Zwischenfrüchte sind für viele Betriebe zu einem zentralen Baustein im Ackerbau geworden und werden es künftig noch stärker sein: Die neue GAP ab 2023 knüpft jetzt den Erhalt der Basisprämie an eine Winterbegrünungspflicht: Flächen müssen über den Winter hinaus bewachsen sein, wenn vor dem 1. Oktober geerntet wurde und keine Winterung folgt.
Daher sollten sich Landwirte noch intensiver mit dem richtigen Management der Zwischenfrüchte beschäftigen. Dazu gehört nicht nur die Auswahl der standortgeeigneten Arten, sondern auch der effektive Umbruch, wobei beides betriebsindividuell betrachtet werden sollte. Entscheidend bei der Auswahl der Arten ist ein Blick auf die im Betrieb gängige Fruchtfolge und die Ziele, die durch die Zwischenfrucht erreicht werden sollen.
Mechanisch statt Glyphosat
Der effektive Umbruch ist wiederum in großen Teilen abhängig von der Wahl der Arten und der im Betrieb vorhandenen Technik. Bei abfrierenden Arten ist ein Bodenbearbeitungsgang vor der Aussaat in aller Regel ausreichend für den Umbruch. Bei winterharten Zwischenfrüchten wird der Umbruch aktuell häufig mit einem Totalherbizid kosteneffektiv eingeleitet und mit anschließender Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung ergänzt. Fallen nun glyphosathaltige Mittel weg, wird das rein mechanische »Handling« mit winterharten Arten wie Winterrübsen oder Gelbsenf deutlich anspruchsvoller. Ein Punkt, der hierbei zu berücksichtigen ist, sind die immer häufiger auftretenden milden Winter, die auch einige als »abfrierend« geltende Zwischenfrüchte (so einige Senfarten und-sorten) überstehen. Auch vor diesem Hintergrund kommt der Wahl geeigneter Mischungen zukünftig eine höhere Bedeutung zu. Somit ist abzusehen, dass die Bodenbearbeitung im Frühjahr zum Umbruch und Vorbereiten der Aussaat vor allem bei Pfluglos wirtschaftenden Betrieben herausfordernd wird.
Die Landtechnik-Hersteller haben die Herausforderung erkannt. So sind gänzlich neue Maschinen wie ein Hybridgrubber auf den Markt gekommen, aber auch Weiterentwicklungen von Scharformen bzw. neue Scharformen, die an bestehende Grubber angebaut werden können. Bei Vorführungen an drei Standorten in Nordrhein-Westfalen konnten die unterschiedlichsten Maschinentypen ihre Eignung für den Umbruch winterharter Zwischenfrüchte beweisen. Neben zwei aktiv über die Zapfwelle angetriebenen Geräten waren sechs bzw. sieben weitere, passiv arbeitende Maschinen mit Scheiben bzw. Zinken als Werkzeuge vertreten. Grundvoraussetzung war auf allen Standorten eine vorhandene, nicht abgefrorene Zwischenfrucht vor Zuckerrübe oder Mais. Im Vorfeld wurde ein Teil der Fläche gemulcht, wie es bei vielen Betrieben gängige Praxis ist. Auch eine Überfahrt mit einer Messerwalze im Winter ist eine Option, um den Bestand im Vorfeld zu zerkleinern. Die ausgewählten Hersteller wurden allesamt im Vorfeld angeschrieben, ob auch ein sicherer Einsatz im stehenden Bestand möglich ist. Den Rückmeldungen entsprechend wurde ein Teil der Fläche für die Maschinenvorführungen unbehandelt stehengelassen. Die Bodenbedingungen und Zwischenfruchtbestände unterschieden sich auf allen drei Standorten, um die Geräte bei ortsüblichen Gegebenheiten im Einsatz sehen zu können. Die Bedingungen waren nicht für alle Verfahren ideal, teilweise hätte es noch etwas trockener sein dürfen, um Schmierschichten zu vermeiden.
