflegepersonal gewährleistet werden kann. Doch wer glaubt, dass »Klatschen für die Pflege« und ein paar Anwerbeversuche im Ausland seither irgendetwas verändert haben, irrt gewaltig.
Pflege vor dem Kollaps
Bettensperrungen in Krankenhäusern, Aufnahmestopp und Wartelisten bei Pflegeeinrichtungen sowie Kündigungen bei ambulanten Pflegediensten sind erst der Anfang des auf uns zurollenden Desasters. Und dies ist keineswegs Panikmache. Die geburtenstarken Jahrgänge aus den Fünfzigern und Sechzigern, die jetzt in die Altersrente gehen, werden einen drastischen Nachfragesog nach Gesundheits- und Versorgungsdienstleistungen im Alter und bei der Pflege auslösen. Das wird auch an den landwirtschaftlichen Betrieben nicht spurlos vorbeiziehen. Sie werden für eine leistbare Versorgung der zukünftigen Altenteilergeneration mehr brauchen, als die bisherigen Vorsorge- und Absicherungskonzepte hergeben.
Der landwirtschaftliche Generationenvertrag wackelt gewaltig
Die Jungen sorgen für die Alten – koste es, was es wolle? Hier wäre bei jeder Hofübergabe eine finanzielle und persönliche Tragfähigkeitsanalyse angebracht. Denn im Kern wird gerade die pflegerische Versorgung eine gewaltige Herausforderung und stellt für viele Betriebe ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar.
Egal ob Erntehelfer, qualifizierte Mitarbeiter oder Personal für Betriebs- und Haushaltshilfe: Fehlendes Personal ist bereits heute auf vielen Betrieben Wachstumsbremse und verursacht spürbare finanzielle Schäden. Woher sollen da die Mitarbeiter für die Versorgung der Alten kommen? Und diese Herausforderung stellt sich nicht nur bei der Frage, ob die Betreuung daheim oder in einer Einrichtung geschieht. Denn bereits heute fehlen mehr als 200 000 Pflegekräfte im Markt; bis 2035 wird die Zahl auf 500 000 steigen.
Einsatz von eigenem Geld notwendig
Die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung trägt die anfallenden Pflegekosten nur bedingt. Rechnen Sie also mit mindestens 2 500 € monatlicher Zuzahlungen für die Anstellung von Mitarbeitern zu Hause oder die Unterbringung in Einrichtungen. Und diese Kosten für Zuzahlungen werden weiter steigen. Denn zum Mindestlohn werden Sie auch kein Personal für die Pflege daheim beschäftigen. Hinzu kommt, dass junge Menschen auch in den Pflegeberufen sehr viel Wert auf Work-Life-Balance legen und Teilzeitmodelle bei vollem Lohnausgleich beanspruchen.
Diejenigen, die die Versorgung der Altenteiler in ambulant betreuten Wohngruppen oder in Pflegeheimen bevorzugen, sollten sich rechtzeitig kümmern. Hohe Zinsen und Baukosten haben das Angebot an Einrichtungen nicht erhöht. Die Insolvenzen in der Branche verschärfen die Situation nach Angeboten noch mehr (siehe Grafik 2).
Eigenvorsorge ist unumgänglich
Sie werden also immer ausreichend Liquidität benötigen, um die Bewältigung von Pflegebedürftigkeit zu finanzieren. Wer meint, dass für einen Betrieb, der keine 100 000 € Einkommen hat, der Staat die Kosten der Zuzahlungen übernimmt, irrt gewaltig. Das ist aktuell für ambulant betreute Wohngruppen nicht der Fall – und bei der hohen Nachfrage greifen die Einrichtungen eher auf Selbstzahler zurück.
Feste monatliche Einnahmen wie Renten, Mieten, Pachten, Gewerbeerträge etc. eignen sich selbstverständlich dafür, den finanziellen Aufwand zu decken. Natürlich können Sie die Kosten für die Bewältigung von Pflege auch aus dem laufenden Betrieb tätigen. Wie gut dies bei schwankenden Marktpreisen gelingt, sei dahingestellt. Ratingrelevanz und die damit einhergehende schlechtere Bonitätsbewertung für notwendige Investitionen und Finanzierungen haben die Profis ebenfalls eingepreist.
Geldleistungen aus privater Pflegeversicherung helfen, die finanziellen Folgen eines Pflegefalls abzufedern
Pflegetagegelder eignen sich eher als Pflegerenten, da diese den tatsächlichen Bedarf in den jeweiligen Pflegegraden besser ausgestalten können. Private Absicherungen zahlen die vereinbarten Geldleistungen, wenn ein Pflegegrad seitens des medizinischen Dienstes der Krankenkasse festgestellt ist. Achten Sie darauf, dass eine ausreichende Leistung in den Pflegegraden 1 bis 3 versichert ist. In diesen Pflegegraden erfolgen die meisten Einstufungen. Nur wenige erhalten den Pflegegrad 4 oder 5. Solche Verträge, die nur bei Pflegegrad 4 oder 5 leisten, sind daher eher ungünstig. Dies ist gerade bei Demenzerkrankungen ein großes Problem, da Betroffene zumeist in die Pflegegrade 1 bis 3 eingestuft werden. Und lassen Sie die Finger von Pflege-Bahr-Versicherungen, solange Sie noch andere Pflegeabsicherungen kaufen können.