
Pflege. So vermeiden Sie das Kostenchaos
Pflegebedürftigkeit kommt selten geplant. Wenn dann die Versorgung der Altenteiler nicht geregelt ist, geraten schnell Betrieb, Familie und Zukunft aus dem Gleichgewicht. Daher spielt die eigene Absicherung eine immer wichtigere Rolle.
Die landwirtschaftlichen Betriebe stehen vor zahlreichen Herausforderungen – Klimawandel, volatile Märkte, wachsender bürokratischer Druck. Doch ein Thema rückt zunehmend in den Mittelpunkt, das lange nur am Rande wahrgenommen wurde: die Organisation der Pflege innerhalb der Familie. Was früher selbstverständlich war – Eltern und Großeltern auf dem Hof zu versorgen – wird heute zur komplexen Aufgabe. Der Mangel an Pflegekräften, steigende Kosten und die demografische Entwicklung machen die Situation zunehmend unübersichtlich – und riskant.
Der Pflegenotstand ist Realität – und trifft den ländlichen Raum besonders hart.
Schon heute gibt es in Deutschland über vier Millionen pflegebedürftige Menschen. Über 70 % von ihnen werden zu Hause betreut – vielfach durch Angehörige. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen, weil die geburtenstarken Jahrgänge derzeit in Rente gehen. Mit ihnen wächst die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen rapide.
Ein weiteres Problem ist, dass sich ambulante Pflegedienste zunehmend aus ländlichen Regionen zurückziehen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits fehlt es an qualifiziertem Personal, andererseits machen die weiten Wegstrecken es wirtschaftlich unattraktiv, ländliche Gebiete flächendeckend zu betreuen. Für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet das: Die Organisation von Pflege wird zunehmend zur betrieblichen Herausforderung – und oft zur Belastung.
Wenn Pflege zur Familienaufgabe wird.
Auf vielen Betrieben gilt das generationsübergreifende Zusammenleben nach wie vor als Ideal – und häufig auch als Verpflichtung. Wenn plötzlich ein Elternteil pflegebedürftig wird, steht die Familie oft unvorbereitet vor einem riesigen organisatorischen und emotionalen Kraftakt. Wer übernimmt die Pflege? Wie viele Stunden täglich sind nötig? Gibt es ambulante Unterstützung? Und was kostet das alles?
Frühzeitige Absicherung: Warum die private Pflegeversicherung unverzichtbar ist. Pflegebedürftigkeit bringt hohe Kosten mit sich, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil der Ausgaben abdeckt. Bei einer stationären Pflege übernimmt die Pflegekasse bei Pflegegrad 3 z. B. lediglich 1 262 € pro Monat, während die tatsächlichen Kosten für ein Pflegeheim inklusive Verpflegung eher zwischen 3 000 und 4 000 € monatlich liegen.
Die Zuzahlung von derzeit durchschnittlich 2 000 € monatlich stellt für viele Familien eine kaum tragbare Belastung dar. Besonders brisant: Diese Eigenanteile steigen weiter an. Gründe dafür sind nicht nur die allgemeine Preisentwicklung, sondern auch der Druck, Pflegekräfte besser zu bezahlen. In vielen Einrichtungen verdienen Fachkräfte derzeit kaum mehr als den Mindestlohn – angesichts des Arbeitsvolumens und der Verantwortung ist das kaum haltbar. Für Pflegebedürftige bedeutet das: Die monatlichen Kosten werden steigen – und damit auch der finanzielle Druck auf Familienbetriebe.
Um sicherzustellen, dass weder Ihr Betrieb noch Ihre Familie durch einen Pflegefall finanziell belastet werden, ist der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung unverzichtbar. Diese hilft, die Versorgungslücke zu schließen. Zudem behalten Sie die Kontrolle darüber, wer Sie betreut und wo Sie gepflegt werden.
Nachfolge. Pflegelast in Übergabeverträgen
Wenn ein Betrieb im Rahmen einer vorweggenommenen Erbfolge (z. B. durch einen Übergabevertrag) auf die nächste Generation übertragen wird, gilt das rechtlich als Schenkung – auch wenn im Vertrag Gegenleistungen vereinbart sind (z. B. Altenteil, Pflegeverpflichtung). Wird der Übergeber später pflegebedürftig und reichen seine Mittel nicht aus, übernimmt das Sozialamt die Kosten. Um diese Ausgaben zu refinanzieren, kann das Amt Schenkungen bis zu zehn Jahre rückwirkend zurückfordern (§ 528 BGB). Behält sich der Übergeber ein Wohnrecht, Nießbrauch oder eine umfassende Nutzungsmöglichkeit am Hof vor, dann beginnt die 10-Jahresfrist erst mit dem Verzicht auf diese Rechte.
Es gibt Fälle, in denen sind Betriebsleiter gerichtlich dazu verurteilt worden, ihr Anlagevermögen zu verkaufen, um die Pflegekosten für ihre Eltern zu decken – ein Szenario, das für die langfristige Stabilität des Betriebes verheerend sein kann. Die Annahme, dass der Staat automatisch einspringt, verkennt die wahren Realitäten.
Welche Optionen stehen Ihnen zur Verfügung? Es gibt verschiedene Versicherungsmodelle, die von Pflegerenten über Pflegekostentarife bis hin zu Pflegetagegeldversicherungen reichen. Alle Modelle haben gemeinsam, dass die Kosten der Versicherung von Ihrem Alter, Gesundheitszustand und der Höhe der gewünschten Leistungen zum Zeitpunkt des Abschlusses abhängen.
Besonders sinnvoll ist oft eine Pflegetagegeldversicherung, bei der im Pflegefall eine feste Summe pro Tag ausgezahlt wird. Die Höhe des Tagegelds richtet sich nach dem jeweiligen Pflegegrad und kann flexibel genutzt werden. Es kann zudem sinnvoll sein, verschiedene Versicherungsanbieter zu kombinieren. So bieten einige Gesellschaften spezielle Pflegetagegeldversicherungen für Demenzpatienten an, die mit anderen Tarifen kombiniert werden können. Beachten Sie, dass die Gesundheitsanforderungen der Versicherer unterschiedlich sind, was den Zugang zu bestimmten Tarifen beeinflussen kann. Marktübersichten, Ratings und fundierte Vergleiche helfen Ihnen dabei, den Überblick zu behalten und die passende Versicherung zu finden.