Die Maschinen
Imants Spatenmaschine. Der »Eco- Mix« durchmischt den Boden ab einer Tiefe von 7 cm. Gegenüber anderen Spatenmaschinen ist das auf der Vorführung gezeigte Gerät nur bis Arbeitstiefen von 20 cm ausgelegt. Nach der Spateneinheit folgt eine aktiv über Ketten angetriebene Walze, die sogenannte Eggenwalze. Diese Eigenerfindung von Imants rückverfestigt den Boden, krümelt die Oberfläche und hinterlässt ein fertiges Saatbeet. Der vorlaufende Culter lockert den Boden in bis zu 60 cm Tiefe und kann Verdichtungen lösen. Die Kombination aus Culter und Spatenmaschine kann zudem durch eine Säschiene ergänzt werden, wodurch Hauptbodenbearbeitung und Saat in einem Schritt erfolgt. Das mag bei den aktuellen Dieselpreisen durchaus interessant für den ein oder anderen Betrieb sein. Bei steinigen und feuchten Bedingungen sind dem Gerät Grenzen gesetzt. Die Flächenleistung ist bei Arbeitsgeschwindigkeiten um 5 km/h und 2,8 m Arbeitsbreite auf 1 bis 1,5 ha pro Stunde begrenzt. Die Spateneinheit vermischt den Bodenhorizont sehr homogen und konnte flächig arbeiten. Durch die Vermischung der Zwischenfrucht mit Boden und den dadurch anhaltenden Kontakt zum Boden, trieben einige Tage nach der Bearbeitung wieder Pflanzen aus.
Celli Bio-Bodenfräse. Ein entscheidender Unterschied gegenüber Fräsen aus längst vergessenen Jahren sind die großen Reifen, die das Gerät dem Bodenprofil exakt folgen lassen. Dies gewährleistet, dass die flache Arbeitstiefe von maximal 5 cm konstant eingehalten wird. Das hydraulisch verstellbare Heckprallblech ist im Einsatz absichtlich geöffnet. Schweres Material wie Bodenbestandteile fallen zuerst auf den Boden, leichteres Material wie die abgetrennte Zwischenfrucht werden oberflächlich abgelegt und vertrocknen an der Oberfläche. Nach der Ablage der Organik auf der Bodenoberfläche wird die Flächenrotte in Gang gebracht. Hierfür sind trockene und leicht windige Bedingungen optimal. Im Anschluss kann in einem weiteren Bearbeitungsschritt die Aussaat vorbereitet werden. Durch den aktiven Antrieb der Fräse in Fahrtrichtung hält sich der Kraftbedarf in Grenzen. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist limitierend, weshalb häufig große Arbeitsbreiten genutzt werden. Die auf zwei Standorten gezeigte 6 m breite, geklappte Fräse konnte im Zwischenbereich der beiden Fräsen nicht alle Pflanzen abschneiden. Durch die Stellung der Winkelmesser sollen zwar Schmierschichten verhindert werden, dennoch sollten die Flächen ausreichend abgetrocknet sein.
Einböck Schälpflug. Dieser kann bereits ab 12 cm Tiefe arbeiten und oben verankertes Material wenden. Seine ausschließliche Ausführung als Onland-Pflug mag zudem interessant sein, da keinerlei Pflugsohlenverdichtungen entstehen. Nach einem Bearbeitungsgang ist ein saatfertiger Boden für die Folgekultur vorbereitet. Für einen sicheren Maschineneinsatz empfiehlt es sich, die Organik vorab zu zerkleinern. So kann eine möglichst flache Arbeitseinstellung angefahren werden.
