
Serie Wald
Rechtlicher Rahmen für Brennholz
Wirtschaftsaspekte von Privatwald
Holzvermarktung
Rechte & Pflichten für Waldbesitzer
Neue Geschäftsfelder entdecken
Geschäftsfelder. Wald hat nicht nur Holz zu bieten
Für die meisten Waldbesitzer ist der klassische Holzverkauf die Haupteinnahmequelle. Doch daneben gibt es von Begräbniswäldern bis hin zur Bucheckernvermarktung viele weitere interessante Geschäftsfelder. Christian Mühlhausen stellt einige vor.
Geschäftsmodelle ändern sich – entweder weil es möglich oder unausweichlich ist. Das gilt auch für den Privatwald. Zum einen, weil durch großflächige Kalamitäten, aber auch Naturschutzausweisungen die klassische Haupteinnahme aus dem Holzverkauf nicht mehr wie bisher zur Verfügung steht. Aber auch, weil sich schlichtweg eine Reihe von neuen Geschäftsfeldern aufgetan haben, die neue Möglichkeiten bieten, Erträge aus dem Wald zu generieren.
Begräbniswald
Es ist eine Binsenweisheit: Gestorben wird immer. So, wie Essen und Trinken zum Leben gehört, so endet dieses Leben auch irgendwann einmal für jeden. Rund eine Million Mal passiert das Jahr für Jahr in Deutschland. Dabei hat sich die Bestattungskultur in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert. Statt der klassischen Erdbestattung, wie sie zur Jahrtausendwende noch überwiegend war, lassen sich heute über die Hälfte der Verstorbenen einäschern. War für die Asche bislang das Urnengrab auf dem Friedhof oder alternativ die Seebestattung möglich, hat sich das mit der 1999 in der Schweiz durch Ueli Sauter angestoßenen Waldbestattung sowie der Eröffnung des ersten Friedwalds in Deutschland im Jahr 2001 grundlegend geändert. Das höhlte auch den bisher geltenden Friedhofszwang allmählich aus.
Heute gibt es über 200 Bestattungswälder in Deutschland. Fast monatlich kommen neue hinzu. Je nach Standort und Professionalität der Umsetzung kann so ein Projekt ein einträgliches Geschäft für einen Forstbetrieb sein und dabei sogar das klassische Kerngeschäft aus dem Verkauf von Holz und Nebenprodukten übertreffen.
»Die letzte Ruhe unter einem Baum«, oder »Fortbestehen des Menschen als Quell neuen Lebens« – das spricht nicht nur die Sehnsucht vieler nach dem Lebenskreis an. Es motiviert auch Menschen, die das bisherige Bestattungssystem für veraltet, überholt und überteuert halten. Gerade in einer Zeit, in der es nicht selbstverständlich ist, dass die Hinterbliebenen am Ort des Verstorbenen bleiben und sich über viele Jahre um die Grabpflege kümmern können oder wollen – verbunden mit dem Gedanken, dass viele Verstorbene der nachfolgenden Generation nach dem Tod nicht zur Last fallen möchten.
Eine natürliche Umgebung, keine zeitlich und finanziell aufwendige Grabpflege sowie oft deutlich geringere Kosten für die Bestattung: Das gab der Idee der Begräbniswälder deutlichen Auftrieb – und bescherte der Forstwirtschaft ein neues, oft lukratives Geschäftsfeld. Für eine einfache Grabstelle werden je nach Anbieter, Baum, Dauer der Grabstätte und Ort meist um die 500 € fällig. Für einen ganzen Baum (etwa für die Familie) sind es schnell 7 500 € und mehr. Dabei gilt das Gegenteil der klassischen Prinzipien der Forstwirtschaft: Je knorriger, skurriler und astiger ein Baum, desto höher ist in der Regel der Preis. Doch auch junge Bäume sind erhältlich. Etliche Anbieter stellen nicht nur Bäume für das Begräbnis zur Verfügung, sondern auch Waldbiotope wie Sträucher, Findlinge, Felsen oder Ähnliches. Die Bestattung an sich kostet meist nur wenige Hundert Euro.
Bestattungswälder findet man im gesamten Bundesgebiet. Von den etwa 200 befinden sich 88 unter dem Dach des Pioniers »FriedWald«. Der Wettbewerber »RuheForst« zählt aktuell 85. Dazu kommen noch etliche ohne einen Franchise-Partner betriebene Wälder von Gemeinden und Privatwaldbesitzern. So wie etwa die Stadt Hann. Münden im Landkreis Göttingen. Die Kommune ist mit über 2 000 ha Forst nicht nur zweitgrößter kommunaler Waldbesitzer in Niedersachsen. Seit 2021 ist sie auch direkter Anbieter von Bestattungen im Wald: Auf einem malerisch über dem Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser gelegenen 3,4 ha großen Areal mit alten Eichen und Buchen stehen über 1 500 Grabstätten unter 160 Bäumen zur Verfügung. 119 Grabstätten konnte die Stadt in 2,5 Jahren verkaufen – und damit auch den Rückgang der bisher einträglichen klassischen Bestattungen auf Friedhöfen in Teilen kompensieren. Wie in vielen Bestattungswäldern ist auch hier das Begräbnis von Sternenkindern (also Totgeburten oder verstorbenen Säuglingen bis zu einem Monat) kostenlos.