Treffler Präzisions-Grubber. Er hat im Gegensatz zu den anderen flach schneidenden Grubbern, starre, patentierte Zinken, die bewusst ein Vibrieren ermöglichen. Die vierreihige Anordnung des Zinkenfeldes mit 17,7 cm Strichabstand und einer Scharbeite von 26 cm bietet ordentlichen Durchgang. Die aufgesattelte Maschine ist auf die Höhenführung der Walze angewiesen. Die Tiefenführung vorne ist durch insgesamt vier pendelnde Stützradpaare gewährleistet. Ab 2 cm kann der Grubber ein flächiges Schneiden des Bodens erreichen. Nicht erfasste Pflanzen werden in einem weiteren Bearbeitungsgang nach einigen Tagen abgeschnitten. Der an der Walze verbaute Striegel legt auch hier die Organik oberflächig ab, damit diese von der Sonne austrocknen und verrotten kann. In einem Bearbeitungsgang konnten nicht alle Pflanzen vom Boden getrennt werden.
Amazone CatrosXL. Die Scheibenegge zeichnet sich durch die integrierte, vorlaufende Messerwalze aus. Diese zerkleinert auch stehenden Bestände zielsicher, bevor die 61 cm großen Scheiben den Boden schneiden. Ab 7 cm konnte ein flächiger Schnitt des Scheibeneggenfeldes erzielt werden. Die Messerwalze trennt die Pflanzen bei ausreichend Bodengegendruck effektiv in kleine Teile und ist auch mit höheren Beständen gut zurechtgekommen. Die Messerwalze lässt sich hydraulisch ein- und ausschwenken und ist zudem mit Druck beaufschlagt, um nicht nur über den Boden zu rollen, ohne Einwirkung auf die Pflanzen. Sind die Bedingungen noch zu feucht und die Tiefeneinstellung tief gewählt, kann es dazu führen, dass feuchter Boden an die Oberfläche geholt wird, der je nach Bodenart ein weiteres Mal bearbeitet werden muss. Eine einmalige Überfahrt reicht in den meisten Fällen nicht aus, um eine saatfertige Bodenoberfläche zu hinterlassen – auch nicht mit vorlaufender Messerwalze. Der Effekt der Messerwalze konnte insbesondere im stehenden Bestand überzeugen. Für ein gutes Arbeitsbild und effektive Wirkungsweise der Messerwalze sollte die Arbeitsgeschwindigkeit über 12 km/h liegen. Hierdurch werden hohe Flächenleistungen möglich.
Einböck Taifun. Im Unterschied zum Köckerling-Flachgrubber wird dieses Gerät über eine Walze im Heck in der Höhe geführt und nicht über in der Maschine verbaute Reifen. Der Taifun arbeitet mit 15 cm Strichabstand und 20 cm breiten Gänsefußscharen flächig und mit ausreichend Überlappung. Die Walze rückverfestigt den Boden noch leicht, während der nachlaufende Striegel organisches Material herauskämmt. Ähnlich wie der Bio-Allrounder konnte das Gerät nicht alle Pflanzen vom Boden trennen, wodurch ein weiterer, minimal tieferer Bearbeitungsgang notwendig wäre.
Lemken Rubin 10. Die Kompaktscheibenegge zeichnet sich durch die im Durchmesser 645 mm großen Scheiben aus. Sie können in einem Tiefenbereich von 5 bis 14 cm arbeiten. Ein weiteres markantes Merkmal ist die X-förmige Anordnung der Scheiben. Während bei anderen Scheibeneggen üblicherweise die gesamte vordere und hintere Scheibenreihe in eine Richtung angestellt ist (V-förmige Scheibenanordnung), ist die vordere und hintere Scheibenreihe bei der Rubin 10 in der Mitte geteilt. Konkret bedeutet das: Die vordere Scheibenreihe wirft den Boden nach links und rechts außen, die hintere von außen nach innen. Dadurch wird Seitenzug, der bei üblichen Scheibeneggen mehr oder minder stark auftritt, verhindert. Auch die Rubin schafft die Arbeit nur in den seltensten Fällen mit einer Überfahrt, sodass nachfolgend noch eine chemische oder mechanische Behandlung gegen auflaufende Pflanzen erfolgen muss. Auch in stehenden Zwischenfruchtbeständen war ein Einsatz möglich.
Lemken Koralin 9 KUA. Als Hybrid- Grubber bezeichnet Lemken seinen 2019 auf der Agritechnica vorgestellten Grubber. Denn vor dem Zinkenfeld ist ein zweireihiges Scheibeneggenfeld in V-Anordnung verbaut. Die Scheibenegge selbst entspricht mit 510 mm großen Scheiben und der Blattfederanbindung der hauseigenen Heliodor. Auf die Scheibenegge, die den Boden möglichst flach bearbeiten soll, folgt das Zinkenfeld. Die Zinken sind einzeln über Federn mit einer Auslösekraft von ca. 225 kg vor Überlast durch Steine etc. geschützt. Standardmäßig sind die Zinken mit 38 cm breiten Scharen bestückt, wodurch bei 30 cm Strichabstand ausreichend Überstand für einen flächigen Schnitt gegeben ist und im ersten Bearbeitungsgang nahezu alle Pflanzen abgeschnitten wurden. Sowohl das Scheibeneggen- als auch das Zinkenfeld sind unabhängig voneinander hydraulisch während der Arbeit in der Tiefe verstellbar. Der Arbeitstiefenbereich liegt zwischen 3 und 10 cm. Über insgesamt sieben Stützräder wird das Gerät in der Höhe geführt. Das Gerät kam auch mit dem stehenden Bestand zurecht, wobei deutlich wurde, dass das Haupteinsatzgebiet bei niedrigeren Pflanzenhöhen liegt und hohe Bestände vorzugsweise gemulcht oder mit einer Messerwalze bearbeitet sein sollten.
Köckerling Bio-Allrounder. Der neue Flachgrubber mit seinen Federzinken erreicht bei 15 cm Strichabstand und 22 cm breiten Gänsefußscharen ab etwa 3 cm einen flächigen Schnitt. Bei 15 cm Arbeitstiefe ist das Gerät am Limit. Flach abgeschnittene Organik wird durch den nachfolgenden zweireihigen Striegel an der Oberfläche verschleppt und von Erdanhang befreit. Die Philosophie, die hinter flach arbeitenden Geräten mit Zinken als Werkzeugträgern steckt, ist durchweg auch auf andere »Farben« übertragbar. In mehreren Überfahrten werden die Pflanzen vom Boden getrennt. Im ersten Arbeitsgang nicht erfasste Pflanzen sollen in einer nachfolgenden Überfahrt bei minimal tieferer Arbeitstiefe erfasst werden. Bei Arbeitsgeschwindigkeiten von 10 km/h und 4 m Arbeitsbreite sind Flächenleistungen von über 3 ha pro Stunde durchaus realistisch.
Kerner Stratos SA 500. Das Gerät war mit dem optionalen Vorwerkzeug X-Cut ausgestattet. Das Schneidwerkzeug besteht aus einer Kombination aus Messerwalze und Wellscheiben. Die Messerwalze schneidet organisches Material in Quer-, die Wellscheiben in Längsrichtung. Hierdurch soll gewährleistet werden, dass kein Material unbearbeitet in das Zinkenfeld des Stratos gelangt. Das Zinkenfeld ist vierbalkig mit einem Strichabstand von 15 cm aufgebaut. Die verbauten Federzinken können vollständig hydraulisch ausgehoben werden, wodurch der angegebene Arbeitstiefenbereich bei 0 – 15 cm liegt. Durch das Vorwerkzeug konnte der Stratos auch im stehenden Bestand ein gutes Arbeitsergebnis abliefern. Es wurde flächig geschnitten, allerdings auch hier nicht jede Pflanze von den Wurzeln getrennt.